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Reisebemerkungen

über

einen Theil

von

Italien, Frankreich und Engelland,

von

C. F. H. E.
[Christoph Friedrich Hecunca

Lindemann

Celle,

bey Runge und Richter,

I 7 8.4+

1970.2435

Stadtbibliothek
Augsburg

Vorbericht.

Es ist sehr in die Augen fallend, daß der Ens gelländer, Franzos, Italiåner und Teut sche c. jeder seinen eigenen Gesichtspunct hat, aus welchen er die ihm aufstoßenden Gegen: stånde zu beobachten pflegt. Die drey ersten Nationen sind für alles das, was ihnen selbst zugehöret, zu sehr mit Vorurtheilen eingenom men, auch meistens mit dem was auswärtig geschieht, nicht so sehr bekant, als daß sie allemahl von den Gegenständen ein treffendes Ur theil fällen, und dem, was mit dem ihrigen nicht übereinstimmet, allezeit Gerechtigkeit wie derfahren lassen sollten. Der Teutsche scheint sich am meisten zu beeifern, andere Nationen zu studiren, jedes Neue, was bey ihnen auf kommt, kennen zu lernen und anzunehmen, so daß ers oft in der Nachahmung zuweit treibt

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und seine Nationalwürde darüber vergißt. Das leztere ist nun freilich nicht gut. Indessen muß man doch sagen, daß der Teutsche seinen Nachbaren eher zu viel als zu wenig einräumt. Sollte er also nicht am besten zu Beobachtun gen über die verschiedenen Nationen disponirt seyn?

Gegenwärtige Schrift enthält weiter nichts als einige kleine Reisebemerkungen, um deren Bekantmachung der Verfasser ersucht worden ist. Indes dürfte vielleicht der Gesichtspunct, unter welchem er als teutscher Beobachter, der Fieben Jahre den Character und die Constitution der Engelländer zu studiren und mit andern Nationen zu vergleichen, Gelegenheit gehabt, nicht ganz mißfallen. Einige ausländische Wörter, welche ihm sehr oft die Sache besser auszudrücken schienen; oft aber, wie er gerne gesteht eine Nachläßigkeit im Styl sind, ers warten vom Leser eine gütige Nachsicht

C. F. H. L.

Reise von Minorka nach Livorno.

it nicht geringem Vergnügen verließ ich den 20.

M

März 1782 die Insel M. und gieng in der Suite des Hrn. G. M. auf einem Ragufischen Schiff, Esperanza genannt, nach Livorno. Die Aequinoctials winde die um diese Zeit herrschen, schienen ausge stürmt zu haben. Der Himmel heiterte sich nach lans gem Regen auf. Doch Boreas machte nur eine kleine Pause, wollte uns erst freundlichst in den Hafen nach einer dreytägigen glücklichen Fahrt einlaufen lassen; dann aber fieng er wieder mit Macht zu toben an. Wer konte froher und dankbahrer gegen Gottes Güte und seine über uns waltende Vorsehung seyn als wir! der Sturm der gleich nach unserer Ankunft erfolgte, war so heftig, daß selbst die Schiffe im Hafen Noth litten. In der Bay von Genua hat er großen Scha den angerichtet. Ja ein Genuesisch Schiff soll gar in See verlohren gegangen seyn.

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