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ältere Form von stare war stei, eine ältere Nebenform von dare war diei oder dei neben diedi; und daraus erst scheint sich, wie vendetti aus vendei, so stetti aus stei, detti aus dei entwickelt zu haben, ersteres ohne Rücksicht auf lat. steti, das sich eher im altspan. estido wiederfindet und das ital. stiedi oder steddi gelautet hahen würde. Bei der Perfectbildung der starken Verben hat Diez den Unterschied zwischen feci, fece, fecero, und facesti, facemmo, faceste treffend als den Unterschied zwischen stammbetonten und flexionsbetonten Formen bezeichnet. Wenn er aber weiter geht und sagt, das ganze starke Perf. hätte z. B. tacqui, tacquesti, tacque, tacquemmo, tacqueste, tacquero gebildet", so läfst er doch den Unterschied zwischen den aus dem Latein ererbten und zwischen den neugebildeten Formen zu sehr aufser Acht. Aus lat. tacui wurde natürlich ital. tacqui, dagegen konnte aus lat. tacuimus nimmermehr tacquemmo werden, welches letztere ein lat. tacuevimus vorausgesetzt hätte. Die Romanische Sprache hat vielmehr tacuimus, wie tacuisti und tacuistis, als durch Stammbetonung nicht geschützte Formen fallen lassen, und nach Analogie der schwachen Verba, wie vendemmo auch tacemmo, gleichsam lat. vendevimus und tacevimus, neugebildet. In dem Verzeichnifs der starken Verba statuirt Diez drei verschiedene Classen, je nachdem das Perfect auf i, auf si, oder auf ui ausgeht. Aus der ersteren Classe, die bei Diez ziemlich zahlreich vertreten ist, möchte ich den gröfsten Theil in die dritte Classe verweisen, insofern nach meiner Ansicht nur bei feci und vidi lateinische Perfecta auf i zum Grunde liegen, bei den andern aber gemeinromanische Nebenformen auf ui. So wenig wie caddi auf cecidi zurückzuführen ist, so wenig bevvi auf bibi, crebbi auf crevi, conobbi auf cognovi, Letztere beiden Verba, die in der ersten Ausgabe noch der ersten Classe zuertheilt werden, hat Diez selber in der zweiten Ausgabe schon in die dritte Classe versetzt. Das sinkende Latein, dem die Quantität abhanden kam, hätte venit und věnit, bibit und bibit, nicht mehr unterscheiden können. Da lag es sehr nahe, das ui, das ohnehin die Perfecta der zweiten lat. Conjugation bezeichnete, als ein deutlicheres Perfectkennzeichen, auch in weiterer Ausdehnung anzuwenden: cadui, bibui, pluvui, venui zu setzen, wie das Latein selbst schon habui, sapui, tenui, valui gesetzt hatte; und aus diesen

Formen scheinen sich mir alle jene Perfecta, denen Diez das Kennzeichen des einfachen i zuschreibt: caddi, bevvi, ebbi, piorei, ruppi, tenni etc. entwickelt zu haben; auch conobbi aus cognovui, crebbi aus crevui, deren bb sich kaum aus einfach lat. v hätte entwickeln können. Auch veddi für vidi scheint hierher zu gehören und aus vidui entstanden zu sein. Wie nun die starken Verba mit dem Perfect auf si auch das Particip auf so und to bildeten: arsi, arso; cinsi, cinto, selbst in Neubildungen wie resi, reso von rendere, so bildete sich bei den Verben mit dem Perfect auf ui, selbst wenn dieses ui durch Tonlosigkeit bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen war, das entsprechende Particip auf utus: caddi (cadui), caduto caduitus, und dieses Particip auf utus wurde dann auf alle Verba der zweiten Conjugation angewandt, da das tus der lat. zweiten und dritten wegen des tonlosen i, dem auch im Particip das unterscheidende Conjugationskennzeichen verlangenden Romanischen Sprachgeiste zu widerstreben schien, itus aber als Kennzeichen der Participia der Verba auf ire nicht zugleich für die Verba auf ere gebraucht werden konnte. Diez möchte diese Participialendung auf utus, die schon in die lateinische Zeit fallen mufs, da sie sich in alten Romanischen Sprachen, auch im Dacoromanischen, findet, auf die Analogie der lat. Verba auf uere zurückführen, aber gerade bei diesen ist entweder schon im Latein das Particip auf utus selten im Gebrauch gewesen, oder aber nicht in die Romanischen Sprachen, wenigstens nicht als eigentliches Particip übergegangen; von der auf S. 124 der neuen Ausgabe angeführten Reihe solcher lat. Participien auf utus z. B. kaum ein einziges. Dafs sich das aus dem ui des Perfects gebildete uitus oder utus nach dem theilweisen Verschwinden dieses Perfecti in Neubildungen an den Stamm fügte, liegt schon in dem Wechsel der Betonung. Wie crescesti neben crebbi, so fügte cresciuto sich zu demselben Stamm cresc; und obgleich habuitus zunächst auf habuit gegründet war, konnte doch die Verschiedenheit der Betonung die ursprünglich zusammengehörenden Formen einander sehr entfremden: avuto neben ebbe. Aber auch Anfügungen des utus an die Perfectform, die im Provenzalischen zur Regel geworden sind, kommen vereinzelt im Italienischen vor: vissuto neben vivuto, valsuto neben valucto. Eine Bereicherung dieses Capitels in der neuen Aus

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gabe besteht in der eingehenden Darstellung des Sardinischen Verbums und seiner Flexion in den verschiedenen Sardinischen Dialekten.

(Wird fortgesetzt.)

George Chapman's Tragedy of King Alphonsus, emperor of Germany.
Edited with an introduction and notes by Karl Elze, Phil, Dr.
Hon. M. R. S. L. Leipzig, Brockhaus, 1867. 8°.
152 pp.

Mit der hier vorliegenden sorgfältigen Ausgabe und literar.historisch-kritischen Beleuchtung der in Deutschland bislang so gut wie ganz unbekannten "Tragedy of King Alphonsus" von dem vorzugsweise durch seine Homerübersetzung berühmten Zeitgenossen Shakespeare's George Chapman hat Herr Elze einen höchst interessanten Beitrag zur Geschichte der englischen Literatur im Elisabethischen Zeitalter geliefert und seinen mannigfachen Verdiensten um dieselbe ein neues hinzugefügt. Das zuerst im J. 1654 gedruckte Stück erscheint hier nicht etwa seines poetischen Werthes wegen wieder vor dem modernen Leser, denn dieser Werth ist trotz einiger gelungenen Einzelheiten im Ganzen doch sehr gering. Was seine Hervorziehung aus dem Bibliothekenstaube, an welche die Engländer wahrscheinlich nie gedacht haben würden, so dankenswerth macht, ist seine literarhistorische Wichtigkeit. Es ist nämlich die bedeutendste Illustration zu jenen, besonders durch den Handelsverkehr vermittelten, internationalen Beziehungen, welche in und unmittelbar nach dem Elisabethischen Zeitalter zwischen England und Deutschland auch auf dem geistigen Gebiete Statt fanden und deren Wirkung auf unser Vaterland Herr E. bereits in seiner zur Shakespearejubelfeier im J. 1864 herausgegebenen Schrift,,, die englische Sprache und Literatur in Deutschland" dargestellt hatte. dieser Schrift erhalten wir nun hier gewissermassen das Gegenstück. Denn jene Wirkungen traten nicht minder deutlich in England hervor und Chapman's,,King Alphonsus" liefert den deutlichsten Beweis derselben. Das Stück behandelt einen Stoff aus der deutschen Geschichte, den Streit Königs Alphons von Castilien und Richard's von Cornwall um die deutsche Kaiser

Zu

krone, allerdings in einer die geschichtliche Wahrheit aufs ärgste verletzenden Weise. Aber es ist auch nicht die Wahl dieses deutschen Stoffes, welche hier in Betracht kommt, denn offenbar war es dem Dichter um die Verherrlichung des englischen Fürstensohnes, den er schliesslich auch zum deutschen Kaiser gewählt werden läfst, zu thun. Von entscheidender Bedeutung ist die Behandlung dieses Stoffes. Nicht nur verräth der Dichter eine wunderbar genaue Bekanntschaft mit den deutschen Institutionen, Sitten und Gebräuchen, kennt alle Rechte der deutschen Churfürsten, weifs wie ein deutscher Jüngling,, wehrhaftig" gemacht wird, schildert den Rhein in einer Weise, die auf Autopsie zu beruhen scheint, kennt deutsche Tänze, deutsche Weine und deutsche Sprüchwörter, sondern er beweist auch eine Kenntnifs der deutschen Sprache und augenscheinlich eine Vorliebe für dieselbe, wie man sie bei keinem seiner literarischen Zeitgenossen in England suchen würde. Dieser Kenntnifs und Vorliebe hat er aber in seinem Stücke dadurch Ausdruck gegeben, dafs er eine der Personen desselben, die Prinzessin Hedwig von Sachsen, von Anfang an bis fast zu Ende deutsch reden läfst. Ausserdem führt er zwei deutsche Bauern ein, die sich in ihrem niedersächsischen Dialekte unterhalten, und endlich sind auch die Reden der übrigen Personen vielfach mit deutschen Wörtern und Brocken wie plumper bawr, hüpsch bawr maikins, spiel fresh up, rummer dantzen u. s. w. gespickt.

Ein so ausgedehnter Gebrauch eines fremden Idioms in einer oder mehreren Rollen ist im englischen Drama sonst überhaupt ohne Beispiel, und dafs dieses Idiom hier das deutsche ist, erscheint somit in hohem Grade bedeutsam und characteristisch, nicht nur für den Verfasser, sondern ganz besonders auch für das Publikum, vor welchem die Tragödie sehr oft und mit grofsem Beifall und noch lange nach des Verfassers Tode aufgeführt wurde. Dieser letztere Umstand insbesondere läfst wohl annehmen, dafs jenes Publicum nicht vorzugsweise aus Leuten bestand, die durch den Reiz der Neuheit, auf der Bühne eine fremde Sprache zu hören, die sie nicht verstanden, in's Theater gelockt wurden, sondern in grofsem Umfange auch aus solchen, welche Verständnis für den Inhalt des Stückes und Sympathie mit demselben mitbrachten. Das Stück ist somit das bedeutendste Zeugnifs für die selbst in

der Literatur hervortretenden Wirkungen des internationalen Verkehrs zwischen England und Deutschland, und als solches hätte es, sollte man meinen, längst auch schon bei den englischen Literaturhistorikern die gebührende Beachtung finden müssen. Leider aber haben die Engländer für literaturhistorische Untersuchungen in dieser Richtung bis jetzt verzweifelt wenig Sinn. Auch William Rye, der in seinem sonst so höchst interessanten Werke: „, England as seen by foreigners" (s. unsere Bibliogr. f. 1865. Nr. 300) ein lebendiges Gemälde des Fremdenverkehrs in der Weltstadt im Zeitalter der Königin Elisabeth entwirft, hat den Einfluss desselben auf die englische Sprache und Literatur ganz unbeachtet gelassen. Die vorliegende Publication ergänzt diese Lücke auf das erfreulichste. Denn der Herausgeber hat sich nicht darauf beschränkt, einen blofsen Wiederabdruck des Chapman'schen Stückes zu besorgen, was an sich schon verdienstlich gewesen wäre, sondern er hat demselben eine sehr inhaltreiche Einleitung vorangeschickt, in welcher er, an Rye anknüpfend, den Spuren, welche die damalige Bekanntschaft mit deutscher Sitte und Sprache im englischen Drama zurückgelassen hat, von Anfang an bis zu ihrer gröfsten Ausdehnung in Chapman's Alphonsus nachgeht.

Der Verf. bespricht zunächst die verschiedenen Klassen der Londoner Gesellschaft jener Zeit, bei denen man, in Folge ihres Berufes oder ihrer Lebensstellung, mehr oder weniger Kenntnifs deutscher Sprache und deutschen Wesens voraussetzen darf. Als solche bezeichnet er den Hof, die Schauspieler, die Kaufleute, die Soldaten und Seeleute und endlich die deutschen Einwanderer in London selbst. Die Thatsachen sind hier überall mit grofser Vollständigkeit zusammengestellt, und mit der besonnensten Kritik verwerthet. Hinsichtlich des Hofes der Königin Elisabeth geht Elze in seinen Vermuthungen vielleicht ein wenig zu weit. Zwar dafs die Königin selbst etwas deutsch sprach wenn auch schlecht wird von Sir James Melville bezeugt. Dagegen scheinen uns Graf Leicester und Sir Robert Sidney hier kaum der Erwähnung werth. Ihre Kenntnifs des Holländischen die übrigens dürftig genug gewesen sein mag darf wohl kaum als eine Brücke zum Deutschen betrachtet werden. Ebenso erscheint es uns mehr als zweifelhaft, ob Lady Rich in den Kreis ihrer linguistischen

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