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franz. groseille entstellt und umgedeutet hervorgegangen, grofsen and gerechten anklang gefunden. Ein vergleich mit groom aus gome (bridegroom, ahd. prûtigromo, alts. brûdigomo) zeigt einerseits dasselbe, andrerseits grade ein umgekehrtes verhältnifs lautlicher entwickelung, wobei vorzüglich der umstand in anschlag gebracht werden kann, dafs in der englischen sprache das r überhaupt weniger gerollt, mithin in der aussprache weniger vernommen wird als in anderen sprachen. Ob vor der umdeutung in gooseberry übergangsformen wie "grooselberry, grooseberry, groseberry" anzunehmen seien, mag dahingestellt bleiben; sehr grofsen anhalt gewähren aber einige dialektische formen, z. B. schott. grossart, grosart, insbesondre grosers, wie in mehreren nördlichen provinzen Englands die stachelbeeren genannt werden. Das wort grossular, welches in den wörterbüchern als adj. (stachelbeerartig) und als subst. (green garnet) verzeichnet steht, erinnert unmittelbar an die lateinischen namen grossus, grossulus (unreife Feige), die bei Cato, Cels., Plin., Colum. angetroffen werden.

Dieser lateinische ursprung wird nun von den ersten und angesehensten etymologen für das franz. groseille geleugnet, wie es scheint, lediglich mit rücksicht auf das einfaches des einen und das doppelte des andern wortes. Diez, dem Ed. Müller und andre folgen, bezieht sich auf die deutschen namen Krausbeere, Kräuselbeere, welche auch in der holl. und den neunord. sprachen vertreten sind und den wallon. formen gruzele und grusiele entsprechen sollen. Ungeachtet der autorität des ausgezeichneten forschers und der scheu, welche man haben muss ihm zu widersprechen, fällt es ungemein schwer, sich von der richtigkeit seiner ansicht zu überzeugen, und unwillkürlich wird man versucht, den lateinischen ursprung, dessen früher Diez selbst, wie er mir mündlich mittheilt, sich bewufst gewesen ist, nicht fahren zu lassen.

Der botanische name Ribes grossularia" zeigt in seinem worte die bildung aus dem latein; gleich dem engl. grossular finden sich auch im franz, unmittelbar angrenzende formen, wie grossulariées, grossularine. Ferner aber ist in verschiedenen gegenden Deutschlands nicht blofs grosselbeere (Adelung) name der stachelbeere, sondern auch, wie Nemnich's lex. der naturgesch. nachweist, grusel-, grassul-, grasel-, grosalbeere, formen in denen & und ss gemischt auftreten. Dafs Ducange neben

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groseillier einigemal auch grouselier setzt, ist von geringerer bedeutung, als dafs er aufser der diesen wörtern zu grunde liegenden mlat. form groselerius (,,in quodam dumo seu groselerio") an zwei stellen auch den plur. grossilia bietet (,,coloni tenentur dare fictus de grossilibus ",,, laboratores non debent colligere seu movere de campis grossilia, minuta, uvas etc."). Sollten sich groselerius und grossilia etymologisch trennen dürfen? und wenn das nicht, beide lieber vom deutschen Kraus" als vom lateinischen ,,grossus" herzuleiten sein? Schwerlich, zumal da bei jener annahme das doppelte s viel auffallender sein müfste als bei dieser das einfache. Da die spanische sprache dem ss abgeneigt ist, so dürfte die form grosella, mit welcher Diez seine etymologische aufstellung beginnt, als lat.,, grossella", das dem ebenfalls deminutiven ,,grossula" zur seite stünde, gedacht werden. Dem spanischen wäre alsdann das französische wort, ohne dafs die ursprüngliche lateinische quelle einen einfluss äusserte, unmittelbar gefolgt.

Bonn.

K. G. Andresen.

Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Die Narrationes

des

Odo de Ciringtonia.

I.

Odo de Ciringtonia oder Cerintona, Ceritona, Syrentona, Sheritona etc. (Shirton), gewöhnlich nur Magister Odo genannt, war ein gelehrter Cisterciensermönch, dessen Blüthezeit zwischen die Jahre 1175 bis 1181 gesetzt wird. Die Nachrichten über ihn finden sich zusammengestellt in Baleus, Scriptor. illustrium Brittanniae Catal. Basil. 1559, 3, 18, S. 221; Ant. Possevinus Apparatus sacer, Colon. Agr. 1608, Tom. 2, S. 167; Jo. Pitseus, Relat. histor. de Rebus Anglicis, Paris 1619, Tom. I, S. 244; Caes. Egassius Bulaeus, Hist. univers. Paris. Paris 1665, Tom. 1, Saec. IV, S. 758; C. de Visch, Bibl. script. s. ord. Cisterc. Colon. 1656, S. 253, Oudin, Commentarii scr. Eccles. Lips. 1722, Tom. 2, S. 1623. Cave, Script. Eccl. S. 572. Ludov. Ballius, Bibl. Concionat. 3, 30, S. 128; Leland, Commentarii de scriptor. Brittannicis, Oxon. 1729, c. 180. S. 213; Tanner, Bibl. Britannico-Hibern. Lond. 1748, S. 560; Fabricius, Bibl. med. aev. Patav. 1754, Tom. 1, S. 159; Dufrenius, Ind. auct. Gloss. med. et inf. Lat. col. 134; Douce, Illustrations of Shakespeare, Tom. 2, S. 343; Th. Wright, Biographia Britt. litt., Anglonorman period, Lond. 1846, S. 226. Alle diese Werke geben über die Lebensumstände des Odo nur äusserst dürftige Auskunft, und eine Vergleichung derselben würde sich

Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. IX. 2.

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kaum der Mühe verlohnen, wenn sie nicht meistens zugleich ein Verzeichnifs der Schriften Odo's enthielten. Diese Verzeichnisse weisen eine nicht unbedeutende Reihe von Werken sowohl geistlichen wie weltlichen Inhalts auf, von denen indessen nur ein einziges, eine Sammlung von Homilien (Paris, 1520; Oudin, 2, 1624), gedruckt ist. Sehen wir nun von den theologischen Werken ab, um die Profanschriften Odo's genauer ins Auge zu fassen, so begegnet uns in den bibliographischen Zusammenstellungen der Literärhistoriker eine höchst auffallende Erscheinung fast jeder neue Autor giebt die von seinen Vorgängern mitgetheilten Angaben wieder und fügt diesen noch ein neues Werk oder doch eine bislang nicht nachgewiesene Handschrift hinzu. Der Grund dieser Erscheinung ist ohne Zweifel darin zu suchen, dafs keiner der erwähnten Schriftsteller mehr als Ein Werk Odo's in Händen gehabt hat, oder dafs sie Alle durch die Verschiedenheit von Titel, Anfangsnummer und Umfang der angeführten Werke irregeleitet wurden. Visch zählt die hierher gehörigen Schriften, die ausnahmlos Sammlungen von moralisirten Fabeln und Erzählungen sind, folgendermassen auf: Multa scripsit proverbia et parabolas tum sacras tum prophanas. Imprimis

Quae Aesopus graece exaravit, hic latina fecit, et commentariis illustravit, operique titulum praefixit.

Bestiarium, vel Brutarium, lib. 1, quod opus sic incipit: Iverunt ligna ut ungerent super se etc.

Opus sexaginta parabolarum, cujus initium: Quoniam ut dicit Gregorius.

Aliud praeterea parabolarum opus, incipiens: Aperiam in parabolis os meum etc. Legitur in libro Ruth etc. Narrationum librum unum.

Et alia plura.

Alle diese verschiedenen Werke schrumpfen nun bei näherer Betrachtung in ein einziges zusammen, welches allerdings, wie die meisten den Mufsestunden des Klosterlebens gewidmeten weltlichen Sammlungen, durch Aenderungen, Auslassungen und Einschiebungen der Abschreiber vielfache Umgestaltung erfahren hat, so dafs

einer oberflächlichen oder gar einer nur auf Titel und Anfangswörter gerichteten Betrachtung jede einzelne Handschrift leicht als ein besonderes Werk erscheinen konnte. Das ist im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert der Fall gewesen: so viele Handschriften bekannt waren, so viele Parabelsammlungen wurden dem Odo zugeschrieben, und zur Aufklärung des Sachverhalts wird es daher genügen, die einzelnen Handschriften kurz zu beschreiben; da aber eine jede dieser Handschriften ihre besondere Geschichte hat und bei dem Wechsel ihres Besitzers oder ihres Aufbewahrungsortes in den verschiedenen literärgeschichtlichen Werken verschieden bezeichnet ist, so wird dabei eine neue Reihe von Irrthümern beseitigt: die scheinbar bedeutende Anzahl der angeführten Manuscripte wird in ähnlicher Weise zusammenschmelzen, wie die Werke des Odo selbst. Nach Tanner's Angabe befinden sich zunächst zwei Handschriften in Cambridge, bezeichnet K, 17, 479 und Misc. L, 457. Sie gehören der Bibliothek von Corpus Christi College, tragen dort die Nummern 441 und 481, und stammen aus dem Vermächtnisse des Erzbischof von Canterbury, Matthew Parker. In beiden ist der Name Odo's genannt, die eine hat den Titel: 'De brutis animalibus et volatilibus', die andere: 'Parabolae'; der über die Manuscripte aus Parker's Vermächtnisse von Edw. Nasmith angefertigte Catalog ist 1777 erschienen. Zwei andere, ebenfalls in Cambridge, aber im Collegium S. Benedicti aufbewahrte Handschriften finden sich unter no. 1660, 18 und 1399, 23 in Catal. Cod. Mss. Angl. et Hibern. Oxon. 1697 verzeichnet. Sie tragen gleichfalls den Namen Odo's und die eine ist betitelt: 'De brutis animalibus', die andere: Parabolae ad laudem ipsius qui est Alpha'. Ob beide Paare identisch sind, kann ich bei der für Auswärtige fast absoluten Unzugänglichkeit der meisten durch Vermächtnisse in den Besitz der englischen Collegiums-Bibliotheken gelangten Manuscripte leider nicht entscheiden; unter allen Umständen wird das erste die Sammlung enthalten, welche in den literärgeschichtlichen Werken 'Bestiarium vel Brutarium' genannt zu werden pflegt, und der

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