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Was zuletzt den gebrauch des h. s. betrifft, so herscht er erstlich in Island von anfang an im privatleben, in den volksmässigen verträgen der schiedsgerichte des handels und des lohnes, meist neben dem h. e., doch namentlich überwiegend in den wehrgeldern der heidnischen und ersten christlichen zeit. keine einzige gesetzliche bufse ist danach bestimmt; das rechtsbuch nennt diese art von geldsumme nur einmal in seinem ganzen umfange, wie es scheint, als eine alterthümliche: im süden also mag sie schon im 12n jahrh. in abnahme gekommen sein. fast mit ausschlufs anderer rechnungsarten besteht das h. s. in den wenn auch jetzt oder noch einige zeit später niedergeschriebenen sagen welche begebenheiten aus dem 10n und 11n jh. erzählen, in allen wehrgeldern der Nialssaga, der Broddhelga und Liosvetningasaga. so auch in den sagen von Vigaskuta, Vallaliot und den Svarfdælir (10s jh.), wo sich auch h. e. in schiedsgerichten daneben zeigen. ebenso in der Fostbrædrasaga und in der von Biörn Hitdælakappi, die sich im 11n jahrh. und ebenfalls im nördlichen Island bewegen. dagegen die Sturlungasaga, welche die geschichte von 1110-1264 enthält, hat sowohl in den wehrgeldern und abfindungen der kürzeren erzählungen aus dem 12n jh. als in den ausführlicheren des 13n jh. nur ellenhunderte, zuweilen mit dem zusatz vadmala, gewöhnlich unbenannte, und zwar bis zu sehr grofsen zahlen, aber auch nicht einmal mehr das h. s. wenigstens im anfang des 13n jh. mag hier die rechnung nach h. s., wenn auch noch in nördlichen theilen nicht ganz erloschen, doch im ganzen aufser gebrauch gekommen sein. zwischen 1211 und 1217 kam ein in Island sehr berühmter rechtsfall vor, wobei das schiedsgericht eine menge von hohen bufsen verfügte. ein Rafn Sveinbjarnarson war in seinem hause durch einen bewaffneten haufen überfallen und ermordet, dabei haus und hof verbrannt, das gut geraubt, und die bewohner der umliegenden höfe gebunden worden, zugleich war zweien von Rafns hausleuten der fufs abgehauen. darauf wird entschieden: von den helfern werden fünf auf immer verwiesen, die übrigen, wie der anstifter auf fünf jahr, jeder der helfer zahlt 3 hundert, der anführer 120 hundert für den mord, für jeden der abgehauenen füfse 30 hundert, an den eigner des handels aber, Rafns nächsten verwandten, noch aufserdem 30 hundert. mehrere sagen z. b. die nach Rafn Sv. benannte, und die Sturlunga erzählen den fall mit denselben angaben, überall nur in ganz unbenannten hunderten, welche natürlich h. e. sind, und selbst die hauptbufse

von 120 h. e. überschreitet das mafs der alten in der Niala vorkommenden nicht besonders, da dort das gewöhnliche wehrgeld 2 h. s. also 2 mal 24 h. e. war, höheres aber bis auf 6 und 8 h. s. stieg. sieht man blofs auf die zahl der hunderte von ellen, so waren die 8 h. s. 192 h. e. aber die Sturlunga hat später allerdings viel gröfsere bis zu 240 ja zu 360 h. e. ein andrer vielerzählter fall ist die von Haflidi 1122 geforderte bufse, die alle quellen nur nach h. e. ausdrücken.

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In Norwegen ist sicher die heimat des isl. h. s. zu suchen, wie von dort auch das h. e. und die gesammte ellenrechnung herüberkam. die norwegischen gesetzbücher haben es so wenig als das isländische in ihre bufsbestimmungen aufgenommen, in den südlichen ist nach kühen, ellen und marken, in dem nördlichen nur nach marken und unzen des münzsilbers gerechnet. die geschichtsquellen geben wenig rechtshändel, und nicht mit der vorliebe der Isländer die entscheidungen der schiedsgerichte in allen einzelheiten. doch kommt es hier und da noch vor, so in der besprochenen stelle des Heimskr. 5, 172. auch in Dänemark mufs es in sehr frühen zeiten einheimisch gewesen sein, wie ich aus der folgenden zusammenstellung erbringe.

Es ist bekannt dafs die fremden ansiedler welche das ganze nördliche und östliche England überzogen hatten unter den angels. königen, auch nachdem sie von diesen unterworfen waren, ihre heimatliche rechtssitte, das danalag, fortbehalten durften. dafs es mehrere nördliche stämme waren, und dafs sie gleichmäfsig die gewohnheit nach hunderten zu rechnen fortsetzten, ersehen wir aus den leges Edwardi confessoris, die noch eine bestimmung aus des zweiten Wilhelms zeit 1087-1100 enthalten, in der stelle wo es vom bruch des königsfriedens heifst quicumque scienter infregerit eam: XVIII hundreda in Danelaga' (sc. solvat), wozu c. 31 derselben gesetze die erläuterung giebt forisfacturum hundredi Dani, Norwegienses VIII lib. habebant, übereinstimmend mit der angabe in Wilhelms des eroberers gesetzen, jene verletzung des königsfriedens sei mit 144 pfund zu büfsen. zu diesem zeugnis aus dem ende des 11n jahrh. kommen andere aus dem anfang und aus der zweiten hälfte desselben. in Ethelreds zu Wanetinge gegebnen verordnungen heifst es c. 2 and pat grid, pat se ealdorman and conges gerefa on fif burga gepincda sylle, bete man mid XII hundrum, im burgbann mid VI hundrum, der friede den man in einem gerichtsbezirk

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(wapentac) giebt mit 1 hundert, den im bierhaus gegebenen bei einem todten mit 6 halbmark, bei einem lebendigen mit 12 oran wo zugleich die den rein ags. gesetzen fremden bestimmungen nach marken und unzen (ora =norw. aurir) beweisen dafs man skandinavische rechtssitte und rechnungsweise vor sich hat und dafs jenes hundred ein grosshundert von unzen zusammenfafst. die sache wird nicht geändert dadurch dafs weiterhin in den Wanetinger gesetzen geschrieben ist lecge án C tô vedde... gilde án C; diese schreibung beweist auch im isl. rechtsbuch nicht ein römisches hundert. auch in dem 1087 beendigten dômesdaybôc findet sich wo von nördlichen gegenden die rede ist, nie für den süden, das büfsen mit hundreden was man fälschlich als ein büfsen in gemeinschaft mit gerichtsbezirken genommen hat. so wird von Lincolneshire gesagt pax manu regis vel sigillo eius data, si fuerit infracta, emendatur per XVIII hundret. unum quodque hund. solvit VIII lib. duodecim hund. emendant regi et VI comiti. in etwas befserem latein wird diese hundertbufse anderwärts angeführt in Snotinghamsoire et in Derbiscire pax regis manu vel sigillo data, si fuerit fracta, emendatur per XVIII hundret, unumquodque hund. VIII lib. dieselbe bufse auf höchsten friedensbruch war in anderen landestheilen geringer; in York, sagt eben das verzeichnis, regi solummodo emendatur per XII hund. unumquodque hund. VIII lib. in Kent standen darauf nur einfache acht pfund, in Cestershire gar nur C solidi.

Ich kann den gebrauch des h. s. bei den Dänen und Norwegern im alten England ferner bis ende des 12n jh. und rückwärts bis anfang des 10n jh. belegen. die geschichte der kirche von Hagustald in Northumbrien, welche Twysden veröffentlichte, wurde von einem dasigen prior Ricard verfafst, der 1190 starb. darin heifst es si quis igitur quemlibet cuiuscunque flagitii reum et convictum infra (1. intra) quatuor cruces quae sunt extra villam de Hestaldasham capit et retinet, universali iudicio II hundredh emendalit, si vero infra (1. intra) villam, IV hundredh, si vero intra muros atrii ecclesiae, VI hundredh, si autem intra ecclesiam, XII hundredh, si vero intra valvas chori, XVIII hundredh ... in hundredh VIII librae continentur. ein anderes jedesfalls viel früheres zeugnis gewährt die historia sancti Cuthberti. sie schliefst mit einer urkunde könig Athelstans, worin viele kostbarkeiten geschenkt werden, danach heifst es implevit autem praedictas cuppas pecunia

optima et iussu ipsius obtulit totus exercitus eius sancto Cuthberto 12 hundred et eo amplius.

Dafs das h. s. nicht erst durch die dänische herschaft seit Knut dem grofsen nach England kam, beweist sicher die obige stelle aus Ethelreds gesetzen. aller wahrscheinlichkeit nach bestand es schon im 9n jh. in dem dänischen reiche in Ostanglien, dessen könig Guthrun († 892) in den verträgen mit ags. königen die rechnung nach halbmarken und unzen hat, wie auch die gesetze von Wanetinge, in denen daneben das h. s. steht.

Die schwierige frage wie nun die hundert unzen der Skandinavier in England zu berechnen sind, dafs sie im 11n jh. acht englische pfund an werth haben könnten, und wie es sich erklärt dafs sie in norwegischem gelde in eben dem jahrh. nur acht mark r. s. galten, beantworte ich in einer eignen untersuchung über die mafs und werthverhältnisse der Angelsachsen, die ich sobald sich ein verleger findet zu veröffentlichen denke. das aber bestätigt sich schon jetzt aus der ags. parallele, ein hundert, welches bei den Norwegern in England 8 pfund oder 96 unzen betrug, konnte nicht bei den Norwegern in Island ein ellenhundert sein und nur 20 unzen gelten; auch konnten die darin enthaltenen 120 unzen nicht reine silberunzen, sondern nur gezählte münze bedeuten, sonst würde sie Wilhelm der eroberer nicht auf 96 reduciert haben, da seine einkünfte aus dem nördlichen lande zumeist in solchen hunderten bestanden.

Die gewohnheit selbst, bei zahlen die gezählte einheit besonders in silber auszulafsen, ist übrigens uralt. bei den Hebräern, wo die einheit in allen gesetzlichen bufsen der sekel ist, heifst es 20 silbers, tausend silbers im texte gen. 37, 28. 20, 16. und bonum mihi lex oris tui super milia auri et argenti ps. 118, 72 vulg., was der Angelsachse ebenso pûsende goldes and seolfres wiedergiebt, da auch die Angelsachsen unbenannte tausende hatten, von verschiedenen einheiten. dafs auch die Franken und andre hochdeutsche stämme ehedem hunderte silbers hatten ist zu erwarten.

MARBURG.

DIETRICH.

ZUR KLAGE.

Unter den wörtlichen übereinstimmungen zwischen der Klage und der Nibelungen noth sind mehrere von der art wie sie formelhaft in der epischen dichtung häufig auftauchen; wie wenn in beiden gedichten Rüdeger vater aller tugende heifst, welchen ausdruck vielleicht schon Widukind von Corvey in einem sächsischen liede über den untergang des Thüringer reiches vorfand: qui merito bonarum virtutum pater patrum dicebatur, nomine Hathagat (1, 11). etwas anderes ist es doch mit wörtlichen übereinstimmungen die nichts formelhaftes an sich haben, keinen ausdruck betreffen der an allen möglichen plätzen anwendung finden kann, sondern in solchen ausdrücken und wendungen erscheinen die nur in bestimmtem zusammenhange bestimmter sagen vorkommen können. von dieser art haben Klage und Noth überraschende beispiele. Str. 1803 der Noth, in der fortsetzung des 17n liedes, lautet swie grimme und wie starke si in vient wære, hete iemen geseit Etzeln er hete wol understanden durch ir vil starken übermuot Kl. 472

wolde der rehten mære,
Krimhilt ir swester.

diu rehten mære,

daz doch sit da geschach:

ir deheiner ims verjach. ówe daz nieman mir verjehen daz in so vient wære

558 jd wær ez anders mir geseit, ir tôt und mîn arbeit het ich wol understân.

1715

142

von ir selber schulden

und von ir starken übermuot số hán wir die recken guot
verlorn alle geliche.

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die worte der Etzeln hete kunt getán decken sich wenigstens im
sinne vollständig mit den entsprechenden der strophe. man sieht,
die stellen der Klage setzen dieselbe fast ganz in der gestalt voraus
in der sie uns vorliegt.

N. 1847, 4, im selben liede, spricht Blödel
alle wågen den lip.

dar umbe suln wir helde

Nib.2139.

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