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folgen, welches die Meisterstücke habe entstehen sehen und um ein Vorbild des Stils und der Entwicklung der dramatischen Musik vor den jungen Künstlern aufzurichten, die sich dieser Musikgattung widmen würden.“

Man hat viel von den Schülern Gluck's gesprochen; in dem, worin seine Größe bestand, hat ihn aber keiner von ihnen erreicht, am meisten noch Cherubini. Gewiß ist es ein ernsterer, tieferer Ton, den Méhul angeschlagen, von der Stilgröße Glucks zeigen aber seine Werke nur wenig. Auch er, wie alle französischen Tonsezer, die, wie Auber, Herold, neben und nach ihm die heroische Oper pflegten, hat noch gewisse Berührungen mit dem Geiste der komischen Oper. Ueberhaupt aber hatte die französische heroische Oper nach Gluck's Weggang noch lange mit der italienischen Oper zu kämpfen. Die Namen Sacchini, Spontini, Rossini, Bellini, Donizetti und Verdi bezeichnen ebensoviele Siege der italienischen Oper, die sich schon lange neben der großen französischen Oper*) ein eigenes Theater in Paris gegründet hatte und immer über die vorzüglichsten Gesangskräfte verfügte. Nur der deutsche Meyerbeer hat über sie einen nachhaltigen Triumph zu verzeichnen gehabt, während Halévy, Ambroise Thomas und Charles Gounod ihren Erfolgen nur

*) Nach dem Brande des Palais Royal wurde die Académie de Musique in die Salle à machines der Tuillerien verwiesen. Que cette nouvelle salle est sourde! sagte einer im Publikum. Elle est bien heureuse, erwiderte ihm sein Nachbar, der schlagfertige Abbé Galiani. Das Theater des Palais Royal wurde zwar wieder hergestellt und 1770 bezogen, brannte aber 1781 aufs Neue ab. Die Académie wurde nun in den Saal der Menus Plaisirs du Roi und kurze Zeit später in das inzwischen hergestellte Theater der Porte St. Martin überführt (1781). 1794 übersiedelte sie in das Théâtre national und nahm den Titel Opéra national sowie etwas später den des Théâtre de la Republique et des Arts an, der sich unter dem Kaiserreich in den der Académie impériale de musique und nach dessen Ende in den der Académie royale de musique verwandelte. Die Ermordung des Herzogs von Berry in ihren Räumen, veranlaßte einen neuen Umzug in den Saal Favart, bis das von Debret gebaute Theater in der Rue Pelletier und neuerdings der von Garnier aufgeführte Prachtbau das Domicil der französischen großen Oper wurde, und 1848 den Namen des Théâtre de la Nation, unter Napoleon III. den des Théâtre impérial de l'Opéra und seit 1870 den des Théâtre nationale de l'Opéra erhielt. Als Sänger traten bei der Académie de musique in der Gluck'schen Periode hinzu: Melles Rosalie Levasseur, St. Huberti, Maillard, Gavaudon, Laguerre, Dozon, sowie die Herren Moreau, Lainé, Chéron,

Die Tragödie im 18. Jahrhundert.

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nothdürftig das Gleichgewicht zu halten vermochten. Doch auch die komische Oper sank nach Auber und Adam allmählich immer tiefer herab. Als Dichter ragten im 19. Jahrhundert Jouy, Hoffmann, Planard, Aumer, Deschamps, Germain Delavigne, St. Georges Mellesville und besonders Scribe hervor.

Die Tragödie im 18. Jahrhundert bis zur französischen Revolution.

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Umschwung der Zeit. Erste Proteste gegen den Academismus der Bühne.
Perrault's Kampf gegen die Alten. Houdard de la Motte. Crébillon.
Voltaire. Charakter der Zeit unter der Regentschaft. - Einfluß derselben auf
Voltaire's Charakter. Dessen Jugendgeschichte. - Oedipe. Verbannung nach
England. Einfluß des englischen Geistes auf ihn. Voltaire's dramaturgische
Ansichten; sein Verhältniß zu Shakespeare. Zaire. La Mort de César;
Voltaire der Vertheidiger Shakespeare's; Abschwächung seines Enthusiasmus für
diesen. Mahomet.
Verhältniß zu Crébillon.

Merope.

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Le Kain und die Théatres de Cabinet. -Voltaire's Uebersiedelung an den Hof Friedrichs des Voltaire im Exil. - Kampf mit der Genfer Orthodoxie und Rousseau über das Theater. Theatralisches Leben bei Voltaire. L'Ecossaise.

Großen.

-

Tancrède. Bruch mit Mad. de Pompadour.

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Adoption von Melle Corneille. Die Ausgabe der Corneille'schen Werke. Die Uebersehung des Shakespeare'schen Julius Cäsar. Voltaire als Gegner Shakespeare's.

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Voltaire in Paris.
die Ueberführung seiner Leiche nach Paris.
tischer Dichter. Chateaubrun. Piron.
Dorat. Saurin.

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Sein Begräbniß und
Voltaire's Bedeutung als drama-
Pompignan. Marmontel.
La Harpe.

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Du Belloy.

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Le Mierre.

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Ducis.

Buckle hat es mit Recht als ein Verdienst Richelieu's bezeichnet, den Geist religiöser Duldung so viel als möglich festgehalten zu haben. Mazarin und anfänglich auch Ludwig XIV. sind dieser Anschauung treu geblieben. Wenn Richelieu sich sogar gelegentlich mit protestan

Rousseau, L'Arrivée, Le Gros, Chardini, Lays; in der Revolutions- und Kaiserzeit: Delles Rousselois, Chéron, Branchu, Henry, Sophie Cruvelli, Poinsot, Albert, Armand, sowie die Herren Dérivis, Nourrit, Bertin, Roland, Laforêt, Lavigne; bis zur Julirevolution, Delles Greffari, Cinti, Dabadie, Mori, sowie die Herren.

tischen Fürsten gegen katholische alliirte, so verband sich Mazarin mit dem republikanisch-puritanischen Cromwell, so suchte Ludwig XIV. die Macht der katholischen Geistlichkeit auf alle Art zu beschränken, so zog er Anfangs gerade solche Männer zu sich heran, welche die neuen Anschauungen, den Geist der neuen rationellen Methode auf Verwaltung und Regierungskunst anwendeten.

Wenn diese Duldsamkeit die großen Geister auch nicht ins Leben rief, welche damals auf den verschiedensten Gebieten der Kunst und des Wissens in Frankreich hervortraten, so hat sie doch zu der freieren, kühneren Entwicklung, welche sie nahmen, wesentlich beigetragen und den von ihnen ausgehenden Wirkungen eine größere Verbreitung gegeben.

Andrerseits- und dies hat Buckle zu wenig ins Auge gefaßt war aber Richelieu auch wieder derjenige, welcher die Centralisation des geistigen Lebens und aller Kräfte zur Stärkung der königlichen Gewalt in einem solchen Umfange herbeiführte und auch hierin von Mazarin nachgeahmt wurde, daß Ludwig XIV., die Erbschaft dieser großen Männer antretend, deren Einheitsbestrebungen in seiner Person nur noch zum Abschluß zu bringen brauchte. Dies mußte jenem Geiste der Duldung aber in einer Weise entgegenwirken, die eine Abschwächung desselben nothwendig zur Folge hatte und endlich zur völligen Unterdrückung desselben führte.

Denn unmöglich konnte man in einem Staatswesen, welches in Allem auf Einheit in der Person des Monarchen zurückgeführt werden sollte, so wichtige Gebiete, wie es die der Religion und des Glaubens waren, auf die Dauer der Parteiung, welche die Verschiedenheit der Ansichten hier hervorrief, frei überlassen. War die Duldung der Gegensäge von Katholicismus, Protestantismus und Jansenismus in den Augen der Staatsmänner doch immer nur als ein Mittel erschienen, die Macht und den Einfluß der römischen Kirche im Staate zu brechen. Daher man sich jene Duldung auch nie als eine zu weitgehende denken muß. Die Jansenisten waren

Dabadie, Massol, Dupont, Levasseur, Lafont. Bis 1848, Delles Falcon, Damoreau, Dorus-Gras, Stolz, Nau, sowie die Herren Duprez, Marié, Bouché, Barroilhet; bis 1870, Melles Viardot, Laborde, Alboni, Masson, La Grua, Bosio, Tedesco, Gueymard, Marie Sax, Christine Nilson, Carvalho, sowie die Herren Roger, Chapuis, Morelle, Obin, Gueymard, Faurre.

Ludwig XIV. Verhältniß zur Literatur.

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nicht minder strenggläubig, als die katholischen Kirchenlehrer, ja selbst die Philosophen suchten sich damals noch ganz mit der Kirche zu stellen, und doch würde Descartes seine Werke kaum alle in Frankreich zu schreiben gewagt haben. Schon 1629 war er nach Holland gegangen, 1649 folgte er einer Einladung der Königin von Schweden, wo er im nächsten Jahre schon starb, 1669 untersagte Ludwig XIV. die diesem Philosophen zugedachte öffentliche Gedächtnißrede und nur kurze Zeit später wurde durch die Universität von Paris ein Verbot seiner Lehre erlassen.

Doch ist es wieder zu weitgehend, wenn Buckle behauptet, Frankreich habe während der ersten 60 Jahre nach dem Tode des Descartes auch nicht einen Mann besessen, der selbständig zu denken ge= wagt habe. Gaffendi, den wir als Lehrer Molière's, Chapelle's und Cyrano's de Bergerac kennen lernten, starb zwar nur 5 Jahre später als Descartes, aber seine Lehre, seine Ansichten und Gedanken lebten in seinen Schülern doch fort. In ihm aber sehen wir nicht nur einen Erneuerer der atomistischen Lehre des Epikur, sondern auch einen Geistesverwandten von Hobbes, mit dem er befreundet war, und einen der ersten Vertreter sensualistischer Ansichten. Doch auch Bayle lehrte bis 1681 unbeanstandet in Frankreich und Männern, wie Mallebranche, La Bruyère, Fénelon, Lemontoy, Boisguilbert, Evremond, wird man selbständiges Denken nicht absprechen dürfen, obschon eingeräumt werden muß, daß sie nur so lange unangegriffen blieben, als sie zugleich für Religion und kirchlichen Glauben eintraten. In der zweiten Hälfte der Regierung Ludwigs XIV. brach sich dann allerdings eine Reaction Bahn, die jede freisinnigere Aussprache mit Verfolgung bedrohte.

Ludwig XIV., von der Natur sowohl körperlich, wie geistig in außergewöhnlicher Weise begabt, vom Glück anfangs in allen seinen Unternehmungen begünstigt, das Herz vom Glauben an die Göttlichkeit seines Berufs, von Machtgefühl und von heftiger Ruhmbegierde geschwellt, suchte diesen Ruhm zunächst vorzugsweise in der Größe der Nation, der Kraft des Staats, dem Wohlstande seines Volkes, dem Glanze der Künste und Wissenschaften, der Blüthe der Industrie und Bodencultur. Kein Wunder, daß er nicht nur auf seine Umgebung, die er durch eine ihm gleichsam angeborene und sorgfältig ausgebildete Würde, in einer ehrfurchtsvollen Entfernung von sich zu

halten verstand, sondern auch auf die Nation eine fascinirende Wirkung ausübte, so daß diese, den Glauben an seine göttliche Einseßung theilte, in ihm die Seele, den Inbegriff des ganzen Staatswesens sah, in seinem Ruhm und Glanze sich sonnte und im Gefühl des Wohlstands und der Sicherheit das Joch der Bevormundung, das er ihr auferlegte, nicht drückend empfand, sondern darin einen goldenen Ehrenschmuck sah. Der Glaube an seine Unfehlbarkeit war ein so großer, daß sie lange die schwersten Lasten willig ertrug und sich von den Gefahren des verhängnißvollen Weges nicht überzeugen fonnte, welchen der ruhmberauschte König beschritt.

Das Gefühl, der unbeschränkte Herrscher eines blühenden Landes zu sein, vermochte ihn nur zu bald nicht mehr voll zu befriedigen. Die Bewunderung Europa's genügte seinem stolzen Herzen nicht mehr, es sollte ihm auch noch tributpflichtig werden. Er wollte sein Reich zu einem Weltreiche erweitern. Wie aber der Glanz seines Hofs allmählich verderblich für die Sitten der höheren Kreise der Hauptstadt, für Kunst und Wissenschaft wurde, so wurden die fortgesezten Kriege es auch für den Wohlstand der Unterthanen. Sie entzogen der Industrie die rüstigsten Hände, sie entvölkerten die Nation, sie verbreiteten Jammer, Unglück und Krankheiten in ihren Wohnungen, und erschöpften allmählich die Steuerkraft des einst blühenden Landes. Der Friede von Nymwegen (1678) hatte Ludwig XIV. auf eine Machthöhe gestellt, welche es ihm nicht mehr nöthig erscheinen ließ, die Rechte Andrer zu achten. Die Zeit schien gekommen, um auch noch die lezte Macht, die sich im Staate neben ihm regte, die Macht der Kirche völlig zu brechen. Die nationalen Concile, die er berief, hoben alle ihr noch zustehenden Vorrechte auf. Wie hätte man da den Protestantismus wohl schonen sollen, dessen Unterdrückung der also geschädigten römischen Kirche einen gewissen Ersag bot! Wozu noch bedurfte man seiner, da man sich diese nun ganz unterworfen sah? Der Einheitsgedanke des Staats verlangte auch Einheit des Glaubens. Schon länger hatte man die Protestanten durch allerlei Bedrückungen zum Uebertritt zur katholischen Kirche zu bestimmen gesucht und den Rückfall mit peinlichen Strafen belegt. Jezt aber begann man, einzelnen Orten das Recht der freien Religionsübung ganz zu entziehen. 1684 führte man die berüchtigten Dragonaden ein und ein Jahr später wurde das Edict von Nantes wieder aufgehoben, was den betrieb

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