Images de page
PDF
ePub

ihn durch mein Gebet zu erlösen. Da nun dieser Rabe mit seinem immerwährenden Geschrei nicht nachließ, rief ihm endlich R. Luria zu: Gehe nur, du Bösewicht, ich werde deiner in meinem Gebete erwähnen. Kaum hatte

der Rabbi diese Worte ausgesprochen, als davon flog.

der Rabe –

An einem andern Orte erzählt dieser Verfasser: K. Isaak Luria ging einst bei der Ruine der zerstörten Schule des R. Jochanan vorbei, da zeigte er seinen Schülern einen Stein in der Mauer, und sagte ihnen, daß in diesem Steine eine Menschenseele verfeßt sey, welche ihn bittet, er möchte in seinɩm Gebete ihrer gedenken, und dadurch sie erlösen. Den Beweis zu dem Erzählten gab er aus dem Propheten Habakuk (2, 11), wo es heißt:,, Auch der Stein aus der Mauer schreiet" *).

Es gibt noch eine andere Art von Seelenwanderung, welche die Kabbalisten `Ibbur 1129 (Schwängerung) nennen. Der Unterschied, sagt R. Manasses ben Israel **) bestehet darin, daß bei dem Gilgul (Transmigration) die Seele eines verstorbenen Menschen in einen ganz neuen Körper versezt wird, und bis zu seinem Tode in ihm verbleibt: beim Ibbur hingegen behält der Mensch zwar seine eigene Seele, es wird ihm aber nebst dieser noch die Seele eines bereits Verstorbenen, zu einent ge wisseu Zwecke, und nur auf eine bestimmte Zeit gegeben, wo ihn sodann zwei Seelen beleben, und er das durch mehr Leben und Regsamkeit zur Ausführung großer.

*) Weffen Gaumen nach Mährchen dieser Art lechit, der gehe zur Quelle, dem Buche Emek hamelech nämlich, und er wird seinen Durst bis zum Berauschen löschen.

**) In seinem Buche Risch math Chaiim.

Zwecke erhält, wozu ihm seine einfache Seele nicht genügen konnte. So, werden zum Beispiele die Worte 12 717) aynı 2c. (5. M. 3, 26) gewöhnlich überseßt: Gott zürnte mit mir eurentwegen. Die Kabbalisten aber übersehen diese Stelle: Gott schwangerte mich eu rentwegen. Das heißt: er gab mir die Seele des Seths noch hinzu zu meiner eigenen, um mir mehr Geist und Muth einzuflößen, euch anführen zu können. Den Grund Dieser übersehung nehmen sie daher, weil hier der Ausdruck, 129" vorkommt, und die Radir y sowohl züre nen als schwängern bedeutet. — R. Menachem Panu*) sagt: Der Prophet Samuel wurde mit den Seelen Mo ses und Aarons geschwängert, denn es heißt (Ps. 99, 6): Moses und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen. " Öfters, sagt der nämliche Verfasser, werden auch die Kinder mit den Seelen ihrer verstorbenen Eltern geschwängert. Der Bes weis ist, weil David sagte (Ps. 10, 5); » Wir haben mit unsern Vätern gesündiget, d. h. während ihre See, Ien in unsern Körpern waren.

[ocr errors]

Die Kabbalisten nehmen auch ferner mit einigen Thalmudisten an, daß den Menschen am Sabbath noch eine Seele Neschamah Jethrah zugege ben werde. Viele derselben nehmen diese Meinung als wörtlich wahr an, und haben darauf den Gebrauch ger gründet, am Ausgange des Sabbaths bei dem Gebete, Habdalah nhían genannt, den „durch Abgang dieser Sabbathseele geschwächten Körper mittelst des Geruches wohlriechender Gewürze zu stärken. Andere aber halten diese Sage für eine bloße Allegorie. Selbst der sonst

*) In dem Buche Assarah Ma amaroth.

ΙΟ

[ocr errors]

alle fabbalistische und mystische Legenden leichtgläubig aufnehmende R. Manasses ben Israel sagt in seinem Buche Nischmath Chaijm hierüber: » Wenn der Leser dieser Hai gadah etwa glaubt, daß dem Menschen am Sabbath wirklich noch eine Seele zugegeben werde, so muß er wissen, daß dieß keineswegs die Meinung unserer Vorfahren war, welche dieses geschrieben haben. Ihr Zweck ging bloß dahin, daß, indem der Sabbath zur Ruhe von den weltlichen Geschäften bestimmt ist, den Menschen aufzumuntern, daß er an diesem Tage sich nicht dem Müssiggange hingeben, sondern mit der Thora sich be. schäftigen, und eben dadurch eine Zugabe der Einsicht in die Religion und an Weisheit erhalten soll. So sagt auch der Commentator Raschy *): Unter Neschamah Jethera wird Wohlmuth, Ruhe und Freude, welche der Mensch am Sabbath genießt, verstanden.

Doch gibt es einige der Kabbalisten, welche der Lehre von der Seelenwanderung sich widersehen, und sie für Thorheit und Unsinn erklären, worüber die orthodoxen Kabbalisten sich gewaltig beschweren. R. Naphtaly sagt: Zwar widerlegt der Abarbanel die Meinung derer, welche die Seelenwanderung läugnen; aber leider! sah ich ein Buch, geschrieben von einem italianischen Gelehr ten, worin es heißt: Wer an die Seelenwanderung glaubt, der ist ein Keher, und seine Sünde ist zu groß, daß er Verzeihung hoffen könnte. R. Manasses ben Israel läßt sich hierüber in folgenden Worten, aus: » Der größte Theil der rechtgläubigen Israeliten, sagt er, glaubt an die Seelenwanderung, 'und hält dafür, daß dieß der wahre Glaube und der Hauptgrundsag der Thora sey.

*) Thalm, Trakt. Bezah. Fol. 16,

Vorzüglich hält der Sohar und andere Kabbalisten fest an diese Meinung; daher müssen auch wir ihren Worten gehorchen, und diese Lehre als ungezweifelt wahr anneh men. Doch gibt es einige, die sie verwerfen. Als z. B. R. Jehudah (soll heißen R. Jedajah) Häbedraschy, R. Lewy ben Chabib, R. Saadiah Gaon, und noch andere. «

Dieser R. Saadiah Gaon, obgleich selbst Kabbalist widerseht sich mit Nachdruck der Lehre von der Seelen, wanderung in seinem Buche Emunoth Vedeoth my, und widerlegt alle Gründe, welche die übrigen Kabbalisten dafür anführen, mit unwiderstehlichen Beweisen. Er fängt seine Widerlegung mit folgen. den Worten an: »Ich habe Menschen getroffen, sagt er, die sich zwar auch Juden nennen, und dennoch von ei ner Seelenwanderung sprachen, und wähnen; daß z. B. die Seele Rubens in Simon, dann in Levi ic. überge= he. Manche halten sogar dafür, daß die Seele eines Menschen in ein Thier, oder die eines Thiers in einen Menschen verseht werde, und halten dergleichen Unsinn. und Wahnwig für Grundsäge der jüdischen Religion zc.

[ocr errors]

Die Lehre von der Seelenwanderung war bei den meisten alten Völkern allgemein, und bestehet bei einigen, als z. B. bei den Chinesen, den Bewohnern von Suma" tra, den Hindus und mehreren noch jezt. Bei allen diesen Völkern scheint die Lehre von der Metempsychose von den Priestern zum Schrecken des Volkes gelehrt worden zu seyn. In den Tiger versezten sie die Seele des verstorbenen grausamen Menschen, in den Pfauen je ne des Stolzen, in den Fuchs die des Listigen, in die Sau die Seele des Unreinen, in den Sperling die des

Geilen u. f. w. Der Zweck dieser Hypothese war alfs Moralitat. Aus den Händen der Priester kam diese Lehre in die Hände der Philosophen, die sie nach ihren aufgez stellten Systemen an den Begriffen der Gottheit modulrten, und da ward sie bald eine Wanderung in die Runde, bald eine Wanderung aus dem Unvollkommenen zum Vollkommenen nach dem Gefeße der Natur, und bald eine Versegung von vollkommneren Geschöpfen in unvollkommnere zur Bestrafung der im Erdenleben von Men schen begangenen Laster. Pythagoras, Empedokles und die Stoiker schmückten sie mannigfaltig aus; noch mehr aber that es Plato, der in Phadon, Timaus, und in den Büchern von der Republik, wo er mit einem großen Aufwand von Dichtergeist und Scharfsinn über die Reinie gungszustände der menschlichen Seelen philosophirte. Wer sich darüber belehren will; wie ein Dichter die pythagos räische Lehre von der Seelenwanderung behandelte, der vergleiche Pindar in Ol. vom 123. Vers an. Bom Pythagoras und seinen Schülern kam diese Lehre auf die spätern Kabbalisten, die sie, um sie zu stüßen, auf die heiligen Urkunden pfropften, und wie oben erwiesen, ih re Beweise daraus gleichsam bei den Haaren herbet zogen.

Die Thracier glaubten schon, wie die Druiden eine Seelenwanderung *), und auch bei den Ägyptier n fand sich diese Lehre. Diese glaubten, daß wenn ein Mensch stirbt, so fährt seine Seele in ein Thier, und übergehet dann von einem Thiere in das andere bis sie alle Gattungen von Erd- Wasser- und Luftthieren durchgewandert ist, wo sie sodann wieder in einen menschlichen Körper zurückkehrt. Dieser Umlauf, meinen sie,

*) Popon. Mela 2, 2. P. 137.

[ocr errors][ocr errors]
« PrécédentContinuer »