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feine solche Hieroglyphen suchte, und die man auch mit einem solchen Vordersage nicht hier suchen konnte, so wenig in diesem Typus wahrgenommen. Man mußte den ganzen Gang mit Hülfsbegriffen und Zwischenideen durchgegangen seyn, die hier entwickelt worden, sodann wird alles Übertragung. In der Figur sondert sich die unsichtbare Trias des ersten Tagewerks durch Kreis und Abtheilung der Namen offenbar von der folgenden sichtbaren Schöpfung ab, alle Auslegungen ge ben dahin Deutung; die Sephiroth werden Urbild der Schöpfung, chaldäisch gedacht und gekrönt, und dann jüdisch übertragen, verdollmetscht und verschleiert. «

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Und das sagt nun eben die ganze weitläufige Tradition von der Kabbalah, ihrem Zubehöre und ih rer Sprache; voraus sey andere Buchstabenform gewes sen, aber aus Chaldäa sen die um der Sünde willen verlorene heilige afsyrische Schrift ) mit allen ihren Geheimnissen hinüber gekommen, und in ihr habe man also erhalten, oder wieder erhalten, was man ha, be. Die heilige urkundliche Schrift und Sprache, das Bild der Schöpfung vor aller Beltschöpfung, dem Adam gegeben, und von ihm mündlich herabgeerbt. Verspottet und verfälscht hat man alle diese Lobanmaßungen genug,

*) Dieses gründet sich auf eine Sage im Thalmud (Trakt.
Sanhedrin), wo es heißt: Anfangs ward das Geset
in hebräischer Schrift und der heiligen (hebräischen)
Sprache gegeben. In den Zeiten Esras ward sie ih
nen wieder in assyrischer Schrift und aramäischer Spra-
che gegeben, aber die Israeliten wählten sich die affyri-
sche Schrift und hebräische Sprache, und überließen die
hebräische Schrift und aramäische Sprache den Ĵdio-
ten M101, (eigentlich den Samaritanern).
Anm. des Verf.

aber nur nicht verstanden ). Nicht von dem unbe stimmten Dinge, von Orakeltradition ist die Rede, für welche es nur Unwissende genommen, sondern von der hieroglyphischen und figürlichen Kab. balah, aus der sie alles vorbezeugter Weise herleiten, und die sie jest in assyrischer Schrift empfangen. «

«

Die Mährchen erneuern sich hier also auch, die wir bei den abáern gehabt **); wir sehen, es gehet alles an ein Ende, Bon Adams Büchern, dem Bu che der Generationen und Namen und Buchstaben, und Summen der Dinge, und Ring und Ruthe. Und alle Kabbalistik, die davon spricht, erklärt Tagewer. te der Schöpfung, in eben dem Urbilde, mit aller der Deutung. Man hat hundertmal über diese Bücher und Weisheitsmährchen Adams gespottet; Jezi rahi Rafiel, Sohar und der übrige Welttheil der Kabba. listik sind meine Zeugen. Nichts als dasselbe Bild und dieselbe Fabel gehet auch auf Seth, und von ihm auf Enoch, Noah, Sem, Abraham fort, verschwins det bei Moses, und kommt bei Eras wieder aus Assyrien herüber, e

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So ist alles das nicht so ursprünglich Jüdisch, wie man das Wort nimmt. Wir haben die Sagen schon bei andern Religionen und Sekten, Sabäern, Chale däern u. f. w. ursprünglicher und eigener gehabt; diese haben schon so früher ungeheuer viel darauf gebauet.

* Unter unzähligen Andern auch Schultens nur zu dicke Vorrede zu Erpen Arab. Gr, die selbst im Morgenläns der Style des rohen unverstandenen Beuges voll ist. Anm. Herders. **) man sehe Herders Auffah über Sabäismus in seinen theologischen Schriften 5. Band.

Bewiesenermaßen ist die Religion Ägyptens und der hỗn hern Gegenden in den frühesten Zeiten von diesem Urfprunge ausgegangen und voll gewesen; das jüdische Volk ward schon von Abraham her, und noch mehr durch Moses, ja zur Anomalie, zum Damme und jur Mauer gegen diesen ältesten philosophischen Pan theismus gefeßt; es verfiel in denselben nicht eher, als da seine mosaische Landesreligion so tief verfallen war, daß fie in die Lücken und Trümmer alles aufnehmen konnte, und also gern diese Flitter des Alterthums aufnahm. Sie kamen mit Kabbalah ältester Tradition aus Chaldda zurück, und änderten sogar Schrift und Spra che."

» Aber eben damit wird nun auch der verschläm mende Canal sichtbar. Ist nichts weniger wahr, als daß die Juden das alles in gerader Linie von ih. rem Moses herab bekommen, um es zu verdrängen: wohlan, so ist es auch gar nicht ihr. So ist ihre Spra che und Schrift, die sie zu solchen Geheimnissen als die erste göttliche ausgebeu, nur eine geborgte, die wir in ihrem Vaterlande deutlicher sehen müssen, als bei ihnen; so ist ohne alle die später hinzugeschobene Kopfgloffe Chaldaas die schlichte Urkunde des Moses der Text, der ältere Tert, an den wir uns halten, und eben sie, diese bloß siebenfache einfältige Abs bildung des Weltalls in der ursprünglichen Gestalt der Woche, zeugt wider sie. Ist ihr Moses mit seinen harmonischen Sieben, aus dem alles in der Urwelt entstanden ist, wahr und allein wahr: so sind ihre zehn Sephiroth mit allen Heiligthümern der Kabbalah eine spate, fremde binzu geträumte, metaphysische Gloffe.

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Chassidder oder Beschtianer.

Der Ausdruck 70M Chefsed hat in der He. bräischen Sprache die Bedeutung, aus übertriebenem Ei fer zu einer Sache, mehr thun als gewöhnlich ist, oder auch etwas Außerordentliches, sowohl im Guten als im Bösen ausüben. So heißt z. B. Blütschande, als ein außerordentliches unnatürliches Laster 19 (3. 4. M. 20, 17). m. guten Sinne genommen, finden wir in der heiligen Schrift unzählige Stellen, wo dieser Aus. druck, Gnade erzeugen, das heißt, jemanden aus Liebę oder Nachsicht, nicht nach dem strengen Rechte behandeln, sondern ihm vielmehr auch unverdienter Weise wohl, thun bedeutet. Von dieser Radir ist auch, das Nenn, wort Ton Chassid hergeleitet, und wird darunter ein Mensch verstanden, der nicht nur allein alles, was ihm die Religion vorschreibt, genau befolgt, sondern aus überschwenglicher Liebe zu Gott noch mehr thut, und sich selbst den Genuß des Erlaubten versagt, damit er nicht etwa von dem Erlaubten zum Verbotenen über. gehe. Lange schon vor Zerstörung des zweiten Tempels finden wir diesen Ausdruck in dem hier angeführten Sin ne in den Büchern der Machabaer 1. 8. 2, 42; 7, 12. 2. B. 14, 6. *).

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In den spätern Zeiten verband man mit diefem Ausdrucke den Begriff von Menschen, die sich allen weltlichen Geschäften und Vergnügen entzogen, und ihr ganzes Leben der strengsten Ausübung aller Religions

*) Siehe die Einleitungen im 1. Theile.

gefehe, vorzüglich im Bezug auf Ceremonien, und der Buße wegen, eigener oder fremder Sünden sich widmes ten. Menschen dieser Art suchten die Gottgefälligkeit durch fleißige Andachtsübungen, unaufhörliches Beten, strenges Fasten, Nachtwachen und sonstige Kasteiungen des Leibes sich zu erwerben. Sie aßen . B. nicht nur kein Fleisch, sondern auch nichts, was von einem lebendigen Wesen herkommt, ale Eier, Butter, Honig und dergleichen. Sie trugen ein haarenes Kleid auf dem bloßen Leibe, tauchten sich, selbst im härtesten Winter, besonders zur Zeit der Mitternacht, in faltem Flußwasfer, auch dann, wenn das Eis dazu aufgehauen werden mußte; wanderten beständig von einem Orte zum an dern, ohne länger als eine Nacht an einem Drte sich aufzuhalten *); fasteten oft drei auch sieben auf einans der folgende Tage und Nächte ununterbrochen, ohne die mindeste Speise oder Trank zu sich zu nehmen; wälzten sich im Winter im Schnee und im Sommer auf Dornen, und versagten sich nun alle mögliche Genüsse des Lebens,

Die meisten dieser Menschen verlegten sich auf die Kabbalah, und wähnten nur durch Abtödtung aller Be gierden und Leidenschaften, und gleichsam gänzlicher Entkörperung, würdig und fähig zu werden, diese geheime Wissenschaft zu erlernen, und dadurch mit den Geistern, ja sogar mit Gott selbst in eine nähere Verbindung zu kommen. Daß viele Menschen dieser Art dabei ihr Leben eingebüßt haben, viele wahnsinnig wurden **), und

Sie wähnten, durch dieses unstäte Leben ihre Sünden abzubüßen, weil Gott (1. M. 4, 12) zu Kain fagte: » Du sollst unftät und flüchtig auf der Erde seyn «, und hielten dafür, daß Gott ihm das unftäte Leben als ein Mittel zur Abbüßung seiner Sünde auferlegt habe. **) Hiervon erzählt Salomon Maimon in feiner

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