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nen Vorhersagung den Anstrich einer übernatürlichen Wirkung zu geben, und Klugheit, andere mit in das Inter resse zu ziehen; dieses alles trug dazu bei, daß dieser Mann in kurzer Zeit einen ausgebreiteten Ruf und zahl. reichen Anhang sich erwarb.

Um nun seine Gläubigen im Zusammenhange zu halten, schrieb er ihnen in den obengenannten zwei Bü chern Sepher hamidoth und Zewaoth Ribsch Grundsäße und Verhaltungsregeln vor, welche in man. chen Stücken von der Orthodorie des Thalmuds abwis chen. Er nahm zur Basis seiner Lehre den Sohar, empfahl seinem Anhange so viel möglich ein müßi. ges und beschauliches, auf Vereinigung mit Gott hinstrebendes Leben, wozu er die Mittel in Abgezogeuheit des Geistes von allen weltlichen Gegenstán. den, besonders während des Gebets, so wie in öfte res Baden und Untertauchen im Fluß oder Quellwasser Mpangab, und unterwarf sie hauptsächlich in allen ihren geistigen und weltlichen Angelegenheiten den Bes fehlen des Oberhaupts der Sekte, den er ihnen als den Repräsentanten der Gottheit auf der Erde vorstellte.

Unter den Jüngern des Bescht, die ihm seine Charlatanes rien abgelernt haben, und in manchen ihren Meister übertras fen, zeichneten sich vorzüglich drei aus, nämlich R. Bár aus Medrzitsch, R. Mendel Przemislaner, und R. Melch Lazancz oder Kalker. Da nun nach dem im Jahre 1760 erfolgten Tode des Bescht, seine Kinder das Ansehen ihres Vaters, sey es Ungeschicklichkeit, Ungelehrigkeit oder etwa gar Redlich. keit wegen, nicht behaupten konnten, zerstreueten seine Schüler sich in verschiedene Gegenden Pohlens. Dadurch wurden zwar die Lehren und Grundsäße des Bescht ime mer mehr verbreitet, aber die Leitung dieser Sekte er. hielt eine ganz andere Form. So wie die Statthalter

des macedonischen Alexanders nach seinem Tode in sein erobertes Reich sich theilten, und jeder in seiner Statt.. halterei als Selbstherrscher auftrat, so vindicirte sich auch jeder der vorzüglichsten Schüler Beschts in seinem Orte und Bezirke die Leitung der darin wohnenden Chasfidåer, und jeder derselben nahm den Titel Zadik an, wodurch alle damit verbundenen Vorrechte, Vielgültig. `keit bei Einwirkungen auf das himmlische Gouvernement ihm eo ipso fufielen.

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Diese Einrichtung bestehet noch heutiges Tages, und jeder, auch nur mit sehr geringen thalmudischen und kabbalistischen Kenntnissen versehene Mann, der nur eine gute Dosis von Menschenkenntniß, Verschmißtheit und Volksgunst, nebst Frechheit, Kraft und Muth besißt, feinen Plan unerschüttenlich zu verfolgen, kann, ohne die mindeste Prüfung seiner Fähigkeit und Tauglichkeit, selbst bei einem verdächtigen Charakter, zu dieser Würde gelangen. Doch wird es den Abstammlingen aus der Fas milie des Bescht, die, eingedenk ihres Stammvaters, noch allfort in großer Ehre gehalten *), und als der Adel dieser Sekte betrachtet werden, mit denen in eheli che Verbindung zu treten, die reichsten und vorzüglich. sten Chassidder als das höchste Glück schäßen **), um so

*) Dadurch, daß man die Kinder des Zadifs hochschäßt,
wird bei Gott der Wille rege, den Messias kommen zu
lassen. Sepher hamidoth §. 56.
**) Wer mit dem Badik sich verschwägert, erwirkt sich Got
tes Segen. Auf einem Me juch as DMD (Abstämm-
ling des Zadiks) kann kein Fluch haften. Ein Weib,
das keine mejuchesseth non'p ist (nicht von einem
Zadik abstammet), kann keine gute Kinder gebären, wäs
re sie auch noch so tugendhaft. Sepher hamidoth
4. 1, 2, 3,

leichter, und jeder dieser Abstämmlinge kann bloß durch den Geburtsadel zu dieser Würde gelangen, wenn es ihm auch übrigens an Talent und Kenntnisse dazu · mangelt *).

Zwar ereignen sich oft bei dem Emporkommen eines neuen Zadiks, aus Ehrsucht oder Brodneid, von Seiten eines und des andern, durch den Emporkömmling Be einträchtigung befürchtenden Zadiks, Zwiste und Widers strebungen; dieses wird aber, um fein Schisma zu ver anlassen, fast immer, von den übrigen in diesem Falle nicht oder wenig interessirten Zadikim in der Gúte beigelegt **).

Diese Zadikim oder Häuptlinge haben zwar keinen bestimmten Gehalt, und scheinen ihr Amt bloß von Got tes wegen und aus Liebe zu ihren Untergebenen zu ver. walten; sie werden aber dennoch ihres großen Einflusses wegen, den sie sich auf sämmtliches Thun und Lassen ihs rer ganzen Gemeinde überhaupt, so wie jedes einzelnen Mitgliedes derselben insbesondere, zu verschaffen wissen, so reichlich unterstüßt, daß sie im Überflusse leben, und oft ihren Erben beträchtliche Summen hinterlassen, ohne daß sie dafür die mindeste Funkzion oder Amtsverrichtung zu

*) Der Sohn eines Badiks wird durch die heiligen Gedan Een seines Vaters während der Zeugung, gleich bei der Empfängniß im Mutterleibe geheiliget, und er heißt das her ein Gottessohn. Noam hamelech S. 46. Man erhebe den Zadik auch dann, wenn er gleich nicht auf gutem Wege wandelt. Sepher hamidoth §. 4.

Uneinigkeiten zwischen den Badikim sind Folgen der Sünden des Volkes. Merkt etwa der Satan, daß Gott geneigt sey, dem Volke Gnade angedeihen zn lassen, so streuet er um dieses zu hindern, den Samen der Zwies tracht zwsichen den Zadikim aus. Likute Mehran S. 18 und 53.

versehen haben, oder sonst eine Pflicht gegen ihre Gemeinde ihnen obliegt.

Die Zahl der Hauptgrundsäße als Basis der chassis däischen Religion, denen alle göttliche und menschliche Gefeße untergeordnet seyn müssen, sind folgende.

I. Emunath Chachamim, wehithkaschroth

: bas it,אמונת חכמים והתקשרות לצדיק Jagabit

blinder Glaube und unzertrennliche Anhänglichkeit an den Badif.

Die Befolgung der Befehle des Zadiks, welches der eigentliche Wille Gottes ist, weil sie ihm durch göttliche Eingebungen mitgetheilt werden, muß das einzige Regu lativ für das Denken und Handeln eines jeden Chassidäers seyn, welchem nichts widerstehen darf *). Diese

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*) Die Hauptsache und der Grund des Glaubens eines je den Israeliten (Chassidäers) ist der Glaube an den Zas dit, und ihm muß die tiefste Ehrfurcht bezeugt werden. Scheint es zuweilen, daß der Zadik wider das Geset (die Thora) handle, so muß man fest glauben, daß er dennoch thue, was recht ist, denn das Gefeß ist den Weisen einer jeden Zeit übergeben, damit sie es nach ihrer Meinung deuten. Daher stehet es auch dem Zadik frei, das Gefeß zu übertreten: oder gar ein anderes dafür zu statuiren. Man muß deswegen bei Beurs thellung der Handlungen des Zadiks seine eigene Vernunft und überzeugung unterdrücken, und sich bloß der Meinung des Zadies' unterwerfen. In so lange ein Mensch noch glaubt, eigenen Verstand zu besten, und nach menschlicher Art zu handeln, in so lange ist seine Anhänglichkeit an den Zadik noch nicht von ächter Art. Nur derjenige kann zu dieser vorzüglichen Stufe der Gottgefälligkeit gelangen, der feinen Gefühlen so wie seiner Vernunft, Einsicht und Erfahrnng entsagt, und deren Stelle dem Willen des Zadiks vertreten läßt. Likute Mehran §. 43. und Noam hamelech S. 270. Der Zadik muß dem Chassidäer die höchste Instanz seyn. Er muß bei ihm nicht nur mehr Gül

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Häuptlinge haben auch die Macht, die Sünden des Menschen zum Theil oder auch ganz zu erlassen, indem er der Repräsentant Gottes ist *). Es ist daher auch Pflicht eines jeden Chassidders und conditio sine qua non, den Zadik über alles zu lieben **), ihn zu loben ***);, ihn

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tigkeit als alle Menschen, sondern mehr als Gott selbst haben, indem ihm Gott die Regierung dieser Welt überlassen habe, Noam hamelech S. 41 uud 81. Wenn der Prophet (Ifaias 34, 13) fagt: Alle deine Kinder werden Gottesgelehrte seyn, so muß unter dem Ausdrucke Kinder die Zadikim verstanden, und diese belehren Gott, was er zu thun habe. Lik. Amaz rim S, 18, und Mebasser Zedek S. 62. Dafi Gott ein Vergnügen habe, wenn der Zadik ihm wider. spricht, beweiseu die Chassidäer auf folgende Art: So wie wenn ein Vater seinem Sohne etwas befiehlt, der Sohn aber anderer Meinung ist, und den Vater über. zeugt, daß seine Meinung besser sey, dieser sich der Klugheit seines Sohnes freuet, und seinen eigenen Wil len dem Flügern Willen des Sohnes unterwirft, so ge= he es auch oft Gott mit dem Zadik. Darauf, sagen sie, zielt auch Salomon, indem er in seinen Sprüchen (27, 11) fagt: Wenn mein Sohn weise ist, so freuet sich mein Herz. Daher heißt es auch im Thalmud (Trakt. Berachoth): Die Zadikim thun den Willen Got tes, das heißt: auch wenn sie seine Befehle übertreten ; so ist auch dieses der Wille Gottes. Likute Amarim S,91. *) Der Zadik ist ein übernatürliches Wesen. Keser Scheme tob S. 18. Dem Zadik stehet es frei, jedem Menschen nach Belieben seinen Plas im Himmel oder in der Hölle anzuweisen. Sepher hamidoth §. 51. **) Die Anhänglichkeit an den Zadik bestehet hauptsäch lich in dem, daß eine heftige Liebe gegen ihn in dem Menschen ununterbrochen unterhalten werde. Dies se Liebe aber muß von der vollkommensten Art seyn, so daß sie die Liebe für alles in ihm verdrängt, und selbst die Liebe gegen das weibliche Geschlecht übertreffe. Denn den Zadik lieben, heißt Gott lieben. Likute Mehran §. 30 und Mebasser Zedek. §. 42. ***) Ger die guten Eigenschaften des Zadiks gegen andere

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