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Auch in dem Thalmud suchen sie Erklärungen dieser Art hinein zu tragen *). Im Trakt. Pessachim und Baba Bathra heißt es: Ziehe einem Aase Nebelah na die Haut auf öffentlichem Markte ab, nur falle den Leuten nicht zur Last **). Hiemit will der Thalmud fagen, daß auch das verächtlichste Geschäft dem Betteln vorzuziehen sey. Bekanntlich hat der Radir Nabal

mehrere Bedeutungen, als 1) ein niederträchtiger verworfener Mensch (1. B. Sam. 26, 25); 2) ein ges fallenes Vieh 3. M. 5, 2 und an andern unzähligen Stellen. 3) Etwas von einer Höhe Herabgefallenes (If. 1, 30.) Der Chassidder, nimmt hier die dritte Bedeutung an, und legt dem eben angeführten thalmudischen Sage folgenden Sinn unter, nämlich: Entblöße die dem Himmel entfallenen Worte (die heilige Schrift) von ihrer Hülle, so bedarfst du der Leute nicht, weil du durch den daraus hervorgehenden geheimen Sinn alles bewirken kannst, und dir selbst genug bist.

» Die Ehre deines Nächsten; sagt die Mischnah (Trakt. Uboth), muß dir so lieb seyn, wie deine eigene Ehre. Der Chassidder bringt aus diesem Saze die Regel heraus, daß der Mensch gegen alle Ehren und Ehrenbezeugungen gleichgültig seyn muß. So unver nünftig, fagt er, es wäre, wenn ein Mensch sich selbst · Ehrenbezeugungen erweisen wollte, eben so unvernünftig

*) Obgleich die Chassidder sich mit jenem Theile des Thals muds, welcher von dem Ceremonialgefeße handelt ( a Lachoth 5) wenig abgeben, so beschäftigen sie sich um so mehr mit jenem Theile, welcher die Legenden und Sagen (Hagadoth Man) (siehe den Artikel Pharisäer), weil derselbe größtentheils kabbalistischen Inhalts ist.

(** פשוט נבילה בשוק ואל תצטרך לבריות.

sey, es auch auf die Ehrenbezeugungen anderer den mindesten Werth zu sehen, und übersegt die angeführte thal mudische Stelle. Die Ehre deines Nächsten (das heißt, die dein Nächster dir erzeigt, muß dir so (wenig) lieb feyn, als die deinige, (nämlich die du dir selbst ers zeigst).

Die Hauptversammlung der Chassidder bei dem Zas dik ist jährlich im Monate hischriwn*), wo so. dann fámmtliche Chassidder aus einem Sprengel, denen es nur einigermaßen möglich ist, nach der Residenz des Zadiks wallfahrten, und diesen ganzen Monat bei ihm zubringen **. überschwenglich glücklich schäßt sich jeder Chassidder dann, der von dem Zadik zu Tisch geladen wird, welches aus leicht zu erachtenden Gründen in der Regel nur den Reichen zu Theil wird. Wer aber dieses Glückes nicht theilhaftig werden kann, der begnügt sich, dem Zadik einen Dienst zu leisten, wenn es auch nur die geringste Handreichung, als z. B. ihm die Lulka (Tabakspfeife) anzuzünden wäre ***), und jeder bemühet sich, ihn auf das wenigste von Angesicht zu Angesicht zu sehen ****).

*In welchem die meisten jüdischen Festtage, ale: das Neujahrsfest, der Versöhnungstag, das Hütten - Schlußs und Thorafest, so wie die zehn Bußtage zwischen dem Neujahrs- und Versöhnungstage fallen.

*) Wer den Zadik während des Monats Thischri besucht, dem werden alle von Gott über ihn verhängten Strafen erlassen. Lik. Mahran ́§. 463 und 375,

***) Tabakrauchen ist ein bewährtes Mittel wider die Lei. besverstopfung (Obstruction), wofür der Zadik besonders sich in Acht zu nehmen hat. Denn je weniger der Za dif an Leibesverstopfungen leidet, um so mehr gelingt es ihm seinen Anhang zu vermehren. Seph. Hamid. $. 27.

****) Wenn der Prophet If. (33, 17) fagt: „Deine Augen

Während dieser Zeit, besonders an den Festtagen, wo die Gebete größtentheils bis zum Mittage dauern, macht der Zadik selbst den Vorbeter. Die Hauptpflicht des Chassidders bei dem Gebete ist schreien *), die Hânde oft mit Geräusche zusammen, oder an die Wand anschlagen **), hin und her hüpfen ***), und den Körper

werden den König in feiner Schönheit sehen", so vers stehet er darunter den Zadik, zur Zeit der chassidäischen Versammlung bei ihm im Monate Thischry, denn da. mals ist er in seiner höchsten Glorie zu sehen. Lik. Mahran S. 30..

Wer mit Getöse und Schreien betet, der kann verstchert seyn, daß sein Gebet überhaupt erhört, und bes fonders kein Feind sich seines Unfalls erfreuen wird. Nebstdem bekleidet er dadurch zugleich auch die. Sches chinah mit festlichem Gewande. Seph. hamid. §. 55. und 61. Lik. Mahran §. 162.

**) Eie berufen sich hier auf die Worte Davids Pf. 98, 8, wo es heißt: Ströme schlagen die Hände zusammen. ***) Wer während des Gebets aus allen Kräften hüpft und fchrelet, mit den Händen klatscht, und mit dem ganzen Körper wackelt, der wendet Gottes Zorn ab, und es ist zugleich ein bewährtes Mittel, das Gedächtniß zu stärken. Kit Lik. Mahran S. 60 und 73.

Da nach chassidäischen Grundsägen durch das Ges bet die Vereinigung, oder wie die Kabbalisten es nennen, die Begattung - Gottes mit der Matrone NDINI NƆN T103_1119 veranlaßt `wird, so hat das Wackeln während des Gebets noch einen andern Grund, den hier anzuführen der Wohlstand verbietet. Man se= he hierüber Lik. Amorim S. 1.

Woher das Wackeln während des Betens und Le sens bei den Juden überhaupt entstanden, erzählt R. Jehuda Halevi, ein im zwölften Jahrhundert lebender Rabbi, im 8o. §. des zweiten Theiles seines Buches Kosri 2 auf folgende Art: In den alten Zeiten (bevor die Buchdruckerei erfunden wurde, und das Ab.` schreiben der Bücher sehr kostbar war), mußten zehn und noch mehrere Schüler mit einem einzigen Buche fich

convulsivisch bewegen. jedem andern Menschen lächerlich und unanständig schei. nende Gestikulationen und Grimassen zu Rede gestellt, oder gar verspottet, so muß es ihm gleichgültig seyn. Er darf überhaupt durch nichts und von niemanden sich abhalten lassen, nach den von dem Zadik vorgeschriebenen Regeln zu denken und zu handeln *).

Wird ein Chassidder über diese,

Außer diesen Zusammenkünften der Chassidder bei dem Zadik bereist derselbe oft jährlich seinen Spren gel **). Auf einer solchen Reise begleiten ihn die Söh

behelfen. Da nun dieselben sich (wie noch jest im Oriente gewöhnlich ist) sehr niedriger Tische bedienten,. und den Unterricht stehend einholten, so mußte immer ein oder mehrere Schüler, um dem in das Buch hineinsehenden andern, Theile der Schüler Plaß zu machen, wechselweise vom Buche sich wegbeugen. Durch diefes öftere wechselseitige Hin und Herbeugen ist endlich die Gewohnheit entstanden, daß ein großer Theil der Juden noch jest beim Beten oder Lesen der Schrift und des ·Thalmuds vorz und rückwärts mit dem Körper sich bes wegt.

*) Der Chassidder muß alle Hindernisse, die ihm Eltern, Gattinn, Kinder, oder wer sonst immer im Bezis, auf die Religion, in den Weg legen, so wenig als den' Spott und den Tadel anderer achten, sondern ungehin.' dert sich so verhalten, als wäre er ganz allein auf dieser Welt. Lik. Mahran Tinjona §. 169. **) Zuweilen bereist der Zadik das Land, und erleuchtet die von seinem Wohnorte entfernten Gemeinden. Dies ses geschiehet deswegen, weil das göttliche richt dem. felben in einer solchen überschwenglichen Hülle zuströmt, daß dessen Ausfluß den Chassidäer im Hause des Zadies blenden würde. Um es nun einigermaßen zu schwächen, muß der Zadik sich herablassen, den Chassidäër in seiner Behausung zu besuchen. Je öfters also der Zadik die. Gläubigen zu besuchen sich bewogen findet, um so mehr können sie von der ihm zuströmenden Fülle, des göttlichen Lichtes sich überzeugt halten. Lit. Mahran S, 36.

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ne der vorzüglichsten und reichsten Chassidder aus` seinem Wohnorte, und von Ort zu Ork wächst diese Begleitung an der Zahl von Jünglingen. Diese machen auf der Reise seine Garden aus, halten Wache vor seiner Thüre, um den Andrang des Volkszulaufes zu hindern, unterhalten jene, welche den Zadik besuchen, von seiner Heiligkeit und Wunderthaten, und sammeln die ihm häufig dargebrachten Geschenke. Befindet sich der Zadik an einem Orte, so werden ihm alle Gemeindeangelegenheiten, so wie jene der einzelnen Mitglieder derselben, als auch die obwaltenden Streitigkeiten zur Auseinandersehung vorgetragen *). Und da der Zadik dem Chassidder die höch ste Instanz ist **), so hat seine Entscheidurg die vollkommenste Gültigkeit, von der keine Appellation Statt fin= det ***). Überhaupt wird er bei allen Vorfallenheiten um Rath und Einwilligung befragt. Nach seinem Gutachten werden Ehen geschlossen, Handlungsgeschäfte un ternommen, Kauf und Pachtkontrakte angestoßen, Reisen angetreten. Kurz der Chassidåer thut. Der Großes

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Der Zadik muß öfters reisen, und seine auswärtigen Ans hänger besuchen, damit er bei seinem Aufsteigen in die himmlischen Regionen sich ihrer erinnern, und für sie Gottessegen herableiten könne. Seph. hamid. §. 3. und 71.

*) Wenn der Zadik sich in einem Orte befindet, fo müssen ihm alle Geschäfte der Gemeinde und des Einzelnen vorgelegt werden. Eeph. hamid. §. 51.

**) Der Zadik befiehlt der Regierung, und sie muß gehorchen. Thut sie es nicht, so ist es ein sicheres Zeichen, daß man im Himmel sie ihrer Würde entsekt habe. Noam hamelech 6. 34. und Kis. Lik. Mehran §. 496.

***) Dem Zadik stehet es frei, von einem zu nehmen und dem andern zu geben. Seph. hamid. §. 18.

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