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noch Kleines, ohne nach dem Ausspruche des Zadiks sich zu richten *).

Die öftern Zusammenkünfte des Zadiks mit den Gläubigen sind reichliche Quellen seiner Einkünfte, und bieten ihm unversiegbare Geldzuflüsse dar; indem jeder Chassidder es für das größte Glück ansieht, wenn der Zadik von ihm Geschenke annimmt **). Aber nicht nur bei dem Leben des Zadifs wird für sein reichliches Auskommen und Überfluß gesorgt, sondern auch nach seis nem Tode bleibt seinen Erben, nebst dem öfters sehr be trächtlichen Vermögen, noch eine unversiegbare Aushülfs. quelle in dem, daß die nach einem Zadik hinterbleibenden Kleidungsstücke als probate Versöhnungsmittel der schwersten Sünden, so wie auch Präservative für die Anfechtungen des Satans anzusehen, und für beträchtliche Summen gekauft werden ***).

Auch das Grab des Zadiks wird für ein Heiligthum

*) Der Rath des Zadiks bringt sichere Hülfe. Lik. Mah. ran §. 69.

Wer den Zadik mit Geld unterstüßt, dem werden alle Sünden erlassen, weil Geschenke an den Zadik gegeben, bei Gott die Stelle der Opfer vertreten. Wer dem Zadik Geschenke darbringt, der wird vor Traurigkeit und Furcht bewahrt. Dem Zadik Geld geben, ist das einzige und bewährteste Mittel, zur wahren Gottesfurcht (Religion) zu gelangen. Seph. hamid. §. 44, 46 und 104.

***) Wer das nach einem verstorbenen Zadik hinterbliebene Hemd anzieht, erhält Ablaß der Sünde eines begange= nen Mordes. Wer dessen Beinkleider sich bedient, entfündiget sich von verübter Blutschande. Die Müze des Zadiks ist ein Verwahrungsmittel wider die Hoffart, so wie es dessen Thephilin (Gebetriemen) wider die Untugend der Schamlosigkeit ist. Seph. hamid. §. 3,

gehalten und fromme Pilger wallen häufig dahin *). Daher wird über das Grab des Zadiks ein kleines Gea bäude errichtet, wovon die Wittwe oder sonstige Erben den Schlüssel haben, und der Eintritt wird dem Besu chenden nur gegen Erlag einer Abgabe gestattet. Maufoleen dieser Art finden gegenwärtig sich in Zloczow, Susziow, Lizezik nnd Romanow.

II. Nehmen die Chassidder zum Hauptgrundfah ihrer Religion die Vereinigung mit Gott, Dewe koth laschechinah, nɔɔob nipar. Sie haben mit allen Mystikern den gemeinschaftlichen Glauben, daß die Seele des Menschen ein Ausfluß von der Gottheit sey: da= her halten sie dafür, daß das unabläßige Streben des Menschen dahin gehen muß, durch Entkörperung und Concentrirung des Menschen auf seine Seele, als das Innere und Wesentlichste seines Ichs, mit der höchsten Intelligenz so oft und so innig als möglich sich zu vers einigen. Dieses nennen sie das Anschauen Gottes durch den Glauben, sie halten ferner dafür daß der einzi ge Zweck des Menschen, und seine höchste Glückseligkeit darin bestehel, sich in der Betrachtung Gottes dergestalt zu vertiefen, daß alles um und neben ihm Vorgehende verschwinde, und alle ihre Sinne, Empfindungen und Gefühle sich darin verlieren müssen, wodurch der Mensch

*) Wer das Grab eines Zadiks besucht, erwirkt sich die Gnade Gottes, auch wenn er es sonst nicht würdig wäs re. Ein Splitter von dem Dache des Grabes eines Zadiks, ist ein bewährtes Mittel wider das schwere Gebär Einen solchen Splitter der aber von den Erben des Zadiks erkauft seyn muß, foll jede schwangere Frau sich bei Zeiten verschaffen, damit sie ihn zur Zeit der Noth zur Hand habe. Seph. hamid. §. 2, 23 und 55.

ren.

in Entzückung gerathe, und so einen Vorgeschmack von den himmlischen Freuden genieße *).

Da es aber nicht jedem Menschen möglich ist, fich nach Willkühr zu jeder Zeit in diese Gemüthsstimmung zu versehen, und um so weniger lange ungestört sich darin zu erhalten **), so bestimmt der Chassidder dazu die Zeit des Gebets. Das beste Mittel, während des Gebets sich in diese Stimmung zu versehen, und dadurch zur Entkörperung zu gelangen, ist ihrer Meinung nach, wenn man gewisse Worte, denen ein kabbalistischer Sinn untergelegt wird, und die Namen Gottes, welche dessen verschiedene Eigenschaften bedeuten, und durch deren Bes, nennung auch in Thätigkeit gesetzt werden, oder die Namen der Engel, von welchen jeder zur Hervorbringung einer gewissen Wirkung in der himmlischen Hierarchie ***) bestimmt ist, im Sinne hat, welches sie Kavanoth

NiJi nennen,

Sie gründen diese Meinung auf den thalmudischen Sah (Trakt. Sanhedrin), wo es heißt: Die Belohnung nach dem Tode bestehet weder im Effen noch Trinken,' sondern bloß in dem Vergnügen an dem Beschauen der Herrlichkeit Gottes.

Denn dieser ist

**) Dieses kann nur der Zadik allein.
selbst bei dem Genusse aller weltlichen Vergnügen eo
ipse mit Gott vereiniget. Der Zadik kann immer gute
Speisen und andere Vergnügungen genießen, und bleibt
dennoch in immerwährender Verbindung mit Gott. Res
ser Schem tob S. 25.

***) So z. B. ist unter den täglichen Gebeten auch der
148. Psalm vorgeschrieben. Im 16. Verfe heißt es
7171 D8 ANID, das heißt: öffne deine Hand; die
Endbuchstaben dieser drei Worte lauten Inn, dieses,
fagen die Kabbalisten, sey der Name jenes Engels, wel-
cher über den Nahrungserwerb gefeßt sey. Es sey da=
her sehr juträglich, meinen sie, um sich Erwerb zu verz

Diese Vereinigung mit Gott kann nie bei einer niedergeschlagenen oder traurigen Gemüthsstimmung erlangt werden *). Daher sucht der Chassidder sich immer bei Krohsinn und Munterkeit zu erhalten. Bandelt einem Chassidder Kummer oder Schwermrth an, so ist es ihm nicht nur erlaubt, sondern sogar zur Pflicht gemacht, seinen Muth durch den Genuß geistiger Getränke zu he ben, und sich dadurch in eine frohe Stimmung zu vers feßen *).

Der III. Grundsah des Chassidders ist Usoth ÑRY Das heißt: er muß sich Muth, Entschlossenheit und eine ›› gewisse Art von Dreustigkeit aneignen, welche nöthigen Falls in Frechheit **) ausarten darf, die allem, was gerecht, schicklich, wohlanständig und billig ist, Hohn sprechen kann, wenn es mit den Grundfäßen der Sefte, d. h. mit dem Willen des Zadiks, in Collision kömmt. Denn der Zadik muß nicht nur bei allen Widerständen eine un erschütterliche Beharrlichkeit zeigen, sondern zugleich die

schaffen, wenn man, während daß man diese drei Worte
im Gebete ausspricht, die Endbuchstaben derselben in
Gedanken habe, und dadurch sich dieses Engels erinnere,
welcher eben dadurch bewogen werde, sein Amt zu han-
deln, und dem Betenden Nahrungszuflüsse in der Fülle
zukommen zu lassen.

*) Daß zur Begeisterung und Vereinigung mit Gott eine
frohe Gemüthsstimmung unumgänglich nothwendig sey,
beweisen die Kabbalisten daher, daß als der Prophet
Elisäus 12. B. K. 3) von dem Könige Josaphat über
den Ausgang eines Krieges befragt wurde, ließ er, um
die Zukunft mittelst des göttlichen Geistes zu erfahren,
sich vorher durch die Töne eines Saitenspiels in eine
muntere Stimmung verfeßen,
**) Frechheit an sich selbst ist zwar eine böse, Eigenschaft,
doch gibt es eine Art heiliger Frechheit. Jene nämlich,
die man jenen Frechen entgegen sehen muß, welche den

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Andersdenkenden von ihrem Vorhaben abschrecken, und ihnen Furcht einflößen *).

Übrigens halten die Chassidder sich in Gebräuchen und Ceremonien nach der Weifung des Thalmuds, in so lange dessen Vorschriften mit jenen der Kabbalah und dem Befehle des Zadiks, welcher leßtere ihr Lex suprema ist, nicht im Widerspruche stehet; da es bei den orthodoren Juden im umgekehrten Verhältnisse gehalten wird. Denn ob diese gleich einen Schwall von kabbalistischen Ceremonien und Gebräuchen in den thalmudischen Koder aufnahmen **), so haben diese doch nur ihre Gültigkeit,

Menschen (Chassidder) hindern wollen, dem Zadik anzuhangen, und sich bestreben, die Ergebung in seinen Willen zu hintertreiben. Diese Art von Herzhaftigkeit ist eine Hauptpflicht des Chassidäers, indem er nur durch sie alle Hindernisse und Schwierigkeiten, welche der Satan ihm, im Bezug auf die Vereinigung mit Gott, in den Weg legt, besiegen kann. Lik. Mehran §. 135, 169.

Ich habe einen Mann dieser Art kennen gelernt, sagt Sal. Maimon in seiner Biograghte 2. Th. S. 236: Er war ein junger Mensch von etwa 22 Jahren, vom sehr schwacher Leibeskonstitution, hager und blaß von Gesichte, und reiste in Pohlen als Missionär um Profes liten anzuwerben. Dieser Mann hatte in seinem Ansehen so etwas Fürchterliches und Gehorsam gebietendes, daß er die Menschen ganz despotisch beherrschte. Wo er hinkam, fragte er gleich nach der Einrichtung der Gemeinde Angelegenheiten, verwarf, was ihm mißfiel, und traf neue Einrichtungen, die auch pünktlich befolgt wurden. Die Gemeindevorsteher, größtentheils ehrwürdige Männer, die ihn an Gelehrsamkeit weit übertrafen, zitterten vor ihm. Ein Rabbi von großem Rufe, der über die Unfehlbarkeit dieses Mannes einige Zweifel äußerte, ward durch einen drohenden Blick von ihm so sehr erschüttert, daß er in ein heftiges Fieber verfiel, woran er auch starb.

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**) Es wäre sehr nüglich, und vorzüglich bei dem in den gegenwärtigen Zeiten so regen Drang eines großen Theils

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