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sprach. Ich betete also zu Gott, garantirte ihm die Zu fage des Kranten, die Sünden wurden ihm vergeben, die durch seine Sünden verursachte Zerrüttung in seinem Körper wurde wieder in Ordnung gebracht, und er vollkommen hergestellt.

3) Ein kinderloser Kaufmann consultirte den Bescht. über seine Unvermögenheit im Bezug auf das Propaga= tionsgeschäft. Dieser fand das Hinderniß in seinem ge= genwärtig betreibenden Kaufmannsgewerbe, und rieth ihm, die Handlung aufzugeben, und dafür eine Urrenda *) zu übernehmen, indem die Ergreifung dieses Er= werbungszweigs das probateste Mittel zur Beförderung der Fortpflanzung seines Geschlechts sey. Dieser Rath ward befolgt, das Waarenlager verauctionirt, und der Pacht einer Branntweinbrennerei mit einem Starost ab. geschlossen. Kaum waren neun Monate vorüber; als die Gattinn dieses gewesenen Kaufmanns und nunmehrigen · Arrendators ihn zu seiner größten Freude mit einem munters Söhnlein beschenkte.

Undank ist überall zu Hause, und auch unser Ar rendator blieb davon nicht frei. Er vergaß des Beschts, dem er doch sein Glück zu verdanken hatte, ganz, und stattete ihm nicht einmal den ihm mit vollem Rechte ge· der Erfolg blieb nicht bührenden Dank dafür ab, und aus! Denn als das so sehnlichst erwünschte Knäblein heranwuchs, wollte es sich keiner Zucht unterwerfen, vom Unterrichte nichts hören, ward ein Taugenichts, und verursachte seinen Eltern großen Kummer und Herzleid. Die Freunde des Arrendators fanden die Ursache der

*) So wird in Pohlen gewöhnlich die Pacht einer Branntweinbrennerei nebst dem Ausschanke dieses Getränkes genannt.

Ausgelassenheit des Knabens in dem Undank des Vaters gegen den Bescht, riethen ihm, sich zu diesem Gottesmanne zu verfügen, ihm seinen Kummer über die Un bändigkeit seines Sohnes vorzustellen, und sich seines Rathee über die anzuwendenden Mittel im Bezuge auf seine Besserung auszubitten. Der Bescht fand die Ursache der Verwilderung dieses Knabens in der Arrenda sei= nes Vaters, und rieth demselben, diesen Pacht aufzu geben, abermals eine Waarenhandlung anzulegen, sich zum Einkauf der Waaren nach Leipzig zu begeben, das seibst sich ein volles Jahr aufzuhalten, und gesichert zu feyn, daß während dieser Zeit sein Sohn sich bessern werde.

*

und

Dieser Mann folgte auch dießmal dem Rathe des Bescht, gab seinen Pacht auf, reiste nach Leipzig, kaufte daselbst für große Summen Geldes eine Menge der kostbarsten Waaren ein, und trat nach einem sieben. monatlichen Aufenthalt in Leipzig seine Rückreise an. Auf diesem Heimwege verirrte er sich in einem Walde, und da es eben an einem Vorabende des Sabbaths war, stieg er von dem mit Waaren beladenen Wagen ab, suchte einen Ausweg zu finden. Als er nun eine Strekke fortgegangen war, erblickte er ein kleines Häuschen, auf das er zugieng, um sich daselbst nach den Weg zu erkundigen, und als er dahin gelangte, sah er an den daselbst brennenden Sabbathslichtern, daß bereits der Sabbath eingetreten sen. Er trat hinein, fand aber da selbst niemanden, als einen alten Mann, der ihm freundlich die Hand zum Schalom bot, und ihn zugleich einDer Reis lud, über den Sabbath bei ihm zu bleiben. sende nahm die Einladung an, und ward mit den köst lichsten Speisen und Weinen bewirthet. So gut nun derselbe auch hier gehalten war, so ward ihm dennoch

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fein Vergnügen durch den Kummer über den Verluft seiz ues Wagens, den er der vielen Räuber wegen, welche in dieser Gegend sich aufhielten, nicht mehr wieder zu seben glaubte, sehr verbittert.

Nach Ausgang des Sabbaths sprach der Wirth zu feinem Gaste: Du bist deines Wagens und der darauf befindlichen Waaren wegen so sehr besorgt, daß du very zweifelst, ihn je wieder zu erhalten. Um dich einigers maßen zu entschädigen, will ich dir diese Waaren mit dem Bedinge abkaufen, daß ich dir die Hälfte des Ber trage fogleich baar bezahle, auf die andere Hälfte aber einen zur nächstkünftigen Leipziger Messe zahlbaren Wech fel ausstelle. Der Gast schloß dieses Geschäft mit seinem Wirthe ab, zeigte ihm das Conto, und dieser zahlte ihm diese Hälfte mit achtzigtausend Dukaten baar aus, und übergab ihm für die übrige Hälfte einen Wecha sel mit dem einzigen Worte Jonas unterschrieben,

Kaum war dieses Geschäft zu Ende, als schon der Wagen sammt den Waaren ganz unbeschädiget vor dem Hause stand. Nun bereuete zwar der Gast den abge= schlossenen Handel; da er aber sein einmal gegebenes Wort nicht zurück nehmen wollte, nahm er Geld und Wechsel, reiste zurück nach Leipzig, und kaufte für das erhaltene Geld abermals Waaren ein. In Leipzig erkun Digte er sich nach dem Aussteller seines Wechsels, aber niemand konnte ihm Auskunft geben, weil diese Firma daselbst ganz unbekannt war, Er wartete zwar die ganɛ ze Messe auf die Unkunft seines Schuldners in Leipzig, aber vergebene. Mit betrübtem Herzen und, gänzlicher Berzweiflung um seine ausstehende Summe, trat er endlich die Rückreise in seine Heimath an. Als er eben das Thor in Leipzig possirte, kam ihm sein Schuldner entge= gen, bezahlte seine Schuld, und nahm seinen Wechsel

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zurück. Erstaunt über die Redlichkeit dieses Mannes, bat er ihn um nähere Bestimmung seiner Umstände. Dieser aber erwiederte ihm, er möchte nur dem Bescht sa gen, Jonas ließe ihn grüßen, und dieser werde ihm schon das Nähere erklären. Als nun der Reisende zu dem Bescht kam, und sich des Auftrags von dem Jonas ent Ledigte, fagte ihm derselbe, daß dieser Jonas ein Sohn, des Amithai, mithin kein anderer als der Prophet Jonas sey, der drei Tage im Bauche des Wallfisches leb te, und in seiner gegenwärtigen Transmigration sich mit dem Waarenhandel beschäftige *).

4) In Medziboze wohnte ein Mann mit seinem Weibe eine lange Zeit im Ehestande, ohne ein Kind zu zeugen, welches sie beide sehr betrübte. Der Mann verwendete sich deßhalb an den Bescht, und dieser versprach ihm, daß er des ehestens einen Sohn zeugen werde. Diese Zusage ging in Erfüllung, und bald war das Ehe. paar mit einem Sohne gesegnet. Kaum aber hatte die ses Kind seinen vierten Lebenstag erreicht, als es plóglich erkrankte, und zum größten Leidwesen der höchst be: trübten Eltern, noch den nämlichen Eag verschied. Der Vater begab sich sogleich zum Bescht, und klagte ihm fein Unglück, und dieser antwortete ihm, daß, nachdem er ihm einmal einen Sohn versprochen habe, seine Zufage unfehlbar erfüllt werden müsse; und obgleich das Kind jest todt zu seyn scheine, so habe es nichts zu be deuten, er möchte nur ungehindert alles zum Beschneidungsmahl zurichten. Um achten Tage ward das Kind,

*) Da der Biograph des Bescht bloß die Großthaten seiz nes Helden crzählt; so meldet er auch weiter nichts von dem ferneren Schicksale des Kaufmanns und seines' ungerathenen Sohnes,

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ungeachtet es bereits mehrere Tage todt war, in die Synagoge gebracht und beschnitten. Der Natur der Sache gemäß, stockte das Blut, und es ging nach dem Schnitte nicht ein einziger Tropfen davon ab. Als aber der Bescht das bei dieser Ceremonie gewöhnliche Gebet, welches die Worte: Erhalte o Gott dieses Kind seinen Eltern enthält, betete, fing das Blut aus der Wunde wie aus einer Fontaine zu sprigen, die abgeschiedene Seele kehrte in den Körper des Kindes zurück, und es ward und blieb lebendig.

5) Als ich einst über Feld ging, erzählte der Bescht, fah ich von der Ferne einen Nebel, und als ich dahin fam, sah ich einen nichtjüdischen Knecht, der vor meh ren Jahren bei mir im Dienste stand, welcher mit einer schweren Last Holz beladen war. Als dieser mich er. blickte, warf er die Bürde von sich, fiel mir zu Füßen, und erzählte mir', daß nachdem er aus meinem Dienste getreten war, habe er bei einem jüdischen Zöll ner Dienst genommen. Dieser zwang ihn, am Sabbath im Walde Holz zu hauen, und es nach Hause zu füh, ren. Nun aber seyen beide todt, und zu beiderseitiger Strafe müsse er alle Sabbathe so viel Holz in die Hölle tragen, als zum wöchentlichen Bedarf, den Zöllner tåg. lich darauf zu verbrennen, nöthig ist. Er bat mich zugleich für ihn zu beten, mit dem Zusage, da meine Vielgültigkeit bei Gott in der andern Welt bekannt ist, meine Bitte sicher Erhörung finden wird; ich möchte nur so lange hier verweilen, bis er die Last Holz in der Hölle abgegeben haben wird, wo er dann zurück kommen, und mir einen Ort zeigen werde, wo ich für ihn beten könnte. Als ich ihn aufforderte, mir diesen Ort sogleich zu zeigen, erwiederte er, daß es ihm unmöglich sey, weil mehrere Teufel hinter ihm her wären, die ihn

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