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zum Fortgehen antreiben. Ich aber sprach, wenn es an dem ist, daß ich in der andern Welt etwas zu sagen habe, so befehle ich dir, sogleich deine Bürde abzulegen, und unaufgehalten mir den Ort zu zeigen. Er befolgte meinen Befehl, und zeigte mir einen Tempel, in den ich hinein ging, für ihn betete, und die Strafe wurde ihm auf der Stelle nachgesehen. Da nun, sezte der Bescht hinzu, die Strafe diesem Knechte als einen Nichtjuden nachgesehen ward, so mußte sie dem Zöllner, seinem Herrn, als einen Juden auf meine Fürbitte um so eher erlassen werden, und so erlöste ich beide von ihrer Höllenstrafe.

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6) Als der Bescht auf seiner Reise bei einem reis chen Manne einst zu Gast war, sah er in dem Stalle desselben ein sehr schönes Pferd. Nach dem Essen kam das Gespräch auf verschiedene Schuldposten, welche dieser Wirth zu fordern hatte, und er dem Bescht die dar über in den Händen habende Schuldscheine vorzeigte. Unter andern fand sich auch ein Schuldschein, der von einem unlängst gestorbenen Juden ausgestellt war, um welchen der Bescht den Wirth ersuchte, ihm solchen zu schenken. Ob nun der Wirth ihm vorstellte, daß dieser Schuldschein, wenn er solchen auch ihm schenken werde, ihm von keinem Nugen seyn würde, weil der Aussteller desselben ohne Vermögen gestorben sey, widerholte der Bescht seine Bitte dennoch, und der Wirth übergab ihm diesen Schuldschein. Der Bescht zerriß ihu sogleich, warf die Stücke zum Fenster hinaus, und rief zugleich: Du N. N. dir ist deine Schuld erlassen. Nun sagte er zu dem Wirth, er möchte in den Stall gehen, und nach seinem schönen Pferde sehen. Der Wirth kam erschrocken mit der Nachricht zurück, daß das Pferd plöglich todt niedergefallen sey, und der Bescht löste ihm das Räthfel mit folgenden Worten: Dieser Schuldner, dessen

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Schuldschein ich zerrissen habe, sagte er, war im Himmel verurtheilt, dir seine Schuld nach seinem Tode abzutragen, daher ward seine Seele in dieses Pferd vers fest; indem aber du mir den Schuldschein geschenkt hast, und ich ihm die Echuld erlassen habe, hörte auch seine Verbindlichkeit gegen dich auf, feine Seele ́ entfloh dem Pferde, und daher dessen plöglicher Tod,

7) Einst erfuhr der Bescht mittelst seiner Divina, tionsgabe, daß die Rabbinen im himmlischen Senate ihrer falschen Geseze wegen, welche sie durch Sophismen aus der Thora statuiren, angeklagt find, und das Ur theil bereits gefällt sey, daß zur Strafe alle thalmudischen Bücher in der Unterwelt verbrannt werden sollen. Der Bescht war darüber sehr betrübt, erzählte das bevorstehende übel seinen Schülern, und da es eben am Vorabende des Versöhnungstages war, nahm er sich vor, am morgenden Tage bei Gott eine Fürbitte zu thun, um das Unglück abzuwenden. Da er nun am Versöhnungs. tage immer der Gemeinde vorbetete, und im Echlußge. bet nga den Vers; » Öffne uns das Thor«, aussprach, gerieth er in eine entsegliche Extase, feine Augen rollten feurig umher, der Kopf war convulsivisch rückwärts gebogen, der Mund schäumte, der Hals rochelte, und dieser Zustand dauerte fast zwei Stunden. Endlich ere

נעילה

holte er sich, richtete sich auf, und beendigte das Ges bet. Als nun die Schüler sich bei ihm erkundigten, ob das himmlische Urtheil wegen Verbrennung der thalmus dischen Bücher abgeändert wurde, erzählte er ihnen Fol gendes:

Während meiner Entzückung, die ihr gesehen habt, sagte er, wandelte ich in den Regionen der obern Wels ten, und ging von einer zur anderu unaufgehalten fort, bis ich an jenen Pallast kam, wo Gott selbst residirt,

Im Vorhofe traf ich eine große Menge Gebete an, die feit fünfzig Jahren sich da aufhielten, and vor Gott nicht gelangen konnten. Auf mein Befragen, warum sie da verweilten, und nicht weiter vorwärts gingen, ants worteten sie: sie haben den Befehl erhalten, meine - Ankunft abzuwarten, damit ich sie bei Gott einführen möchte. Ich befahl ihnen also mir zu folgen. Als wir aber das innere Thor dieses Pallastes, welches so groß war wie die ganze Unterwelt, passiren wollten, da schlug ein neidischer Engel plößlich die Thorflügel z4, und leg. te ein Schloß vor, welches nicht kleiner als die Stadt Medziboze war. So viel Kraft ich nun anwendete, das Thor mit Gewalt zu öffnen, so wollte es mir dennoch nicht gelingen. Ich ging also zu meinem Lehrer *), und beschwerte mich über die Unhöflichkeit des Engels, der mir das Thor vor der Nase zuschlug. Dieser Lehrer bea gab sich zwar sogleich mit mir zu dem Pallaste, fuchte das Thor zu öffnen, aber auch ihm wollte es nicht ge lingen. Endlich besann er sich, und führte mich zu dem Pallast des Messias. Da nun meine Sache sehr wichtig und keine Zeit zu versäumen war, pochte ich ungestüm en das Thor, Der Messias kam heraus, und als er mich erblickte, verwies er mir zwar meine Unhöflichkeit, schrieb mir aber doch, sobald ich ihm meine Angelegene heit vorgetragen hatte, sogleich zwei Buchstaben auf ei nen Bettel, mit dem Auftrage, solche auf das Schlüssela loch des ungeheureu Schlosses zu legen, welcheß ohne

Wer dieser Lehrer des Bescht war, sagte er nicht, Wahrscheinlich war es entweder der Prophet: Elias, der sich so oft der kabbalistischen Don Quixots annimmt, oder gar der Engel Metatron, der auch nach der Meinung der Kabbalah, der Lehrer des Moses war. Siehe Artik. Kabbalah,

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weiters sich öffnen werde. Ich begab mich abermals zu dem Gottespallast, legte den Zettel des Messias auf das Schlüsselloch, das Schloß fiel ab, die Thorflügel spran= gen auf, und ich sammt den fünfzigjährigen Gebeten passirten, dem mißgünstigen Engel zum Troze, ohne den mindesten Aufenthalt. Nun entstand meiner Ankunft, und der dem lieben Gott sø lange vorenthaltenen, und in_meiner Begleitung erschienenen Gebete wegen, in dem himmlischen Sizungssaale bei allen Assessoren eine so große Freude, daß sie in dieser Stimmung alle für meine Sache waren. Ich benügte diese Gelegenheit, trug meine Replik gegen den Ankläger der Rabbinen mit einer sol chen Kraft und energischem Nachdrucke vor, daß dersel. be verstummen mußte. Das bereits gefällte Urtheil ́wegen Verbrennung der Bücher ward annulirt, und der Kläger als Verläumder schimpflich abgewiesen.

8) Als einst ein berühmter Arzneigelehrter zu einer Fürstinn, welche in dem Aufenthaltsorte des Bescht. wohnte, zum Besuche kam, rühmte diese Fürstinn den Bescht als einen heiligen, und zugleich in der Arzneikunde sehr erfahrnen Mann. Der Doktor wünschte diefen Wundermann kennen zu lernen, und er ward herbei geholt. Als nun der Doktor ihn fragte, auf welcher hohen Schule er promovirt, und wo er sein Doktordiplom habe; erwiederte derselbe, er habe weder hohe Schule, noch Promotion, noch Diplom nöthig, indem Gott selbst ihm die Arzneikunde gelehrt habe. Als nun der Doktor ihn fragte, ob er sich auch auf den Puls verstehe, bejas hete er es mit dem Zusage, er wolle den Puls des Doktors befühlen, und dieser wieder den feinigen, wo dann einer dem andern Auskunft von seinem Gesundheitszu stande geben soll. Der Doktor befühlte zuerst den Puls des Bescht, und merkte wohl, daß er krank sey, konnte aber

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den Status morbi nicht angeben, weil sein exaltirter Zustand eine Liebeskrankheit gegen Gott zum Grunde hatte, auf die der Doktor als ein Profan sich nicht verstand. Nun kam die Reihe an den Bescht, und indem er den Puls des: Doktors in der Hand hatte, fragte er zugleich die Fürstinn, ob ihr nicht einige Prátiosen "gestohlen worden wären, und als sie es bejahete, sprach er, man untersuche den Reisekoffer des Doktorsy and man wird es daselbst finden. Man suchte, und fand alles der Ungabe des Bescht gemäß, und der Doktor mußte mit Schimpf und Schande abziehen. Syd Givat

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9) Ein König lud einst einen andern König zu eis ner Mahlzeit, wozu er sich bereits zwei volle Jahre vors bereitet hatte. Auf eben den Tag, als dieser König sei. nen Nachbar geladen hatte, lud auch ein Zadik Namens R. Adam den Kaiser *) zu einem Mahle. Der Kaiser nahm die Einladung an, und reiste mit seinem ganzen Hofstaate nebt allen Ministern und Räthen nach dem Wohnorte des R. Adam. Unter den Räthen des Kaisers aber war einer, der ein abgesagter Judenfeind war, und dem es verdroß, daß der Kaiser sich mit diesem Rabbi abgebe. Er stellte daher dem Kaiser vor, daß dieser Jude in armer Mann sey, und weder Geld zur Ausrüstung eines kostbaren Mahls habe, noch in dem elenden Dorfe, wo dieser Jude wohne, Unterkunft für den Kaser und seiner Suite fich finde, viel weniger ein, zu einem solchen Mahle nöthiger Speisesaal vorhanden wáre Der Kaiser möge nur jemanden voraus in das Dorf hicken, und er wird seine Angabe in der Wahrheit bes stätiget finden. Der Kaiser schickte wirklich eine Unters

*) Welchen, sagt uns der Biograph nicht.

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