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machte die Anwendung auf den verstorbenen Angeber und seiner hinterbliebenen Familie, und nachdem er die Rede beendiget hatte, gab er der Leiche mehrere Backenstreiche, und beschimpfte sie noch auf andere Art. Als er von dem Begräbnisse nach Hause fuhr, hörten die Leute, die mit ihm auf dem Wagen saßen, ein Gespräch zwischen dem Bescht und der eben beigefeßten Leiche des Unge, bers, sahen aber den Angeber nicht. Da sie sich nun darüber verwunderten, machte der Bescht sie auf eines der hintern Råder seines Wagens aufmerksam, welches sich nicht umwälzte, sondern ganz beweglos sich fort. schleppte. Dieses Rad, fagte er, hält die Seele des Verstorbenen zurück, und dankt mir für die der Leiche angethanene Schmach, indem bereits in der Hölle ein Hund Namens Briton bestimmt war, in den die Eeele dieses Verstorbenen hinein fahren sollte.

von mir angethanene Schmach aber hat

Durch die ihm

er einen Theil feiner Sünden abgebüßt, und daher ward auch sein Strafurtheil gemildert.

Sohariten oder Sabbathianer.

Das Leben des berüchtigten `Sabbathai Zew y 938 10am ist von mehreren auf verschiedene Art beschries ben worden, nach den verschiedenen Ansichten, die sie von ihm, oder von der durch ihn entstandenen Sekte hatten, theils mit übertriebenem Lobe, und theils mit übermäßigem Tadel. Wir geben die Biographie dieses in der Religionsgeschichte der Juden, besonders neuerer Zeit, Epoche machenden Mannes, nach der Erzählung ei

nes ihn und seine Sekte wüthend verfolgenden Feindes, nämlich des R. Jakob Zewy, lgewöhnlich ray, sich nennenden Rabbiners in Emden *). Weil erstens die se Erzählung mit jener des La Croix in feinen Memoires de l'Empire d'Othoman p. 259 ff. der den Sab. bathai selbst gesehen und gehört hat, und also als Au.. genzeuge spricht, in Vielem übereinstimmt. 3weitens weil man dem Guten, was etwa von diesem Manne gesagt ist, aus dem Munde seines Feindes gesprochen mehr Zutrauen schenken, und also auf das wenigste in diesem Stücke für wahr annehmen kann.

In Smyrna, erzählt dieser Rabbi, wohnte ein Mann, Namens Mardochai Zewy, aus Morea gebürtig, der sich Anfangs durch den Kleinhandel mit Fe. dervieh sehr kümmerlich ernährte, und später als Waa= renmåkler bei englischen Kaufleuten in bessere Vermö gensumstände kam. Dieser Mardochai zeugte drei Söhne, Namens Joseph, Elias und Sabbathai, welcher lettere im Jahre 1625 geboren wurde. In der Schule übertraf Sabbathai alle seine Mitschüler in al len Gegenständen der jüdischen Gelehrsamkeit dergestalt, daß er in seinem Knabenalter schon nicht nur keines Lehrers bedurfte, sondern ihnen allen weit überlegen.

war.

*) In seinem Buche Thorath haken a o t hÑ182pà Ãın. Dieser Rabbi war ein eifriger Antagonist wider diese Sekte, besonders aber wider den Rabbi Jonathan, Eibeschizer, der von ihm und mehreren Rabbinen seiner Zeit, wie wir es im Verfolge dieser Geschichte sehen werden, im Verdachte war, dieser Sekte zugethan zu seyn. Er schrieb fünfzehn Bücher wider diese Sekte, und hatte eine Handpresse in seinem Hause, womit er alles, was er schrieb, sogleich druckte, und daher seine Polygraphie.

Nach seinem Austritte aus der Schule verlegte er sich auf die Geheimlehre oder Kabbalah, und erlangte in dieser Wissenschaft, ohne je darin einen Lehrer gehabt zu haben, eine solche bewundernswürdige Gründ. lichkeit und Fertigkeit, daß die dortigen Rabbinen ihm schon in seinem achtzehnten Jahre den Titel Chacham *) beilegten. Die vorzüglichsten und gelehrtesten Männer seiner Vaterstadt wurden seine Schüler in die fer geheimen Wissenschaft, denen er in dem Hause seis nes Vaters Vorlesungen darin gab. Doch mußten seine Schüler sich bequemen, um desto empfänglicher für diese heilige Wissenschaft zu werden, mehrmal in der Woche zu fasten, und öfters sich im Meere zu baden. Oft führte er auch nach dem Gebrauche seiner Vorgänger in der Kabbalah, nämlich des R. Simon ben Jochai und R. Isaak Luria, und selbst des Pythagoras und Plato, feine Schüler auf das Feld, unterrichtete sie in der freien Natur, und achtete den Spott und die Neckereien des türkischen Pöbels deßwegen nicht.

Als Sabbathai zwanzig Jahr alt war, heirathete er zwar ein sehr schönes Mädchen, die Tochter eines rei chen und vornehmen Mannes aus Smyrna, aber er bes rührte sie nicht. Als nun diese strenge Enthaltsamkeit. dem jungen Weibchen nicht behagte, beklagte sie sich dießfalls bei ihrem Vater, und diefer citirte den Sabbathai, nachdem er ihn mehrmal an seine Pflicht as Ehemann. in der Güte erinnert hatte, vor das Rabbinalgericht in Smyrna. Dieses stellte ihm die Alternative, entweder

Welcher Titel bei den levantinischen', Italiänischen und portugiesischen Juden, das nämliche Prädikat, wie das Wort Rabbi bei den deutschen und pohlnischen Juden bezeichnet.

seine eheliche Pflicht zu erfüllen, oder seine Gattinn durch den Scheidebrief von sich zu entlassen, und er wählte das Lehtere. Bald darauf heirathete er abermals die Tochter eines, andern Emprncer Juden, aber er be handelte seine zweite Gattinu im Bezug auf Erfüllung der ehelichen Pflicht nicht besser, als die erste, und ward verhalten, auch diese Ehe durch den Scheidebrief aufzu lösen. Als er nun darüber von seinen Freunden zur Rede gestellt wurde, entschuldigte er sich damit, daß ihm durch eine Inspiration (Ruach Hakodesch 171pn n17) bekannt gemacht wurde, daß von diesen Gattinnen keine war, die für ihn vom Himmel bestimmt wurde *). Andere aber halten dafür, Sabbathai habe deßwegen sehr schöne Frauenzimmer zur Ehe gewählt, und sich ihrer dennoch enthalten, um die Kraft seines Stoicismus auf die härteste Probe von Besiegung seiner

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Die thalmudische Legende nimmt das allgemeinn Sprich wort: Ehen werden im Himmel geschlossen, als buchstäblich wahr an. Im Traktate Moed Katon 3. Abs schnitt heißt es: Vierzig Tage vor der Schöpfung ei, nes (männlichen) Kindes läßt eine Himmelsstimme Bath tol hip na sich hören, welche sagt: Die Tochter des N. gehört für den N., Daß die Ehen wirklich in dem Himmel geschlossen werden, fährt diese Legende fort,. kann sowohl aus dem Pentateuch, als aus den Propheten und Hagiographen erwiesen werden. Aus dem Pentateuch ist es dadurch erwiesen, weil es daselbst (1. M. 24, 50) heißt: Laban und Bethuel antworteten: Die Sache (daß nämlich Rebekka den Isaak heis rathen foll) ist von Gott bestimmt. Aus den Propheten, weil es bei Simson, als er eine Philisterinn heirathete (Richt. 14) heißt: Sein Vater und seine Mutter wußten nicht, daß es von Gott bestimmt sey.« Aus den Hagiographen, weil Salomon (Spr. 19) sagt:

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Haus und Vermögen kann das Erbtheil von Eltern werden, aber ein kluges Weib wird nur von Gott- bes stimmt. « ›

Leidenschaften zu stellen, seinen fleischlichen Begierden, selbst bei dem erlaubten zu bekämpfen, und so sich an die strengste Enthaltsamkeit zu gewöhnen *).

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Nebst diesem fastete er oft von einem Ausgange deß Sabbaths bis zum Eingange des andern, sechs volle Lage und Nächte ununterbrochen nach einander fort; so daß er während der ganzen Woche weder Speise noch Trank zu sich nahm, badete nebstbei immer zur Zeit der Mitter. nacht in dem Meere mit der größten Lebensgefahr, und Fasteiete auch seinen Leib außer diesem anf vielfältige Art. Bei diesem allen war er so schön, wie ein Engel, sein Angesicht gab einen blendenden Glanz von sich, und seinem Körper entdufteten die herrlichsten Wohlgerüche. Als ein Arzt und Hausfreund seines Vaters ihm ans Herz legte, daß es für einen so frommen und gottes fürchtigen Manne nicht schicklich sen, sich zu parfümiren, zog er sich ganz nackt aus, und der Arzt überzeugte sich augenscheinlich, daß dieser Duft weder von einer Salbe, noch sonst von einer Specerei herrühre. Auf die Frage, woher dennoch diefer Wohlgeruch seines Körpers fomme, erwiederte Sabbathai, nach einem diesem Arzte abge nommenen Eide, ohne seine Erlaubniß es niemanden zu entdecken, daß er einst in einer Nacht von den drei Pas triarchen Abraham, Isaak und Jakob gesalbt wurde, und seit dieser Zeit diese Wohlgerüche seinem Körper ents strömen.

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Nun fing Sabbathai an öffentlich zu predigen, lehrte außerordentliche Geheimnisse in der Kabbalah, und

*) Er ahmte vielleicht hier dem Sokrates nach, von dem feine Schüler sagen, er habe die zanksüchtige antips pe deßwegen zur Ehe erwählt, um sich an die Tugend der Geduld zu gewöhnen.

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