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seiner Gnade sich zu empfehlen; und dieser Gesandschaften waren so viele, daß manche oft drei bis vier Wochen war. ten mußten, bevor sie zur Audienz gelangen konnten. Allenthalben ward sein Bildniß mit Kronen geschmückt, toglih ward ihm zu Ehren dreimal der 21. Psalm *) gesungen, und am Sabbath folgendes Gebet für ihn` ges betet:

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Der du die Hülfe den Königen und Herrschaft den Fürsten verleiheft; du, dessen Regierung alle Wels ten umfangt; großer, starker und furchtbarer Gott; du König der Könige, der du Fürsten ein und absehest, der du einen Bund mit deinem Knechte David errichtet hast, seinen Thron auf ewig zu begründen; segne, be wahre und erhebe immer weiter unsern Herrn und Ko nig, den heiligen Rebbi, den tugendhaften und siegreie chen Fürsten Sabbathai Zewy, den Gesalbten des Gott Jalobs. Seine Majestät werde erhoben, und sein Reich werde erhöhet. Ihm gabst du Gewalt, Ehre und Rath. Alle Nationen sollen vor ihm sich bücken, fein* Reich dauere ewig, und werde ihm nie entzogen, feine Regierung leide keinen Abbruch, und seine Majestät wach. fe an Erhabenheit, denn die Krone seines Gottes ist auf feinem Haupte. Könige werden ihn sehen, und vor ihm aufstehen, und Fürsten werden ihn anbeten: denn der Gott der Treue, der Heilige Israels hat ihn gewählt. Sein Nachruhm dauere ewig, sein Name mit der Son. ne gleich, man segne sich mit ihm, und Völker segnen ihn. Unsere Augen werden es sehen, und unsere Her zen fich freuen, wenn unser heiliger ruhmwürdiger Tem pel, das Heiligthum, so deine Hände o Gott! gegrün

*) Jehovah deines Siegeb freuet sich der König se.

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det haben, wieder erbauet wird. So seye dein Wille. Amen! «

Zu eben dieser Zeit standen in Samaria, Adriano, pel, Thessalonich, Konstantinopel und in mehreren Orten viele Propheten und Prophetinnen auf. Männer, Weiz ber, Jünglinge und Mädchen, ja selbst Kinder wurden vom prophetischen Geist ergriffen. Sie fanken plöglich mie in epileptischen Krankheiten zu Boden, bekamen heftige Convulfionen, und verkündeten in diesem Zustande, sowohl in hebräischer als aramäischer Sprache, ob sie gleich vorher kein Wort davon verstanden, wunderbare und außerordentliche, sowohl längstergangene als auch künftige Dinge, und ihr Refrain bei einer jeden Prophezeihung war: Sabbathai Zewy ist der wahre Messias aus dem Hause Davids, dem Krone und Reich gegeben ist. Selbst die Vorherverkin digung Sabbathais an seinen obengedachten Widersacher Pechina, zu dem er einst sagte: Du wirst es noch erles ben, daß deine eigenen Töchter, die jezt wegen des Todes ihrer Mutter in Trauer gekleidet sind, ihre festlichen Kleis der anlegen, und von mir und meinem Reiche prophe seien werden, traf buchstäblich ein. Denn als einst Pe= china in seine Wohnung trat, traf er feine beiden Töchter, die vorher nicht ein einziges Wort hebräisch oder aramáisch verstanden, und um so weniger sprechen konne ten, festlich geschmückt, und in beiden Sprachen, sowohl von vergangenen als künftigen Dingen redeten, und zu gleich verkündeten, daß Sabbathai der wahre Messias fey.

Dieses alles bestärkte das Volk in seiner Meinung von der Würde des Sabbathais als Messias, indem sie die Worte des Propheten Joel (3, 1) auf ihn bezogen, wo es heißt: Einst werde ich meinen Geist über alles

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Fleisch ergießen, eure Söhne und Töchter werden weise fagen 2c. Diesem allen aber drückte ein sehr gelehrter, und als ein helloenkender Kopf allgemein bekannter und hochgeachteter Mann, Namens R. Moses Servil, der von jeher ein abgesagter Feind und wüthender Verfolger des Sabbathai war, das Siegel der Gewißheit auf, ins dem auch ihu der heilige Geist plöglich antrieb, die Leute zur Buße zu ermuntern, weil die Erlösung Israels durch Sabbathai als Messias wahr sey, und ihm ward zugleich die Gabe, jedem Menschen die begangenen Sûn. den von der Stirne herab zu lesen *). *). Also auch diefer von allen Borurtheilen und Aberglauben freie Mann schwur zur Fahne des Sabbathai.

Durch diese zusammentreffende oder veranstaltete Ume stände stieg das Ansehen Sabbathais immer höher, Der größte Theil der Juden hing dem Glauben an Sabba thai als Meias mit voller Gewißheit au, und nur we nige waren, die zwar aus Furcht vor der Überzahl der Gläubigen öffentlich sich dazu bekannten, im Herzen aber Zweifel hegten, oder von dem Gegentheile sich überzeugt hielten, und vor der Zukunft zitterten, daß durch diese

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*) Die Lateiner nennen diese seynsollende Wissenschaft Me. toposcopia oder Divina ex facie, welche darin bestehet, daß man so, wie in der Chiromantie 7♬ NDIN, aus den Linamenten der Hand, so auch hier, aus den Lis nien oder Runzeln der Stirne (vermuthlich eine Art Physiognomik) die vergangenen und künftigen Schicksale eines Menschen erkennen kann. (Siehe Sueton. in Ti, to Cap. II.) Die Kabbalisten nennen dieß Choch. math Haparzuf ihn nɔɔn, und selbst in den neuern Zeiten noch wähnte der Pöbel von einigen kabbalistischen Rabbinen, als z. B. des im Geruche der Heiligkeit leht verstorbenen mährischen Landekrabbiners R.

chmelka, daß er diese heilige Kunst verstanden, oder besser die Gabe dazu durch den heiligen Geist erhalten habe,

ftürmische Bewegungen *) etwa dem ganzen Volke Israel ein trauriges Foos zu Theil werden könne. Diesem Übel wollte ein Mann in Konstantinopel, auf das wenigste für seine eigene Person vorbeugen. Er stellte daher dem Großvezier den Unfug des Sabbathai Zewy und seine Besorglichkeit für die übeln Folgen, welche daraus der Judenschaft entstehen können, mit der Bitte vor, ihm ein Certifikat über seine Ungläubigkeit an Sabbathai auss zustellen, damit er bei einer etwa von der Regierung eintreten mögenden Verfolgung der Anhänger Sabbathais, als Nichtgläubiger sich legitimiren könnte. Dieses Un ternehmen ward der Farthei Sabbathais bekannt, und diese brachte es durch Bestechungen und andere Ränke fo weit, daß dieser Mann eines Staatsverbrechens, wel ches er nie begangen, angeklagt, durch falsche Zeugen überwiesen, und zur Galeerenstrafe verurtheilt wurde.

Stolz auf diese zusammentreffenden Begebnisse, und angespornt von der Hoffnung ihrer baldigen Erlösung, ' forderte der Anhang Sabbathais ihn auf, nach Konsta e tinopel zu reifen, sich dem Sultan vorzustellen, um ihm fein Vorhaben zu eröffnen. Sabbathai gab, theils um

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*) Die Juden in Persien, schreibt La Croix, verließen alle ihre Geschäfte und Erwerbe, und befaßten sich bloß mit Abbüßungen der Sünden und Gebeten, um dadurch die Erlösung durch Sabbathai zu befördern. Der Gouwerneur ließ ihnen fagen dieß sind die Worte des La Croix » Que faites vous pauvres gens, d'abandonner ainsi le travail, au lieu de songer à ^ payer votre tribut," Sie aber antworteten ihm: tribut, Seigneur, nous n'en payerons plus, notre liberateur est venu, & Damit sie aber in ihrer Andacht nicht gestört werden möchten, obligirten sie sic, im Falle der Messias binnen drei Monaten nicht käme, zweihun dert Tomans, etwa dreitausend Thaler zur Strafe er« Tegen zu wollen.

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sich nicht zu compromittiren, und theils in der Hoffnung durch ein tollkühnes Wagestück, welches oft so manchem Avantarier aus der Verlegenheit half, zu unternehmen, bei welchem ihm etwa durch einen glücklichen Zufall Vor. theil erwachsen konnte, dieser Aufforderung nach, und reiste nebst seinem Bruder und einer großen Suite zu Schiffe nach Konstantinopel, wo er am 20. des Monats Thebeth im Jahre 1666 angekommen, und von den dortigen Juden mit den größten Ehrenbezeugungen em pfangen ward. Zu seinem und der Seinigen großen Berdrusse war der Sultan Muhamed der VI. in Adrias nopel abwesend, und er suchte paher um eine Audienz hei dem Großvezier an. Dieser verschob die Audienz einstweilen, stattete inzwischen den Bericht an den Großherrn ab, daß nämlich der berüchtigte Sabbathai Zewy, von dem selbst bei Hofe so viel gesprochen wird, in Konstantinopel angekommen sey, und vorgelassen zu wer den verlange, Der Sultan gab den Befehl, ihn sogleich fest zu nehmen, und ihn in sichere Verwahrung ju bringen.

Diesem zufolge schickte der Großvezier einen Aga mit fünfzig Janitscharen ab, um den Sabbathai abzuz holen als aber derselbe zu dem Sabbathai in das Zims mer trat, word er von seinem Unblicke so sehr einges nommen, daß er ihm nichts zu Leide thun konnte, und dem Großvezier, selbst mit Gefahr seines eigenen Lebens, den Bericht abstattete; daß, da das Ansehen Sabbathais einem Engel gleiche, er bei seinem Anblicke dergestalt ahgeschreckt ward, daß es ihm unmöglich ist, feines · Auf, trags sich zu entledigen. Der Großvezier schickte einen andern Aga mit zweihundert Janitscharen um den Sab, bathai, aber auch diesem ging es nicht anders, als dem Vorigen. Endlich begab Sabbathai sich freiwillig selbst

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