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Behauptung nahm er aus einigen von dem gedachten R. Elbeschüzer geschriebenen Amuleten oder sogenannten Ka meo.hpp *), in denen mehrmalen die Worte

and 2, aus welchen dieser Antagonist das Wort Sabbathai Nɔ* **), und den Schreiber als einen Anhänger der sabbathianischen Cefte erklären wollte, in dem er daraus den Schluß folgerte, daß der R. Eibe. Schüßer den Namen Sabbathai für so heilig halte, daß durch in Krankheiten geheilt werden könnten. Zu sei= ner Parthei schlugen sich mehrere Rabbinen von Celebris tât 7 an deren Efige der eben als großer Thalmudist, und daher im Geruche der Heiligkeit gestandene R. Heschel, Oberrabiner in Frankfurt am Main stand. Von der andern Seite traten eine große Menge Rabbinen, vorzüglich aus Pohlen und Mähren ***) auf, welche die Parthei des R. Eibeschüßer nahmen, und alle diejes nigen, welche von diesem Rabbi sich mündlich oder schriftlich auf eine nachtheilige Weise äußerten, mit Bann und Fluch belegten, Nur R. Ezechiel Landa u, Obers rabbiner in Prag, hielt die Mittelstraße. Er trug in einem im Jahre 1752 an die vorzüglichsten Rabbinen erlassenen Sendschreiben darauf an, alle von dem Ra Elbeschüßer geschriebenen Amulete zu verbrennen, und that alle in den Bann, welche sich derselben bedienen, weil, seiner Einsicht nach, darin der Stanie des Sabbas

*) Siehe Artik. Kabbalah.

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**) Durch Verfegung des t mit dem & in den ersten
Worte als Fähubuchstaben, und im zweiten Worte.durch
Versehung des mit dem als Zungenbuchstaben.
***) Es hat in der Folge sich gezeigt, daß viele von den
für R. Eibeschüßer Parthei ergriffenen Rabbinen, bes
sonders in Mähren und Pohlen, wirklich der sabbathai-
fchen Tette, wenn auch nicht öffentlich, doch geheimer
Weise zugethan waren.

thai versteckter Weise wirklich vorkommen mag; da aber, wie er hinn fest, es möglich, und nach dem anerkann ten Credit von Gelehrsamkeit und Frömmigkeit des R. Eibeschüßer wahrscheinlich ist, diese verdächtige Worté eine andere Bedeutung haben, so belegte der R. Landau zugleich alle jene mit dem Bann, welche über den R. Eiteschüßer, sey es mündlich oder schriftlich, nachtheilig sich außern.

Diese Fehde ging so weit, daß die Gegenparthei des R. Eibeschüßer ihn bei der dänischen Regierung der Zauberei auklagten. Dieses Rabbis nahmen sich zwei gelehrte Männer christlicher Religion an, nämlich Carl Anton, ein jüdischer Convertite und Lector der hebräi schen Sprache in Helmstädt, in seiner Schrift betitelt: Kurze Nachrichten von dem falschen Messias Sabbathai Zewy, und den neulich seinetwe gen in Hamburg entstandenen Bewegungen. Altona, und Hamburg 1753; dann David Megers lein, Professor in Frankfurt am Main, der zwar mit dem Karl Unton in den Beweisen, daß der R. Eibes schüßer sich keines Zaubermittels bedient habe, übereins stimmt, zugleich aber darthut, daß unter den auf diesen Amuleten geschriebenen Charakteren der Name Jesus Chriftüs versteckt sey, durch welchen dieser R. die Kranken heilte, wozu Megerlin die Beweise nach den Regeln der Kabbalah anführte. Diese beiden, obgleich verschiedenartige Vertheidigungsschriften, sicherten dem R. Eibeschüß den Schuß der dänischen Regierung.

Will jemand sich einen Begriff von einem solchen Amulete oder Kamea machen, und von deren, alle Einbildungskraft übersteigende sophistische und superstitiose Erklärungen, gestüßt auf den gleichsam bei den Haaren herbeigezogenen Stellen aus der h. Schrift, sich belehren,

der findet sie in der unter dem Titel Luchoth Eduth

von diefem 9tabbi Sonathan Sibefd) liber לוחות עדות

herausgegebenen Vertheidigungsschrift *).

Zwar führt dieser Rabbi zum Beweis der Kraft feiner Amulete in der obengedachten Schrift einen Aus zug aus dem Hamburger Sterbregister, worin bezeugt. wird, daß in dem Jahre vor der Ankunft `/ dieses Rabbi, bei der Hamburger jüdischen Gemeinde sechzehn Wöchnerinnen, in dem Jahre nach seiner Ankunft aber nur drei derselben gestorben sind, welche verminderte Sterblichkeit er der Wirkung seiner Amulete zuschreibt; doch ist es schwer zu glauben, daß dieser sonst sehr scharfsinnige Rabbi dem Unsinne des Amuletenglaubens im Ernste huldigte. Viel wahrscheinlicher ist es, daß er bloß aus Noth dazu sich bequemen mußte, weil in eben diesen Zeiten, seý es durch die von der fabbathianischen Sekte verbreiteten kabbalistischen Grundsäge, oder sey es anderer Ursachen halber, eine Kabbalamanie unter den Rabbinen herrschend war. Folgende Anekdote, die Referenten von einem glaubwürdigen Augenzeugen und Schú ler dieses Rabbi, Namens R. Aaron Grünhut, erzählt wurde, mag diese Bermuthung unterstügen.

R. Jonathan Eibeschüßer wohnte, wie bekannt, mehrere Jahre in Prag, von wo aus er nach Meg be. rufen ward. Ungefähr ein Jahr vor seiner Abreise von Prag, ward eine Magd, die von einem bösen Geiste be fessen zu seyn vorgab, mit der Bitte zu ihm gebracht, ihr diesen ungebetenen Gast vom Halfe zu schaffen. Der Rabbi ließ sich willig herbei, verschrieb ihr das kabbali

*) Mnn sehe auch hierüber den Commentar des R. Mofes Narboni über den More Nebuchim 1. Th, $. 6a.

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stische Universalmittel, nämlich ein Amulet, und befahl, vermuthlich, um, wenn eben dieses Mittel nicht anschlagen sollte, und der Gast auf dieses kabbalistische Consilium abeundi nicht weichen wollte, es nicht sobald bekannt würde, die Magd sogleich von Prag weg, und nach ihrer Heimath, nämlich ins Baireuthische zu schik. ken, welches auch geschah. Als nun R. Erbeschüßer im folgenden Jahre zur Antretung seines Rabbinats nach Meg reiste, und aller Orten, wo er durchkani, das Belk, um seinen Segen zu erhalten, um seinen Wagen fich sammelte, geschah es auch, als er durch einen bais reuthischen Flecken fuhr, daß unter der versammelten Volksmenge eine Frauensperson mit einem Kinde auf dem Arme sich hervordrängte, und den Kabbi um seinen Segen mit dem Zusahe bat, daß seine wunderthätige Kraft bereits sich an sie bewährt habe. Auf die Frage des Rabbi, bei welcher Gelegenheit dieses geschehen wäre, antwortete dieselbe, sie fey jene Magd, von welcher ve rigen Jahrs durch das ihr von ihm gegebene Amulet der böse Geist gewichen ist. Als der Rabbi das Kind auf ihrem Arme sah, und fie fragte, wie lange fie bereits in der Ehe lebe, erröthete fie, und trat beschämt zurück, weil sie nie in den Ehestand getreten war, und dieses Kind außerehelich gezeugt wurde. Der Rabbi ertheilte ihr nichts desto weniger seinen Segen, und reiste weiter. Unterweges löste der Rabbi seinen nach Meg ihn begleis tenden Schülern, worunter auch der Erzähler dieses war, das Räthsel auf folgende Art: Diese Weibsper. son, sprach er, litt an der Hysterie oder besser Mannsucht, hatte epileptische Zufälle, und wähnte von einem bösen Geiste besessen zu seyn. Da nun bei Kranken die fer Art die Einbildung sehr stark wirkt, so gab ich ihr, um fie zu beruhigen, ein Umulet als Gegenmittel, uni

ihre Einbildung von dem Wahne, von einem bösen Gei, ste besessen zu seyn, ab, und auf den entgegengefeßten Bahn, durch das Amulet geheilt zu werden, hinzulens ken. Ich sezte also einen unschädlichen Aberglauben als Gegengist einem schädlichen entgegen; dadurch wurde nun der Wahn von einem bösen Geiste bei dieser Magd. befeitiget, und die eigentliche Krankheit der Mannsucht ward bei ihr durch die Schwängerung ganz gehoben.

Eben einer solchen Anekdote weiß Referent sich zu erinnern, die ihm ein zwar alter, aber doch mit hellerer Einsicht als mancher seiner Kollegen jüngerer Zeit bes gabter Rabbiner, vor einigen Jahren erzählte. Diefer trat als ein noch junger Mann sein Rabbinat, fast zu eben dieser kabbalistomanischen Epoche, nach dem Tode feines Vorgängers an, der im Geruche eines großen Kabbalisten stand, und unzählige Wunderkuren, mittelst der Sympathie, mystischer Charaktere und dergleichen Panaceen mehr, verrichtet haben soll. Kurz nach dem Antritte seines Umtes ward er um ein Mittel für eine schwergebärende Frau, die eben in Kindesnöthen sich be. fand, mit den Zusage ersucht, daß man in diesen und ähnlichen Fällen sonst immer sich an den verstorbenen Rabbiner gewendet, und er mittelst seiner Wundergabe fogleich Abhülfe geschafft habe. Der junge Rabbi in voller Angst für seinen Credit bei seiner abergläubigen Gemeinde, und besorgt, sich doch einigermaßen mit Che ren aus dem fatálen Handel zu ziehen, suchte vor der Hand die Kur in die Länge zu ziehen, um indessen dem Beibe Zeit zum Gebären zu lassen. Er nahm daher ei ne eben auf seinem Tische liegende bleierne Flintenkugel, schrieb darauf einige ihm selbst unbekannte. Charak tere, so wie die Angst sie ihm eingab, befahl diese Kugel mit dem Hölzernen sogenannten Schulham.

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