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mer *) zu einer dünnen Platte zu schlagen, zwis fchen jedem Schlage aber drei Psalmen zu beten, Dieses so lange zu wiederholen, bis diese Platte wie ein Haar dünne wird, dann dieselbe in ein Gefäß mit ächtem Koscherweine **) gefüllt zu geben, und der Gen bärenden alle zwei Stunden einen Eßlöffel voll davon zu reichen. Da nun diese Ceremonie, wie leicht zu erach ten, mehrere Stunden dauerte, kam indessen das Kind zur Welt, und der Rabbi mit heiler Haut seines guten Rufes unbeschadet davon. Wäre die Mutter oder das Kind dennoch gestorben, seßte der erzählende Rabbi hins zu, so habe er sich einen Schlupfwinkel dadurch offen gelassen, daß er gefagt hätte, der Wein wäre, trog al ler gebrauchten Vorsicht, dennoch von einem Nichtjuden berührt, also nicht acht foscher, und daher zur Hervors bringung dieser Wunderkur nicht geeignet gewesen ***),

Ungefähr im Jahre 1750 kam ein gewisser Jakob Frank ****), der in Pohlen 1712 geboren war, in feiner Jugend sich mit der Branntweinbrennerei abgege ben, und später in der Krimm und in andern angráns

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*) Bekanntlich werden die Juden auf dem Lande täglich zum Früh und Abendgebete in die Synagoge dadurch zusammenberufen, daß der Synagogendiener durch dreis maliges Anschlagen mittelst eines hölzernen Hammers an einer jeden Hausthüre das Zeichen gibt.

**) Das heißt, welchen kein Nichtjude berührt hat. ***) Bemerkenswerth ist es, daß seitdem die Alfanzereien von Geisterbannungen aufgehört haben, zugleich alle Be fessene und böse Geister, die sonst in der Welt eine so große Rolle spielten, vom Welttheater abgetreten find.

****) Er erhielt diefen Beinamen in der Türkei, indem die Türken alle Europäer, fie seyen Christen oder Juden, Stahlen nennen.

zenden türkischen Provinzen sich aufgehalten, hat, {von daselbst mit dem Rufe eines Kabbalisten zurück. Er siedelte sich in Podolien an, bekam einen großen Anhang von den pohlnischen Juden und einigen ihrer vorzüglichen Rabbinen, wo besonders sämmtliche Mitglieder der Ges meinden in Landskron, Busk, Osiran, Opotschnia, Kribtschin und mehrere andere ihm beitraten, unter welchen er die Lehre des Sabbathai Zewy, doch wie es scheint, mit verschiedenen Modificationen verbreitete. Zu diesem Zwecke schrieb er ein Buch unter dem Titel: ryn be Din #2*1, und ließ es im Manuscripte une ter seinem Anhange zirculiren. Doch hörte man von ihm nicht, daß er durch Gaukelspiele, wie seine Vor: gånger, oder sein gleichzeitig mit ihm lebende Rival der Bescht *), sich angekündiget habe, sondern er wirkte bloß durch Suada, durch ein angenommenes vornehmes Wesen und durch Imponirung.

היום אל העין

Hierüber eifersüchtig, verfolgten die Rabbinen diefen Frank und seinen Anhang mit der heftigsten Erbitte tung. Als nun Frank mit mehreren seiner Anhänger einst eine Wallfahrtsreise nach Salonik, wo damals ihr Häuptling Brachị áh sich aufhielt, unternehmen wollten, gaben die Rabbinen sie bei der pohlnischen Regie: rung als Emigranten an, und auf ihre Vorstellung wurz den alle diese Pilger auf der Gränze angehalten, und in schwere Haft gelegt. Die Sektirer wendeten sich darauf an den damaligen vielgültigen Bischof von Pos dolien, und dieser verschaffte ihnen einen königlichen. Schußbrief, nach welchem ihnen gestattet wurde; in Pohlen nach ihren eigenen Grundsägen zu leben, und

*) Siehe Artikel Chassidäer.

eine eigene Sekte unter dem Namen Sohariten (weil sie das kabbalistische Buch Sohar als das Fundament ihrer Religion annahmen, und den Thalmud verwarfen) oder auch Contra • Thalmudisten auszumachen. Vorher hatten beide Fartheien in den Kirchen zu' Każ mienie z odol s k y und Lemberg in Gegenware meh, rerer Bischofe und Kronbeamten verschiedene Disputatio, nen. Bei dieser Gelegenheit legte diese neue Sekte ihr Glaubensbekenntniß *) in folgenden Sägen bestehend öffentlich ab.

1)-„ Wir glauben alles, was Gott von jeher durch Lehre und Sage befohlen hat, und halten uns nicht nur verpflichtet alles auszuüben und zu unterlassen, was in diesem Geseze vorgeschrieben ist, sondern in diese Lehre tiefer einzudringen, um auch die darin verborgen liegen. den Geheimnisse zu erforschen. Denn so fagte auch Gott zu Abraham (1. M. 17, 21): „ Ich bin M,

ge, wandle vor mir, und sey dufrichtig.

10, 12): ▾ Israel! Was fordert Jehova

der Almächtiz

Dann (5, M.

von dir, als

daß du von ganzem Herzen und ganzer Seele vor Jes hova deinen Gott Ehrfurcht haben, in allen feinen Wegen. wandeln, ihn lieben, und ihm dienen: das heißt die Gebote Jehovas und seine Geseze, die ich dir jest gebe, halten sollst, und das zu deinem eigenen Besten. « Dieses alles beweist, daß man Gott und seinen Gebo ten und Gefeßen anhangen, und sich befleißen soll, die Wahrheit dieser Lehre ohne Irrthum zu begreifen. Rebst

*) Dieses Glaubensbekenntniß wurde in pohlnischer und rabbinischer Sprache verfaßt, und ist zur nämlichen Zeit in Lemberg im Drucke erschienen, aus dem wir diesen Auszug liefern, da es in Ertenso zu viel Raum einnehmen würde.

diesem muß man auch Ehrfurcht vor Gott haben: daher fagt auch David (Ps. 111, 10): Der Anfang der Weisheit ist Gottesfurcht. «

Doch ist Gottesliebe und Gottesfurcht allein noch nicht hinlänglich, sondern der Mensch muß auch Gottes Größe aus seinen Werken erkennen. Aus diesem Gruns de sagte David auf seinem Todtenbette zu Salomon (1. Chronik. 28, 9): » Erkenne den Gott deines Vqters, « und diene ihm. Hierüber fragt nun der Sohar:

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Warum hat er ihm befohlen, erst Gott zu kennen, und dann ihm zu dienen? Antwort: Weil ein Gottesdienst ohne vorläufige Kenntniß Gottes für nichts zu achten fey. Dieser Gottesdienst muß auch in der Weisheit und in der Wahrheit gegründet seyn. Rabbi Simon ben Jochai schreibt in feinem neuen Sohar: Die Weisheit, welche dem Menschen nothwendig ist, besteher in dem Machdenken über die Geheimnisse des Herrn, und jeder Mensch, der von dieser Welt ohne diese Wissenschaft abgehet, der wird, ob er gleich noch so viele gute Werfe in die andere Belt mit sich bringt; aus allen Tho. ren des Paradieses ausgestoßen, über die Worte Cas muels (am. 2, 31) wo es heißt; er mich ehrt, den ehre auch ich, und wer mich verachtet, den schäße' auch ich gering, fagt dasselbe Buch: Wer nicht verstehet den Namen seines Herrn zu würdigen, für den wäre es bes fer, er wäre nicht, erschaffen worden: denn Gott hat den Menschen bloß in diese Welt gefeht, damit er sich bestrebe, die Geheimnisse, welche in dem göttlichen Namen, liegen, zu erforschen. David sagte (Ps. 145, 18): Gott ist denen nahe, die ihn in der Wahrheit anru. fen. Hier fragt der Sohar: Kann man denn auch Gott in der unwahrheit anrufen? Antwort: Ja! Denn wer Gott anruft, und nicht verstehet, wen er ans

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ruft, der ruft Gott in Unwahrheit an. Hieraus ist alsø erwiesen, daß jeder Mensch verpflichtet ist, an Gott und feine Lehre zu glauben, ihn als auch seine Gefeße und Rechte zu erkennen, und die Geheimnisse der Thora zu ergründen. Wer auf diese Art glaubt, der erfüllt den Willen und den Befehl Gottes, den er durch Moses Fund gethan hat, und nur dieser verdient ein wahrer Israelite genannt zu werden. «

2) »Wir glauben, daß Moses, die Propheten und alle übrigen früheren Lehrer sich in ihren Schriften oft uneigentlich ausdrücken, und auf einen geheimen Sinn, den fe unter ihre Worte gelegt haben, hindeuten. Diese Schriften gleichen einer verschleierten Matrone, die ihre Schönheit nicht vor jedermann bloß stellt, sondern von ihren Liebhabern fordert, daß sie sich Mühe geben, ihren Schleier zu lüften. Eben so ist auch über alle diese göttlichen Worte ein Schleier der Uneigentlichkeit gejogeu, welcher auch mit dem größten Menschenverstande, ohne Beistand der göttlichen Gnade, nicht gelüftet wer den kann. Oder mit andern Worten: Es wird in der Thora von Sachen gesprochen, die keineswegs nach dem bloßen Wortsinne genommen werden dürfen, sondern man muß den göttichen Geist anrufen, daß er uns den unter dieser Wortschale liegenden Kern entdecke. ""

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Wir glauben daher, daß es nicht genug sen, die Worte der Propheten zu lesen, und nach dem Wortsinne zu verstehen, sondern es gehört ein göttlicher Beistand dazu, um in vielen Stellen den Grund davon zu ents decken. Daher bittet auch David (Pf. 119, 18): Öffne » Gott! meine Augen, auf daß ich das Wunderbare in deiner Lehre erkenne. « Hätte David alles durch Unterricht oder eigenes Forschen begreifen können, wozu hätte er die Hülfe Gottes bedurft? Aber seine Bitte um Gotę

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