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Nachdem dieser R. Simon aus dieser Höhle heraus und in die menschliche Gesellschaft zurück getreten ist, foll er so viele Wunder gewirkt haben, daß ein gewisser Herr K. in seiner im Jahre 1815 unter dem Titel:

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n Ben Jochai herausgegebenen Apologie, ihm, nachdem er alle von diesem Wundermanne in den Legenden enthaltenen Traditionen zusammen stellt, den Rang weit über alle Patriarchen und Propheten, ja selbst über Moses anweist.

Doch sind die Meinungen über die Verfassung des Buchs Sohar verschieden. Einige halten dafür R. Simon habe dieses Buch nicht selbst verfaßt, sondern er habe diese göttliche Eingebungen seinen Schülern bei ver schiedenen Gelegenheiten theilweise mitgetheilt, und diese wären von seinen Schülern nach seinem Tode erst zufam. mengetragen, und nach den Abschnitten des Pentateuchs geordnet worden. Andere glauben, R. Simon habe zwar dieses Buch selbst geschrieben, es wäre aber von einer solchen Quantitát gewesen, daß ein Kamehl es kaum ertragen konnte, seine Schüler aber hätten es excerpirt, und dieses Werk, wie es gegenwärtig bestehe, sey ein bloßer Auszug. Manche halten dafür, R. Gi. mon und seine Synode hätten zwar diese kabbalistischen Erklärungen und Säße als bloße Notizen auf zerstreute Blätter für sich angemerkt, und diese Notizen wären so wie es mit der Mischnah und Thalmud sich verhielt, in den spätern Zeiten gesammelt, und nach den Abschnit. ten des Pentateuchs geordnet worden. Nach der Meis nung des R. Moses ben Nachman 1207, ist dieses Werk erst zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts aus Palästina nach Spanien gebracht worden, welches einem gewissen R. Moses von Lyon rash, nwo de fam, der es öffentlich bekannt wachte.

in die Hän

Endlich hal

ten einige dafür, daß dieses Buch pseudonimisch, und die eigene Arbeit des gedachten R. Moses von Lyon sey, welcher, um recht viel Geld damit zu verdienen, es als ein von R. Simon ben Jochai verfaßtes, und in Pálá. ftina aufgefundenes Werk herausgab, welche Sage dessen Wittwe nach seinem Tode bestättiget habe.

Dieser lezten Meinung ist besonders ein gewisser R. Jakob Zewy, Rabbiner in Emden, in seinem Buche Matpachath hassepharim Don лnDoD zugethan. Die Beweise zu seiner Behauptung liefert er dadurch, daß in diesem Buche Gegenstände und Ausdrücke vorkommen, wovon man in den Zeiten des R. Simon nichts wissen fonnte, und daher viele Unachorismen darin sich befin. den *). Dann daß der Verfasser oft Stellen aus der

So zt B. erwähnt dieses Buch der mahometanischen Nee ligion, die doch erst im Jahre 622 entstanden, und der Geonim D^218) (Siehe Artik. Pharisäer), da doch dieser Titel erst zu Ende des sechsten Jahrhunderts aufgekommen ist. Auch stellt der Verfasser Säße aus der Physik, besonders aus der Astronomie auf, die erst in den spätern Zeiten durch Instrumente, welche eben erst in diesen spätern Zeiten erfunden sind, bekannt wer den konnten. So z. B. berührt er das kopernikanische Sonnensystem. In dem Buche R. Hamnunas des äle tern 2017, fagt der Sohar im Abschnitte

pfindet sich folgende Stelle: Die Erde bewegt fich wie eine Kugel, und die Geschöpfe find bald oben und bald unten. Diese Geschöpfe stud nach der Vers schiedenheit der Klimaten auch ihrem Äußern nach ver. schieden gestaltet. Es gibt Pläße auf der Erde, wo es zu der nämlichen Zeit heller Tag ist, wenn anderwärts dunkle Nacht herrscht. Ja es it fogar ein Ort auf der Erde; wo es immerwährend Tag und eine sehr kurze Zeit Nacht ist .» Doch wäre dieß Lettere allein kein Beweis für bie spätere Verfassung des Sohars; denn schon Aristoteles (de coelo II. 13) fagt; » Die Pythas goräer behaupten, daß das Feuer (die Sonne) in der

heiligen Schrift citirt die entweder daselbst`gar nicht, oder unter ganz andern Ausdrücken als die Citate in diesem Buche lauten, vorkommen. Daher circulirte dieses Buch Sohar bloß im Manuskripte, und konnte die Censur zum Drucke von den Rabbinen nicht erhalten. / Theils weil sie die darin vorkommenden Materien für allzuheilig hielten, und sie durch die Publicitat mittelst der Presse zu profas nisiren glaubten, und theils weil sie über dessen Achtheit und Verfasser sich nicht vereinigen konnten. Endlich wagte ein gewisser R. Jsaak Delatis aus Pesaro, die. ses Buch im Jahre 1358 heraus zu geben, indem er in ́ seiner Einleitung die Nothwendigkeit der möglichsten Ver. breitung desselben erwies.

Ob nun zwar Herr K. Verfasser obgedachter Apolo. gie, manche der angeführten Einwürfe mit einem Auf. wande von Belesenheit im Thalmud und Sohar zu wider. legen sich bemühet, und die Fragen über jene Gegens stande, welche in dem Sohar vorkommen, die zur Zeit des R. Simon ben Jochai, als angeblichen Verfasser desselben, nicht bekannt seyn konnten, wie Alexander den Gordonischen Knoten_mit_dem Machtspruche zerhauet, daß der heilige Geist dem Rabbi Simon die Zukunft enthüllt habe *), so scheint es dennoch aus mehreren hel. len Stellen dieser Apologie hervor zu gehen, daß das Be streben des Apologeten mehr dahin ziele, die Einwürfe wider die Ächtheit des Sohars zu bestärken, als zu widerlegen. Denn theile sind seine Widerlegungen äußerst seicht und sehr leicht zu widerlegen, und theils führt er

Mitte sey, die Erde aber sey eines der Gestirne, be wege sich um dasselbe, und bewirke dadurch Tag und Nacht.

Pí. 25. 14. 1987b' miña tid *)

felbst Schwierigkeiten und Einwürfe wider dieses Buch an, und läßt sie ganz unaufgelöst *). Auch gestehet er S. 95 selbst ein, daß der Sohar so wie selbst der Thals mud durch Randglossen, die später in den Text einges schlossen wurden, verfälscht worden sey.

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Wollte man aber auch zugeben, daß das Buch So. har, so wie es gegenwärtig vorliegt, unverfälscht, und sei nem ganzen Inhalte nach von R. Simon ben Jochai verfaßt worden sey, so scheint es, selbst nach dem in dem Thalmud nicht rühmlich angegebenen Charakter seines Vrrfassers wegen, ihm nicht, wie er selbst sagt, und feine Anhänger auf seine Autoritát annehmen, von Gott mittelst des heiligen Geistes eingegeben zu seyn, daher auch jene Autorität, die seine Anhänger ihm beilegen wol len, keineswegs zu verdienen, und besonders, wo es dem gesunden Menschenverstand widerspricht welches fast auf jeder Blattseite geschiehet nicht zuverläßig zu seyn. Denn die vorzüglichsten Eigenschaften eines frommen, und daher des heiligen Geistes würdigen Menschen sind, Sanft. muth und Bescheidenheit **), so wie das Gegentheil Gäh. zorn und Selbstruhm sind. Und von beiden lezterne dem wahren Gott gefälligen Menschen in Schatten stel. lenden Eigenschaften, besaß R. Simon, selbst nach der Angabe des Thalmuds, eine nicht geringe Dosis.

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Von seinem Gähzorne gibt uns der Thalmud (Trakt. Sabbath) folgende Daten an. Nachdem R. Simon ben Jochai aus der Höhle, wo er zwölf Jahre verborgen war, heraus kam, und Leute sah, die sich mit dem Feldbaue

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*) E. Benjochai. Wien 1815. S, 87. dann 105 und an noch mehreren Stelleu.

**) Darum ward auch von Mofes gesagt: Der Mann Moses war sehr bescheiden (4. M. 2, 3).

abgaben, gerieth er, weil sie, wie er sich ausdrückt, das ewige Leben (nämlich das Studium der Thora oder etwa gar feiner Kabbalah) verlassen, und sich mit dem Beitlis chen (nämlich dem Feldbaue) abgeben, über sie in einem folchen Feuereifer, daß er sie sogleich durch seinen Blick zu Asche verbrannte. Er bediente sich dieses allzerstören den Blickes so oft, bis Gott ihm endlich zurief: Willst du etwa meine Welt ganz zerstören ?~ und ihn zurück in seine Höhle wies, wo er noch ein ganzes Jahr verwei len mußte, bis ihn endlich der Prophet Elias abermals heraus rief.

Auch auf Jehuda, den er in Verdacht hatte, daß er ihn bei den Römern seiner unpolitischen Äußerungen wek gen angegeben hatte, warf er einen solchen Feuerblick, der ihn sogleich in einen Knochenhaufen verwandelte. Eben dieses widerführ auch einem Greife, der nur in einer Kleinigkeit ihm widersprach. Als er einst im Erlasjahre *) einen Mann fah, der von seinem eigenem Felde einige Früchte auffas, befahl er einer Schlange, ihn zu beißen, die auch seinen Befehl auf der Stelle vollzog. (Traft. Pessachim).

Bon seiner Unbescheidenheit und seinem Selbftruhni eri zählt der Thalmud (Trakt. Sukah): Ich biu, sagt R. Simon, im Stande, die ganze Welt, von meiner Geburt an bis jest, vor Gottes Strafgerichte zu schüßen, (das heißt: Meine guten Eigenschaften müssen Gott so angenehm seyn, daß er ihretwegen allen Menschen ihre Uebeltha

*) Bekanntlich war nach dem mosaischen Geseße (2. M. 23, 12) alle sieben Jahre ein Erläßjahr, in welchem die Felder nicht gebauet werden durften, und die von felbst gewachsenen Früchte mußten den Armen Preis gegeben werden.

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