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auf den niedrigsten Stallknecht aus getauften Juden beis derlei Geschlechts bestand, worunter auch mehrere Rabbinen sich befanden, nach Wien, wo er einen mehr als fürstlichen Aufwand machte. Aber eben dieser übermã. Bige Aufwand, da man nicht wußte, wo die Geldquels len dazu herkamen, erregte bei der Polizeistelle Verdacht, und er ward von Wien abgeschafft. Er begab sich von da nach Brünn, weil er in Mähren fast in je. der Gemeinde mehrere Anhänger hatte, von wo aus er feine Untergebenen in allen Ländern dirigirte. Der Unterhalt für ihn und seine Suite, die sich oft durch die Ankunft von sehr schönen jungen Juden beiderlei Ges schlechts auf mehrere hunderte vermehrte, ward ihm von feinem Anhange sehr reichlich gespendet, und mehrmal des Jahrs kamen Fässer voll Geldes aus verschiedenen Gegenden, besonders aus Pohlen, unter der Escorte feiner eigenen Miliz für ihn nach Brünn, oder wo er sonst sich aufhielt, an. Wenn er ausfuhr, welches fast täglich Nachmittags, zur Verrichtung des Gebets außerhalb der Stadt, auf freiem Felde geschah, umgaben seinen mit sehr prächtigen Pferden bespannten kostbaren Wagen, zehn bis zwölf vom Golde strohende, grün und roth nach Ulahnenart gekleidete Reiter mit Picken, an deren Spigen sich vergoldete Adler, Hirsche oder Sonnen und Monde befanden. Dem Wagen folgte immer ein auf einem prächtigen, mit vielen Schellen behange. genem Rosse sigender Reiter, der einen mit Wasser ge= füllten, und am Ende mit einer Art von Gießkanne versehenen Schlauch mit sich führte, und nach beendigtem Gebete das Wasser auf der Stelle, wo das Gebet verz richtet wurde, auslaufen ließ. Der Zweck dieser Ceremonie ist unbekannt, da sie weder in der jüdischen noch christlichen oder muhametanischen Religion gegründet ist,

und selbst in dem Sohar keine Spur davon sich auffins den läßt,

Einige Jahre später begab er sich abermals nach Wien. Da aber sein besonderer Aufzug, sein, das Vermögen eines Particuliers weit übersteigender Aufwand, und sein einem orientalischen Fürsten gleichkommender Pomp, bei der Polizei abermals den Verdacht erregte, als fey er ein Avanturier, warde er, ob er gleich vor. gab, aber nicht erweisen konnte, daß er von einer gros ßen nordischen Fürstinn unterstüht werde, zum zweiten mal aus Wien verwiesen. Er wendete sich daher an den Fürsten von Isenburg, der ihm erlaubte, mit fünfzig Personen seines Gefolges in Offenbach sich anzus siedeln, und vermiethete ihm zugleich seinen eigenen Pallast daselbst, welchen Frank, der indessen den Titel Ba ron annahm, im Jahre 1788 wirklich bezog. Frank lebte auch daselbst auf einem sehr kostbaren und prächtigen Fuß, und seine Suite wuchs bald auf die Anzahl von tausend Personen, bestehend aus Männern, Weibern und Kindern, die sämmtlich, ohne ein Nahrungsgeschäft zu trei ben, aus seiner eigenen Kassa reichlich unterhalten wurs den. Er selbst war unzugänglich, man konnte ihn nur am Fenster oder im Wagen, wenn er, täglich um vier Uhr Nachmittags zur Verrichtung der Andacht, oder in die katholische Kirche zu Birgelein, eine Viertelstunde von Offenbach entferntes Dorf, wohin er alle Sonntage zur Messe fuhr, zu sehen bekommen. Daher auch immer zwei seiner Gardisten am Eingange des Hauses, und zwei vor der Thüre seines Zimmers, mit entblößten Sás beln Wache hielten; und nur der Arzt hatte Zutritt zu ihm, wenn er sich krank befand.

In der Kirche betete er nicht stehend, kniend oder figend, sondern es ward ein prächtiger Teppich vor ihm

auf der Erde ausgebreitet, auf den er sich nach orientalischer Art, mit dem Ungesichte zur Erde gekehrt, der Länge nach hingestreckt legte, und so in der Stille seine Andacht verrichtete; auch nahm er nie sein rothes Kåpp. chen, selbst in der Kirche nicht, vom Kopfe ab. Alle feine Untergebenen bezeigten gegen ihm eine fast göttliche Ehrfurcht, und wer auch im Allergeringsten dawider fehlte, wurde sehr hart bestraft. Daher lebten auch alle feine Untergebenen, sowohl unter einander als mit andern Leuten, ununterbrochen ruhig und friedlich, nie ga ben sie Anlaß zu Streit oder Zank, und nie lief dießfalls eine Klage bei der Obrigkeit wider fie ein. Seine Suite, von der größtentheils drei bis vierhundert mit ihm in einem Hause wohnten, hielt oft in dem Garten oder Keller Waffenübungen, deren Zweck unbekannt ist. Sie hörten auch oft Vorlesungen über Chemie, und nahmen dann und wann chemische Experimente vor, wovon eben der Zweck oder das Resultat unbekannt blieb.

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Zu eben dieser Zeit wallfahrteten viele Männer diefer Sekte aus Böhmen, Mähren und Pohlen, von de nen Ref. mehrere kannte, die vom besten moralischen Cha rakter, und übrigens Männer von Kopf waren, nach Offenbach, und mehrere vermögliche Leute von dieser Sekte versezten sich und ihre Familien durch öftere Reifen dahin, durch langen Aufenthalt daselbst, und dadurch vernachläßigte Nahrungsgeschäfte, besonders aber durch ihr Vermögen übersteigende Geldbeiträge zur Unterhaltung Franks, in sehr elende Umstände. Mehrere schick ten ihre erwachsenen Söhne und Töchter dahin, von de men seit dieser Zeit, so viel Ref. bekannt ist, außer zweien, die sich selbst ranzionirt hatten, und mit Ge fahr ihres Lebens aus dem frankischen Hause entsprun

gen sind, keiner zurückgekommen, ohne daß man bis jezt noch weiß, was aus ihnen geworden ist.

Bemerkenswerth ist es, daß zwei Avanturiers, nămlich Frank und Cagliostro, die zu gleicher Zeit leb ten, in so manchem sich ähnlich waren. So wie bei Frank kannte man bei Cagliostro während seiner Celeberitát die Quellen seiner Zuflüsse nicht, und wußte nicht, woher er seinen fürstlichen Aufwand bestritt. Die prách. tigen und kostbaren Hauseinrichtungen sowohl bei Frank als Cagliostro gaben ihnen Gewicht. So wie Frank, reiste auch Cagliostro gewöhnlich wie ein Fürst mit vor, aus reitenden Couriers, und von einem zahlreichen Ge. folge wohlgekleideter Diener begleitet. Wie bei Caglio. stro so auch bei Frank machten die barschen Manieren, das begeisterte Ansehen und die imposante. Physiognomie großen Eindruck, und erhoben sie bei dem Póbel weit über ihren Stand. So wie Frank sein Wesen nahe bei Frankfurt trieb, so bekannte auch Cagliostro vor der Inquisition in Rom, daß die Illuminaten ihre Hauptzusammenkünfte unweit der Stadt Frankfurt hatten. Auch in diesem waren sie sich gleich, daß die größte Celeberität beider, sowohl Franks als Cagliostros, in die Jahre 1788 und 89 fiel.

Obgleich Frank von seinem Anhange für unsterblich gehalten wurde, so nahm dennoch die Natur keine Rück ficht darauf, und er mußte, wie jedes Adamskind, ihr den Zoll mit seinem Leben entrichten, indem er den 10. December 1791 am Schlagfluffe starb. So sehr nun dieser ganz wider das Vermuthen aller Anhänger Franks plöglich eingetretene Todesfall, dieselben bis zum Betäuben überraschte, so pompós war dennoch sein am 12. Nachmittags um drei Uhr erfolgtes Leichenbegängniß. Alle feine damals in Offenbach anwesende Anhänger, de=

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ren Zahl zu eben dieser Zeit über 800 war, begleiteten Die Leiche. Voran gingen die Weibspersonen, sowohl verheirathete als ledige, deren Anzahl ungefähr 200 war. Alle waren weiß gekleidet, die Haare mit weißem Band durchgeflochten, und hielten brennende Wachskerzen in der Hand. Nach ihnen kam die Leiche im offenen Sarge, getragen von seiner Dienerschaft, und eingehüllt in einen rothen seidenen, mit Hermelin gefütterten Talar, Den er bei Lebzeiten gewöhnlich zu tragen pflegte. Zunächst dem Sarge folgten seine drei Kinder, dann die Dienerschaft nebst seiner siebenzig Mann starken Leibgarde, und den Beschluß machten die übrigen Mannsper fonen. Diese hatten eben so, wie die Weiber, brennende Fackeln in den Händen, ihre Haare waren mit einem weißen Bande gebunden, und ihre Arme mit weißem Flor umwunden. So ging der Zug durch Offenbach nach

dem allgemeinen Begräbnißplag hin. Man sezte die Lei che hier ab, deckte den Deckel auf den Sarg, der gang mit weißem Atlas überzogen, und mit goldenen Fransen, Quasten und andern Zierrathen versehen war. um ihn in die Gruft zu lassen, gebrauchte man statt der Strickę weißes Tuch, womit der Sarg noch bekleidet wurde.

Nun fing die ganze aus 800 Personen, Männer, Weiber und Kinder — denn auch diese wurden auf den Armen der Mütter der Leiche nachgetragen auf eine mal ein Sammergeschrei an, daß die Luft erbebte, und unzählige Thränen entströmten allen Augen. Jeßt fühl, ten sie vielleicht ihren Verlust am lebhaftesten, jest da sie ihren gemeinschaftlichen Versorger in das Grab fenk. ten, welches sie nie zu erwarten schienen, und in allen ihren Hoffnungen sich getäuscht fahen. Zulegt warf noch jeder der Unwesenden eine Handvoll Erde in das Grab. Rührend war dabei folgender Auftritt. Einer von seis

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