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Beispiele und Analogie verstehen lernt, begreift, und auch andern sie nur auf eben diese Art begreifbar machen kann, eben diese Methode hat auch Gott gewählt, nämlich die Menschen durch lebendige Beispiele von der Gottheit zu belehren. So wie der Mensch Beherrscher der Erde, ist, so ist er ein lebendiges Beispiel von Gott dem Beherrscher des Weltalls. So wie der Mensch Raum und Zeit in seinem Verstande zusammenfaßt, unzählige Gegenstände in seinem Gehirne concentrirt, die mannig faltigsten und verschiedenartigsten Gedanken in sich verei» niget, und dadurch in alles Irdische wirkt, über alles Irdische sche herrscht; eben so ist er der Abdruck der Gottheit hienieden, das Ebenbild dessen auf Erden, der alle Räume und Zeiten in sich vereiniget, in alle Welten wirft, und über das All herrscht. Der Mensch verbing det in sich das Geistige mit dem Körperlichen, läßt beis deswechselseitig auf einander wirken, construirt durch Vergleichungen von dem Einzelnen allgemeine Begriffe, und macht die abstraktesten Begriffe, das Geistige durch das Körperliche begreiflich und anwendbar; eben so verbindet Gott alle Welten mit und unter einander, ver feinert das Körperliche durch das Geistige, und versinns Licht das Geistige durch das Körperliche, um es dem Menschen anschaulich und begreifbar zu machen. So wie der Mensch, der aus theilbaren auf das verschiedenartigste gestalteten Gliedern bestehet, die mit einander vers bunden sind, und wechselseitig auf einander wirken, mits telst der einzigen untheilbaren Seele zusammengehalten, und durch sie regiert wird, so werden die verschiedenartigen Welten, die eben wechselseitig auf einander wirken, sich einander mittheilen und unterstüßen, durch Gott den Geist aller Geister zusammengehalten und regiert, So wie den menschlichen Geist ein Körper, und beide Kleider zur Bedeks

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fung und Schmuck, und ein Haus zur Wohnung und Pracht umgeben, so umgeben die vier Welten Azilah, Beriah, Jezirah und Affiah die" Gottheit_zum Schmucke und zur Pracht. Also nur von und durch den kennen lernen. Daher sagt

Menschen kann man Gott

auch Hiob (19, 26): » Aus meinem Fleische ersehe ich Gott. « Und David (Ps. 18, 36): »Deine Demuth macht mich groß.« Das heißt dadurch, daß Gott sich zu dem Menschen herabläßt, sich durch die Betrachtung über sich (den Menschen) selbst bekannt zu machen, das durch hebt er ihn zu sich (der Gottheit) empor.

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8) Betrachtet der Mensch sich selbst, so wird er se hen, daß Gott bei ihm, diefem Meisterwerke, so zu sagen, die nämlichen Kunstgriffe angewendet habe, welche jeder mechanische Künstler, der die Natur studiert hat, bei der Verfertigung eines Kunstwerkes anzuwenden pflegt, und auch anwenden muß. Die Stimme des Mens schen z. B. wird nach ihrer Verschiedenheit durch den stärker oder schwächer angewendeten Druck hervorgebracht, wie die Töne eines musikalischen Tasteninstrumentes, durch den stärkern oder schwächern Anschlag der Tasten an die Saiten; oder wie bei der Orgel durch das vers mehrte oder verminderte Einziehen oder Ausstoßen der Luft durch ihre Pfeifen. Die Circulation des Blutes wird durch Ein- und Ausathmen der Luft, durch Ausdehnung und Zusammenziehung der Herzkammern, wie durch eine Sprize und Schöpfwerk verursacht, und das mit es von den Pulsadern nicht gewaltsam zurückgedrückt werde, sind dieselben mit Klappen und Ventillen verfehen.

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9) In dem Menschen liegt eine doppelte schöpferis sche Kraft, sowohl zur Hervorbringung seines geistigen Wesens, das heißt: das Vermögen, seine innersten Ge

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danken und Gefühle durch Geberden, Worten und Thaten andern begreifbar zu machen, als auch zur Hervor bringung seines körperliches Wesens, nämlich sich durch Fortpflanzung seines Geschlechtes gleichsam zu verewigen. Durch die Kraft der Sprache fördert der Mensch seine Gedanken und Seelengefühle zu Tage, die sonst nie be kannt geworden wären, darum heißt auch die göttliche Schöpfung eine Rede Memra x"p" (Logos), und daher sagte auch David (Ps. 33, 6): „ Durch Gottes Wort wurden die Himmel erschaffen. Will der Mensch das begreifilch machen, was in seiner vielumfassenden Seele vorgehet, so muß das Geistige seiner Seele sich in einen Hauch verkörpern, und in ein Wort concentri ren. Durch diese Concentrirkraft in no, die in dem Menschen liegt, kann er sich in unendliche Grade herabstufen, und eben dadurch den transcendentesten Ges genstand, auch für den gemeinsten und unwissendsten Menschenja selbst für Kinder verständlich machen. Durch diese Herabstufungskraft wird der abstrakteste Be. griff zum Hauch, gleichsam in einen Dunst gehüllt. Da her heißt es (2. K. 8, 12) von Gott: » Jehovah versprach im Nebel zu thronen, «Das heißt: Durch das Wort, ein Hauch des Mundes begreifbar zu werden. Was der Menschenseele Anfangs so dunkel vorschwebt, daß sie es selbst zu fassen, und in einen Gedanken zu formen nicht vermag, indem sie kaum eine bloße au ßerst leise Ahnung davon hat, und ihr wie eine Lufter scheinung, wie ein Phantom kaum bemerkbar vorschwebt, wird durch Festhalten dieses Gedankens und durch an. haltendes Nachdenken darüber, zu einem förmlichen, deuts lichen, lichten und anschaulichen Begriff. Er betrach tet, folgert, urtheilt und schließt, und der Gedanke wird zur Empfindung. Die Seele schlägt an den

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Körper an, er wird bewegt, und die Empfindung wird zum Wort, und das Wort zur That. Darum heißt es auch bei Gott (Pf. 33, 9): » Er sprach, und es ward. «

10) Gott will von dem Menschen begriffen werden. Da aber der Mensch als ein endliches Wesen das Un endliche der Gottheit in ihrer reinsten und vollkommenften Wesenheit zu erfassen nicht vermag; so ließ Gottes Güte sich herab, im Lichte, Bekleidungen und Sephi roth*) sich anthropopatisch zu beschränken, und derge= stalt gleichsam verkörpert sich ihm darzustellen. Wenn daher Moses (5. M. 28, 9) fagt: »Du sollst in seinen. (Gottes) Wegen wandeln «; so kann man dieses unges fähr durch folgendes Beispiel erklären. Wenn ein Ge lehrter, der mit bloßen speculativen Gegenständen sich befaßt, und abgesondert von dem Umgange mit Mens schen, bloß auf seiner Studierstube beschränkt lekt, Kinder bekömmt, und sie erziehen will, so stehet er ein, daß das bloße theoretische Belehren von den Pflichten und der Convenienz, nicht das beste Mittel, sey, seine Kinder für die Welt zu bilden, indem der Theorie die Praxis zur Hand gehen muß, und die Kinder durch anschauliche Handlungen von ihren Pflichten und ihren Bes tragen praktisch, belehrt werden müssen. Er fiehet ferner ein, daß er bei seiner abgezogenen Lebensweise und feis nem wenigen Umgange mit Menschen, keineswegs seinen Kindern als Muster und Beispiel, im Bezug auf ihren Umgang mit Menschen, werden kann, indem seine spe cufative Lebensart allzuweit von der Kindersphäre entfernt ist, und für sie in diesem Alter kein Vorbild seyn

(* אורות ומלבושים וכלי גוף.

kann. Um nun seinen Kindern die gehörige Erziehung geben zu können, siehet er sich genöthiget, oft seinem contemplativen Leben sich zu entwinden. Er sucht mehr mit Menschen in Umgang zu kommen, und so seinen Kindern ein lebendiges Beispiel vom Verhalten gegen andere zu geben. Ja er thut noch mehr, er sucht selbst durch Veranlassung solche Umstände herbeizuführen, wo er vor den Augen seiner Kinder so zu handeln Gelegen. heit bekäme, wie er wünscht, daß auch sie in ihrem Le ben handeln sollten, und wird auf diese Art seinen Kins dern Muster und Beispiel. Eben so machte es Gott. Da er in seiner absoluten Abstraction dem Menschen nicht bekannt werden konnte, und auch sie nicht im Stande gewesen wären, feine guten Eigenschaften abzusehen, und ihm ähnlich zu werden, daher ließ er sich herab, vor ihren Augen zu handeln, um ihnen seine eigenen Hand. lungen als Muster der ihrigen aufzustellen. Ja er that noch mehr, er wandelte (wie wir es weiter ersehen wers den) selbst als Mensch unter den Menschen, um dar durch ihnen das anschaulichste und begreifbarste Beispiel zu geben.

11) Man bedenke, wie viele Abstufungen der Geist durchwandeln muß, bevor man einen transcendenten Be griff einem Kinde begreifbar machen kann. Man muß den Gedanken, der davon in unserer Seele existirt, gang an ders modificiren, muß von seinem hohen Standpunkte als Mann sich herablassen, den Gegenstand gleichsam kindisch betrachten, sich zum Kinde herabstimmen, mit dem Kinde selbst zum Kinde werden, und wie in dem frühesten Alter die Mutter und Ammen schon es thun, allfort in Diminutiv sprechen. Man muß als Kind den Gegenstand betrachten, als Kind davon in der Kinders sprache reden, passende Beispiele aus der Kinderwelt auf.

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