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sten, und zur Seligkeit des Menschen unentbehrlichsten Geheimnisse verborgen liegen. In Hinsicht dieser Ber trachtungen muß bemerkt werden, daß sie bloß und al lein in Rücksicht auf Gott und seine, sowohl generelle als specielle Weltregierung geschehen muß, und man muß zugleich bedenken, daß die Thora sich nicht bloß auf die untere sublunarische Welt beziehe, sondern ihr Einfluß bis in die höchsten Regionen sich erstrecke. Man muß. B. bei dem Lesen der heiligen Schrift in Betrachtung ziehen, warum dieses oder jenes oft synoni. me Wort gérade an dieser oder jener Stelle angebracht fey? Warum kömmt . B. an mancher Stelle der Aus.. druck nɔn, an mancher nɔan, "an einer andern wieder 2 vor? Warum wird das göttliche Wesen an mancher Stelle durch 7 Jehovah, an einer andern durch be Elohim, wieder an einer andern durch 3 El oder Schaddai u. d. g. ausgedrückt? Warum kommt in der Schöpfungsgeschichte bis zum 2. Kapitel 4. Vers der Ausdruck One Elohim allein, und an dieser angeführten Stelle erst der zusammenge. feßte Name onbe ni Jehovah Elohim vor? Warum der Ausdruck 1978 erst bei der Geschichte Abrahams (1. M. 18, 3). Warum gerade bei der Beschnei Dung Abrahams (1. M. 17, 1) zum erstenmal der göttlis che Name & Schaddai? Warum der Ausdruck nisär ni Jehovah Zebaoth zum erstenmal bei der Geburt Samuels (1. Sam. 1, 3)? Willkühr der Schreiber dieser heiligen Schriften kann dieses wohl nicht feyn. Da nun in den göttlichen Namen und seinen Eigenschaften die Wesenheit und der Geist der heiligen Schrift liegt, so ist es sehr einleuchtend, wie nothwen. dig es sey, den Ursachen nachzuforschen, warum in ei

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ner Stelle dieser, und in einer andern wieder jener göttliche Name in der heiligen Schrift vorkommt,

23) Gott verhält sich, wie überhaupt, so auch in der Thora, wie ein vernünftiger Vater zu seinen Kindern. Wenn dieser mit seinen Kindern in Gegenwart anderer Menschen spricht, so geschiehet es manchmal, daß er manches Wort mit einem Winke begleitet, manches stärker betont, und mehr Nachdruck daraúf legt. Die andern Menschen, welchen die Sprechart dieses Vaters nicht bekannt ist, und bei dieser Unterredung zu gegen sind, nehmen alle Worte und Ausdrücke, ohne Rücksicht auf Winke, Bezeichnungen und Betonungen, für gleichgültig an; die Kinder hingegen, welchen die Manier ihres Vaters zu sprechen bekannt ist, denken darüber nach, was der Vater mit diesem oder jenem Lone oder Winke, mit dieser oder jener Vorbereitung u. f. w. gewollt hat, und die Klügsten verstehen es sor gleich, von denen jene, die es nicht begreifen, sich be, lehren lassen. Eben so hat Gott es mit der heiligen Schrift gemacht. Dem Profanen sind alle darin vore kommende Worte, Redensarten, Bilder und Accente gleichgültig, denn sie nehmen die Schale für den Kern. Dem Auserwählten, dem Eingeweiheten hingegen ist als les verständlich. Jene aber, welche diese Schriften le sen, und denen so manches zwar im Bezug auf Aus. druck und Stellung darin auffällt, aber es sich selbst zu erklären nicht vermögen, müssen deßhalb an die Auser, wählten sich wenden, und von ihnen die Belehrung hierüber einholen.

24) Die geistigen Begriffe in der Schrift durch die Kabbalah gleichen einander vollkommen, so daß man wie in der Geometrie von den Körpern sagen kann, sie deks ten sich; so kann man auch von der Kabbalah sagen,

die Begriffe decken sich. Man kann unfehlbar schlies ßen, daß das, was dem Einem zukommt, dem Undern nothwendiger. Weise auch zukommen muß. Begreift man nur einen einzigen Gegenstand davon mit evidenter Gewißheit, so kann man alle übrigen in gleicher Cathego rie mit denselben stehenden Gegenstände begreifen, bez richtigen und erklären. Nur müssen die ersten Grundfätze auf bloßes Glauben an den Worten der Eingewei. heten angenommen werden, ohne sich durch das Stráu. ben der flügelnden Vernunft irre machen zu lassen. Man kann über diese göttliche Fundamentalgeseße so wenig fragen, warum sie so und nicht anders sind, als der Schüler, der lesen lernen will, fragen kann, warum Dieser Buchstabe Alpha und nicht Betha oder anders heiße. Es geschiehet oft, wenn man in diesem Fache etwas auf bloßen, aber achten und unerschütterlichen Glauben annimmt, und man davon Anfangs sehr wenig oder auch gar nichts verstehet, aber sich bemühet, diese Begriffe in Fächer zu ordnen, wenn gleich dieses alles im Finstern, gleichsam im Hintergrunde der Seele ge schiehet, so entzündet sich in ns durch diese Bemühung ein Lichtfunke, welcher gleich bei seiner Entstehung in uns alles übrige beleuchtet, und es wird plóglich in unserer Seele heller Tag. Wenn man z. B. nach der Erklärung der Kabbalah nur eine von den geistigen Be deutungen, Verkettungen und Einwirkungen in die himm lischen Regionen folgender Begriffe verstehet, nämlich einen der vier Buchstaben in dem göttlichen Namen

n; der Worte Bater, Mutter, Sohn und Tochter; Lebenskraft, Seele, Geist und Uthem; Menschenreich, Thierreich, Pflanzenreich und Mineralreich; der Sephi. roth, Gnade, Stärke, Zierde und Reich; Liebe, Ehr fürcht, Lehre und Gebot; Silber, Kupfer, Gold und

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Eisen; Ost, Nord, West und Süd; Weiß, Roth, Grün und Schwarz; Abraham, Isaak, Jakob und David; Wasser, Feuer, Luft und Erde als Elemente; Wasser, Wein, Öhl und Brot bei dem Opfer; Seele, Körpers Kleidung und Wohnung; die Welten Uzilah, Beriah, Jezirah und Assiah; das cholerische, sanguinische, phlegmatische und melancholische Temperament; die vier gött. lichen Namen El, Elohim, Adonai und Jehovah, und dergleichen mehr, so verstehet man sie alle; denn eines derselben beleuchtet, erklärt und verständiget die übrigen alle, Durch die Kabbalah kann man gleichsam fagen, unter welchem Grade und in welchem Punkte eis ne jede der Millionen Welten auf der göttlichen Mappa liegt. Jeder einzelne Sag in dieser heiligen und göttlichen Wissenschaft enthält Gedanken, wozu, um sie zu beschreiben, viele hundert Bogen nicht hinlänglich seyn würden, und durch sie kann ein Mensch mittelst eines einzigen Wortes Geheimnisse erkennen, wozu ein anderer Folianten bedürfte. Wenn in der heiligen Schrift und selbst in der thalmudischen Legende 17727, und vorzúg= lich im Traktate Aboth12& manche Sachen durch Zahlen angedeutet werden *), so muß man nicht ́~wähnen, daß diese Zahlen etwa bloß deßwegen angegeben find, um dem Gedächtnisse zu Hülfe zu kommen, sons dern es sind vielmehr göttliche Eintheilungen nach dem wahren Werthe der Dinge im Verhältnisse der himmli. schen Arithmetik.

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25) Das Hauptstreben der vorzüglichsten Philoso

216. B. durch drei Sachen hat die Welt Bestand; in vier Klaffen werden die Schüler nach ihrer Fähig Feit eingetheilt; durch fieben Eigenschaften zeichnet sich der rohe ungeschliffene Mensch aus; zehn Wunder ereigneten sich im Tempel u. d. g. m.

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phen war von jeher, einzelne Dinge unter Gattungen, und diese wieder unter Arten oder höhere allgemeine Benennungen zu bringen. Viele aber bekannten, daß es unmöglich sey, alles so genau und bestimmt einzuthei len, und unter einerlei Benennung zu bringen, daß es nicht zugleich auch auf eine andere Art geschehen könnte. Daher auch die verschiedenen Systeme sowohl in der Physik als Metaphysik. Aber dem wahren Kabbalisten ist dieß ein Leichtes und fast ohne Mühe Mögliches. Denn alles in den obern und untern Welten ist unter den zehn göttlichen Sephiroth begriffen, und wird auf die Zahlen 7, 5, 4, 3 und 2 reducirt, bis endlich alles in eins, nämlich in dem göttlichen Wesen sich concen irt. Daher fagt auch der Prophet (Is. 2; 11): „Dann wird Jehova allein erhaben seyn." Das heißt zu der von Gott bestimmten Zeit, deren Erscheinung wir des nächstens hoffen, wird jedermann durch die allgemeine Verbreitung der göttlichen Kabbalah, und den über alle Menschen dadurch sich ergießenden Geist Gottes, jeder. mann begreifen, wie alle Geschöpfe, Veränderungen, Modificationen und Ereignisse zu allen Zeiten und in al len Welten, bloß Ausflüsse dieses erhabensten aller Worte Jehovah, als des obersten Princips sind, und alles in ihm sich concentrire. Daraus ist zu ersehen, daß der wahre Glaube nur das einzige Thor sey, wodurch die Rechtgläubigen zur Erkenntniß des Guten eingehen. Nur der wahre Glaube gibt dem Menschen den Schlüs. fel zu allem, außer ihm bleibt alles siebenfach hermetisch verschlossen.

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26) Wahre Frömmigkeit, Tugend und gute Sitten find ein außerordentliches Mittel, um dadurch Gottes Wege zu begreifen, und so ist Gott selbst die Belohnung der Tugend. Daher überseht auch Mendelssohn die

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