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und es sodann mit ins Grab zu nehmen; nein! dieser Wust von Unsinn, diese rudis indigestaque moles mußte auch noch ihn überleben, und ad majorem Dei gloriam ausgebreitet werden, damit in der Folge manche im Publiko heimlich herumschleichende hintergehende oder Hintergangene Betrüger, unter der Maske von Geheims lehrern ihren Unfug damit treiben, und nicht selten auch noch ihre volle Rechnung dabei finden mögen. Freilich wäre es immerhin als eine ausgezeichnete Wohlthat zu wünschen gewesen, wenn man von jeher in der literarischen Welt gegen diese geistige Seuche eine Quarantaine einzuführen ausfindig gemacht hätte *). «.

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„Es ist z. B. nichts leichter, als einer auch nur mittelmäßigen Combinationskraft, auf jedem Blatte solchher abentheuerlicher Schriften, unsere vollkommene Glückfeligkeit hienieden, das Schöpfungssystem in genere, in specie aber unsern Ursprung und unsere künftige Bestimmung zu lesen und heraus zu punktiren. Der größte Theil der Suchenden fällt aber auch so lústern und so heißhungerig über alles her, wo er hie und da etwas, welches dem, was wir in seiner wahren Bedeutung Mystik nennen, kaum der Form nach ähnlich siehet, erha schen kann, und greift nur blindlings zu, ohne sich weiter darum zu bekümmern, ob dasjenige, welches er in der Meinung, es sey Mystik, liest, oder hört auch

*) Dieses und noch mehr thaten die erhabenen und weisen Regenten Österreichs Joseph der Zweite mittelst Dekret vom 2. November 1785, und Kaiser Franz mittelst Dekret vom 7. Juni 1794, welche den Druck und die Einfuhr aller mystischen und kabbalistischen Bücher ohne Ausnahme verboten. Selbst der Sohar ist auf dem Berzeichnisse der verbotenen Bücher.

Anmerk. des Verfassers,

wirklich Mystik, und nicht was anders, oder gar Unsinn sey? Frage man z. B. den ersten nächsten Suchenden, was er wohl unter Mystik verstehe? so antwortet er mit dem Nebenbegriffe: Geheimlehre. Und das Objekt, mit der sie sich beschäftiget? Geheimlehre! Und ihr Endzweck? Geheimlehre! Und so ist er am Ende wieder beim Anfange, und weiß vor wie nach eben so viel von Geheimlehre, wie von Mystik. Die Materialien, mit denen der Suchende sich quält, haben also entweder einen falschen und ungereimten, oder einen las cherlichen, oder besser gar keinen Begriff von Mystik» *).

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Man nimmt bei den meisten Suchenden noch ei nen und beinahe unverzeihlichen Fehler wahr, indem sie sehr selten von der Vortrefflichkeit einer guten Sache auf die Personen, die sich damit beschäftigen, ¡fchließen sehr oft aber ganz verkehrt von der nachtheiligen Be schaffenheit oder Eigenschaft einiger Personen, eine falsche Folge auf die Unschuld der Sache formiren,

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*) Und doch sagt uns dieser Mystagog nirgends in seiner Schrift, was er unter wahrer Mystik verstehet, einen Begriff von seiner mystischen Erklärung des Pentateuchs zu geben, wollen wir die herseßen, die er über das Wort Bereschith NWN1] gibt. Dieses, sagt er, zeigt 1) die beiden Quadrate 4 und 9. 2) Die Zahl 13. Dann 1) das Buch von zehn Blättern, auf denen die zehn verschiedenen Hauptkräfte mit ihren sie bezeichnend:n Farben gezeichnet sind, und am Ende die Periodenzahl der Schöpfung. 2) Ratione numeri, Die zweite Kraft oder Eigenschaft. 3) Ratione figurae, die drei Säulen Clementia, Justitia, Misericordia. Me. taphysisch: Schönheit, Weisheit, Stärke. 4) Die sechs wesentlichen Conftitutivlinien der Materie. « Heißt das nicht das Deutliche verundeutlicht, und das Begreife bar, Sinnliche vérunsinnlicht? Und doch will dieser Realüberseher uns hier Nealitäten geben.

Anmerk. des Verfasserð."

Beispiele hierüber bieten sich leider mehr dar, als und lieb ist. "

» Was aber die Anzahl der wahren Suchenden noch mehr vermindert, ist, daß sich einige mit der Sache zwar eine geraume Zeitlang beschäftigen, allein nach einer fals schen Leitung, und daher auch ganz fruchtlos. Die Sar che wirkt durch die Länge der Zeit dergestalt auf das Gemüth solcher Suchenden, wie ein wahres Narcoticum Die verwirrten Ideen des Suchenden jagen sich unter einander bis zum Ermüden herum; der Suchende gähnt einigemal, und schläft endlich darüber ein. -Und wenn einige die Sache aus Behutsamkeit, um nicht getäuscht zu werden, zu sehr zergliedern, und dieselbe gern kis auf ihre ersten Bestandtheile auflösen möchten; so find andere im Gegentheile wieder zu furchtsam, fahren nur blindlings darauf los, ohne sich die mindeste Untersu chung zu erlauben; eilen immer nur vorwärts, ohne zu: weilen einige Blicke rückwärs zu werfen, aus einer schüchternen Bedenklichkeit, sie möchten auf der Stelle, wie die Frau des Loth, in eine Salzsäule verwandelt werden. <

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Fragt man, ob man auch der in uns vorlie genden Eigenschaft, welche unsere Empfänglichkeit be stimmt, durch gewisse Mittel zu Hülfe kommen könne; so kann nicht anders geantwortet werden, als daß diese Eigenschaft zwar eben so, wie ohnehin schon alles in Allem, nur aber noch unentwickelt, im Suchenden ver borgen liegt. Der Suchende fühlt daher einen beständi gen unauslöschlichen Trieb, dieselbe zu entwickeln, er verfehlt aber meistens, wie gesagt, das wahre Mittel, wodurch er mit der Zeit auch diesen seinen erwünschten 3weck erreichen könnte, Er nimmt freilich zeitig ge nug wahr, daß seire dußere Sinne nur ein treuer Ab

druck der innern Sinne seyen; denn so wie wir z. B. mittelst des äußern Auges die Objekte wahrnehmen, erkennen, und deutlich von einander unterscheiden, eben so sehen wir mittelst des innern Sinnes des Auges nicht nur die gegenwärtigen, sondern auch in die vergange nen, und nach Beschaffenheit auch in die zukünftigen Verhältnisse der Dinge. Der Seher siehet also nicht durch den äußern, sondern durch den gehörig ge= eigenschafteten innern Sinn des Auges. «

» Die Erfahrung lehrt den Suchenden ferner, daß er nicht nur den Gebrechen des äußern Sinnes des Auges durch sichere Hülfsmittel abzuhelfen, sondern auch seinen äußern Gesichtskreis bis zum Erstaunen zu erweis tern im Stande ist. Ich kann z. B. nach einer Ebene von zwei oder drei Meilen mit bloßen Augen nichts mehr erkennen, oder deutlich unterscheiden; sobald ich mich aber eines guten Geherohres bediene, so liegen mir diese entfernten Gegenstände gleichsam vor den Augen kann sie auf der Stelle zum Bewundern deutlich erken. men, und von einander unterscheiden. Derjenige, dem der Mechanismus des Seherohres unbekannt ist, könnte nun freilich glauben, diese so entfernten Gegenstände wären ihm während dem wirklich näher gekommen, ob fie schon ihre Stelle nie verändert haben, "

ich

» Eben so haben wir zuversichtlich auch ähnliche Mittel, wodurch wir dem weit vorzüglicheren inneren Sin ne des Auges zu Hülfe eilen können. Es kommt nun freilich auf die genaue und bestimmte Auswahl dieser Mittel, als auch auf die Beschaffenheit der Verbindung Derselben unter einander an. In der Auswahl dieser Mittel muß der Suchende um so behutsamer zu Werke gehen, je mehr diese Mittel sich vom Einfachen trennen, und ihm zuweilen zusammengesezt erscheinen. Des

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Echlimmste aber ist, wenn selbst der Suchende erst zu sammensehen soll: wenn er nun auch, durch welchen Weg es immer geschehen möge, diejenigen Objekte, welche des Mittel in seinem ganzen Umfange bestimmen, wirks Tich getroffen haben sollte, die zu dieser oder jener Ar beit erforderlich sind, so fällt er gemeiniglich in den Feh ler, daß er sie nicht so zu ordnen weiß, wie sie ihrer Natur nach auf einander folgen sollen. Einen zweiten Hauptfehler begehet er aber meistentheils dadurch, wenn er die Bahn der Natur feines Zweckes verläßt, und sich ins Widernatürliche verirrt, indem er Objekte zusammens fügt, die ihren Wesen nach nie zusammen gehören. Ders gestalt entstehen nun freilich, wenn ich mich so ausdrük. fen darf, Mißgeburten. »

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Versinnlichte Beispiele ähnlicher Urt, geben uns die gewöhnlichen und beinahe alltäglichen alchymischen Auffäße genug an Händen. Denn ich glaube, daß es sich im Spirituellen eben so wie im Materiellen, im Metaphysischen wie im Physischen verhalten müsse. Ob ich Thiere von verschiedener Art zusammen paare, oder Mineralien, Metalle c. mit einander vereinbare, die keine Gemeinschaft mit einander haben, oder gewisse Ideen mit einander verbinde, die sich nie mit einander verz tragen.

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» So wie nun dem verirrten Suchenden, der eine mal die verbotene Frucht von dem Baume des Erkennt nisses gekostet hat, durch die Association falscher Begriffe, andere unter sich folgelose oder unfruchtbare Begriffe ges zeugt werden, eben so nehmen wir beim wahren Arbei tenden, der sich nicht von der Schlange verführen ließ, das Gegentheil wahr. Er pflanzt einen Kern, und be kömmt einen fruchtbaren Baum. Seine Arbeiten find im Verhältnisse mit den Arbeiten desjenigen, der dem

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