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kannst dir einen König vorfeßen, welchen Jehovah dein Gott dir alsdann erwählen wird. Du mußt aber einen von deinen Brüdern zum Könige über dich sehen, darfst aber keinen Fremden, der nicht dein Bruder ist, dir vorsezen. Da nun Herodes zwar ein geborner Jude, aber dennoch der Sohn Antipaters, eines edomiti. schen Proselyten war, von dem es (5. M. 231 9) heißt: Ihre Kinder sollen erst im dritten Gliede in die Gemeinde Gottes kommen«, das heißt, an allen Rech ten des Bürgers, also auch an die Fähigkeit zur königlichen Würde Theil nehmen, und Herodes erst das zweite Glied war, so scheint etwa die Thronbesteigung des Hes rodes der mosaischen Constitution zuwider zu seyn; aber wie weit hergeholt.

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Eben so waren auch die Gauleniten, oder wie einige sie nennen, Gallilder, eine bloß politische Sek. té, und können auf die Religion auch eben nur einen so entfernten Bezug haben, als die Herodianer. Die Ge schichte dieser seyn sollenden Sekte ist folgende: Nachdem Archelaus, der Sohn des Herodes, den Thron seines Vaters bestiegen, und mehrere Jahre regiert hatte, ward er sowohl von Juden als Samariten vieler Ungerechtigkeiten wegen bei dem Kaiser August angeklagt. Der Kaiser entfeßte ihn feines Reichs, verwies ihn ins Eril nach Viene in Gallien, verleibte Judäa dem, rómi schen Reiche ein, und ließ diese Proving durch Procuratores (Statthalter oder Landpfleger) verwalten. Cyre. nius, der römische Präses in Syrien, der die Oberverwaltung über Judáa hatte, nahm, um die Steuer reguliren zu können, so wie es bei dem römischen Volke üblich wor, eine Zählung des jüdischen Volkes vor, worüber das Volk in Aufruhr kam *). 3war suchte Joa

Vermuthlich weil nach der Zählung des jüdischen Vol

zar, der damalige, Oberpriester, das Volk durch vernünftige Vorstellungen zu besänftigen; allein ein gewisser Judas aus Gaulonitas *), ein Pharifaer, in Verbin dung mit einem Zaducäer, Namens Zadok, stellten dem Volke diese Zählung der Bürger und Beschreibung ihres Vermögens, so wie die Abgaben an die Römer, als eine schmähliche Sklayerei vor, welche gegen das göttliche Gesez sey, nach welchem das jüdische Volk nur Gott allein als seinen Oberherrn, und keine menschliche Macht über sich anerkennen sollen. Durch diese fasche Erklä rung des Gesetzes, zu dem in den mosaischen oder pro phetischen Schriften nicht der mindeste Grund vorhanden ist, erhielten diese Ultratheokratisten bald einen großen Anhang, und da die Besserdenkenden sich diesem vers derblichen Grundfahe überhaupt, und von dem, beson ders im Bezug auf ihre politische Lage gegen die Rós mer, das größte Nationalunglück voraus zu sehen war, mit Nachdruck widerseßten, entstand ein Bürgerkrieg, der sich mit einer Empörung gegen die Römer endigte, welche die gänzliche Zerstörung der Nationalität der Jus den herbeiführte. Die Nachkommen dieses Judas Gaulonitas zeichneten sich auch noch in den folgenden Zeiten im Bezug auf Meuterei und Empörungsfucht aus. Co überfiel zu Anfang des jüdischen Krieges mit den Rö mern, Menachem ein Sohn dieses berüchtigten Judas

Fes in den Zeiten Davids (2. Sam. 24; 1. Chron
21) eine Seuche entstanden ist. So wußten von jeher
Unruhestifter Volkswahn, Vorurtheile und Aberglauben
auf Religion zu beziehen, und dadurch ihrem verderbli-
chen Plane Einfluß bei dem Pöbel zu verschaffen.

Gauloù ¡hia (5. M. 4, 43), eine Provinz in Gal-
liläa an dem östlichen Ufer des Jordans. Daher auch
der Name Galliläer und Gauloniter,

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Gaulonitas, die Festung Massada, plünderte das Beugs haus, bewaffnete damit seine Notte, drang in Jerufalem ein, wo er den Königstitel annahm, viele Grausamkeiten ausübte, und ward endlich von der Gegenparthei in dem Tempel getädtet. Auch Eleazar, ein Verwandter des selben, spielte als ein Häuptling der Zeloten zur Zeit der Belagerung Jerusalems durch Titus, eine sehr wichtige Rolle. Man siehet also, daß diese Gauloniter oder Galliläer keineswegs eine religiöse Sekte ausmachten, ob sie gleich die Religion zum Beckmantel ihres politischen Zweckes nahmen.

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Eben so wenig Gewißheit hat man von den Gorthoniensern. Man vermuthet, sie hatten ihren Na men von Gortina, eine Provinz in Asien, deren, das erste Buch der Machabäer erwähnt. Einige halten sie für eine Abart der Essäer. Theodoret meint, sie wären Schüler des Simon Magus gewesen, und Epiphanes glaubt, sie wären eine Art von Samariten gewesen.

Einige Schriftsteller nehmen auch die Coelicoles oder Himmelsdiener, welcher Honorius in seinem Edikte mit den Kegern und Heiden zugleich erwähnt, als eine jüdische Sekte an. Es ist aber sehr schwer auszumit teln, wer sie waren, welche Lehrsäze sie behaupteten, und woher sie ihren Namen hatten. Zu dem theodosia= nischen Coder werden sie unter die Juden gesezt. Doch ist eben aus diesem theodosianischen Coder zu ersehen, daß sie nicht der Gerichtsbarkeit der jüdischen Pas triarchen unterstanden, sondern ihre eigene Bor gefeßte hatten, die Majores genannt wurden. Am wahrscheinlichsten ist die Meinung des Basnage, daß es abtrúnnige Christen in Afrika, und entweder Donatis sten waren, oder in ihren Grundsäzen dieser Sekte am nächsten kamen. Auch ist es möglich, daß unter dem

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Ausbrucke Coclicoles die Zophafemim O'Dw NBII, eine Branche der Sabåer verstanden werde. Man fehe hierüber Herders: Älteste Urkunde des Menschengeschlechts. 1. Th. S. 320 ff.

Rein mofaifche Religion.

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Wir haben die Urreligion in der Einleitung dieses Werkes beschrieben, und der Verfolg der heili: gen Geschichte beweist es, wie die Patriarchen als Stamm. våtze der Israeliten bis auf Moses diese Urreligion zur Grundlage angenommen, und die ihrige darauf weiter fortgebauet haben. In der Geschichte der Feriode von Noach bis auf Moses finden wir folgende religiöse Züge aus dem vorigen Zeitraume theils bestätiget und theils er weitert. Es herrscht nämlich nicht nur eine, über das gesammte Weltalt, sondern vorzüglich überdas Menschengeschlecht im Allgemeinen, und über jedes Mitglied desselben insbesondere, waltende Vorsehung Gottes, die alles zum Besten des Individuums im Bezug und Verhältniß auf das Universum mit der vollkommensten Weisheit leitet. Gott ist die höchste Liebe, und nur in dem Glauben an, und durch das Zutrauen zu ihm, ist Ruhe, Zufriedenheit, Trost, Freude und reiner Genuß des Lebens, so wie aller, den Menschen von seiner milden Vaterhand, in so überschwenglicher Fülle mitgetheilten Gaben zu suchen. Williger Gehorsam jedem Winke der Gottheit, sie mag immer wohin führen, zu folgen, und die allerschwersten Verrichtungen um ihrentwillen und aus

Liebe zu ihr, mit Muth und Vertrauen auf sie auszu führen, ist das Grundprincip und das Schwung » und. Triebrad ihrer Handlungen.

Man findet in dieser Geschichte ferner praktische An ßerungen der sichersten überzeugung, daß das Verhalten des Menschen gegen das Menschengeschlecht sowohl in genere als in specie in der genauesten Beziehung auf das Verhalten des Menschen gegen Gott stehe; daß Beleidigung des Nächsten zugleich Beleidigung Gottes, und daß Liebe zugleich das höchste Gesez des Umgangs mit Andern sey; daß der Mensch verbunden sey, freundlich, , wohlthätig, gastfrei, nachgebend und vergebend bei Bileidigungen von Andern, so wie auch tolerant gegen. Undersdenkende, ja selbst gegen Fehlende, in so weit es mit der Gerechtigkeit und dem Wohle der Menschheit, so wie mit jenem des Fehlenden selbst bestehen kann, zu seyn. Es ergibt nicht minder sich aus diesen Darstellungen mit anschaulicher Gewißheit, daß Gott, der die Lie be selbst ist, unmöglich an dem Unglücke eines seiner Geschöpfe Wohlgefallen haben, und den Gerechten wit dem Sünder in ein gleiches Verhältniß seßen kann. Man findet in dieser Geschichte deutlich, daß diese Mánner, deren Charakter so unpartheiisch dargestellt ist, nicht aus kindischer Furcht, sondern bloß aus reiner Liebe zu Gott, verbunden mit dem höchsten Zutrauen und Gehors fam eines Sohnes, der selbst mit Aufopferung seines eigenen Wohls, seinem Vater zu gefallen wünscht, rechtschaffen, edel und großmüthig gehandelt haben. Sie hatten den überzeugenden Glauben, daß der Gott der Liebe kein Wohlgefallen an der Bestrafung des Sünders, als vielmehr an seiner Besserung haben könne, und wenn Gott straft, es keineswegs aus Rache, sondern bloß aus väterlicher Liebe zur Besserung des Menschen

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