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Einst, so erzählt dieser R. Vital, ging der R. Luria mit seinen Schülern an einen Freitag Abends auf das Feld, um daselbst das Sabbathgebet zu verrichten. Aks sie die gewöhnliche Hymne 717 abgesungen hatten, fragte der Nahbi plöglich seine Schüler, ob sie nicht noch diesen Sabbath in Jerusalem (obgleich Zephath, wo der Rabbi sich ber fand, vou Jerusalem fünf und zwanzig Meilen entfernt ist) celebriren wollten. Einige der Schüler willigten so gleich ein, andere aber sagten, sie wollten erst ihre Weiber fragen. Sobald der Rabbi dieses hörte, erfchrack er gewaltig, schlug die Hände zusammen, und rief aus: Weh uns! daß wir der Erlösung nicht würdig sind. Denn wäret ihr alle einstimmig gewesen, mit mir sogleich nach Jerusalem zu gehen, so wäre auch gang Israel sogleich erlöst worden, indem eben jeßt der Zeitpunkt der Erlösung da war. Da ihr aber durch eure Weigerung diese Gelegenheit vernachläßiget habt, so tritt das Eril in feiner vorigen Kraft wieder ein. Als einst R. Luria mit seinen Schülern bei dem Grabe des Schemaja uud Abtalion *) stand, sprach er zu seiz nen Schülern: Meine Kinder! Schemajah und Abtalion befahlen mir eben jest euch zu sagen, ihr möchtet für den Messias, den Sohn Josephs, beten, daß er nicht sterbe. Aber unsere Thorheit, seßt R. Vital hinzu,” war Schuld daran, daß wir vergaßen ihn zu fragen, wer eigentlich dieser Messias der Sohn Josephs sey. Als nun eine kurze Zeit darauf der Tod unsers Rabbi erfolgte, so sahen wir dann erst ein, daß er selbst der Messias

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Preis geben, wie der Prophet (If. 53, 14) sagt: Er bot selbst sein Leben dem Tode dar. Sein Blut wird das Volk Gottes versöhnen. «

*) Zwei Lehrer der Mischnah. S. Artik. Pharifäer.

der Sohn Josephs war, aber aus Bescheidenheit es ans nicht sagen wollte.

Die vorzügliche Force dieses Wundermannes lag in dem Vermögen, sich mit Geistern zu besprechen. Gedachter R. Vital erzählt unter mehrern Fällen dieser Art auch folgenden: Dieser R. Luria sagte: Es gibt sehr viele verlorne Seelen, die von einem Orte zum andern herumgestoßen werden, und selbst in der Hölle keine bleibende Stelle finden können, indem auch diese sie nicht aufnehmen will, weil auch ihr heftigstes Feuer nicht im Stande ist, den Unrath, mit welchem sie sich während ihres Erdenlebens beschmußt haben, wegzutilgen. Diese Seelen, sagte er, kommen zu ihm zu tausenden und zehntausenden, und wenn er auf dem Felde ist, so siehet er alle Bäume voll von ihnen, und selbst auf dem Wasser schwimmen sie in zahlloser Menge umher. Fragt er sie nun, was sie da wollen, so antworten sie, daß, nach. dem der Ruf seiner großen Heiligkeit von einem Ende der Welt bis zum andern verbreitet ist, so fommen sie hierher, um ihn zu bitten, er möchte sie erlösen, da es blos in seiner Macht stünde. Gewöhnlich pflegte er ih nen zu sagen; Wenn mir Gott das Leben schenkt, so werde ich nicht nur euch, sondern die ganze Welt er. lösen. «

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über die Unerläßlichkeit des Unterrichts in der Kab. balah für jeden Menschen, und daß diese Wissenschaft dem Menschen nothwendiger als alle übrigen Wissenschaften, ja selbst des Thalmuds und der heiligen Schrift fey, fagt R. Joseph Karu *) in seinem Buche Par

*) Dieser Rabbi lebte zu gleicher Zeit und am nämlichen Orte mit R. Korduera und R. Luria.

des 0770: Wer mit andern Wissenschaften, und selbst mit den Lehren des Gefeßes, nicht aber mit der Kabba läh sich befaßt, von diesem sagt Salomon (Spr. 1, 22); » Wie lange wollt ihr Albernen, noch Albernheiten lieben, (das heißt, euch mit dem bloßen Wortverstände der heiligen Schrift abgeben), wendet euch zu meiner Unterweisung (der Kabbalah), mein Geist soll euch zuströmen und ich will meine Lehre (nämlich die Geheimnisse, wels che unter dem Buchstabensinn verborgen liegen), euch mittheilen. Wenn Salomon ferner (pr. 18, 2) sagt: » Der Thor verlangt nicht Vernunft, sondern seine Ge danken will er verbreiten, so meint er damit, der Thor will die kabbalistische Geheimnisse nicht, sondern bloß den einfachen Wortsiun der Thora begreifen.

Der Sohar (Ubschnitt Trumah) äußert sich hierüber in folgenden Worten: Wenn die Seele in die Unterwelt herabsteigen soll, befiehlt Gott demjenigen Engel,`` dessen Amt es ist, jene Seelen, welche in die Unterwelt hers absteigen sollen, auf ihre Bestimmung daselbst vorzube= reiten, ihm diese Seele vorzuführen. Nachdem nun dies ser Engel die herabzusteigende Seele mit ihrem Körper bekleidet, und Gott vorgestellt hat, befiehlt Gott dem Engel, dieser Seele folgende Worte mitzutheilen: » Du gehest nun, sagt er ihr, meine Tochter, in die Unter» welt, befleißige dich, die wahren Geheimnisse der Kabs balah zu erforschen: denn wer dieses nicht thut, dem » ist es besser, er wäre nie erschaffen worden. Daher » habe ich auch dich jezt dem heiligen Könige vorgestellt, damit du ihn stehest, und in der Unterwelt seiner Ge» heimlehre nachforschest. Denn diese Lehre ist der Inbegriff aller obern und untern Welten, fie ist die » Quintessenz aller Religion, und der Inhalt des schrift› lichen und mündlichen Gesehes. « Auf diese Vorstel

lung der Seele vor Gott deute Moses hin, indem er (5. M. 4, 35) sagt: » Alles dieses ist dir gezeigt wor » den, damit du siehest, daß Jehovah der wahre Gott, » und außer ihn keiner ist, «

Wer nach dem Tode sich nicht ausweisen kann, daß er mit der Kabbalah während seines Erdenlebens sich beschäftiget habe, der hat, wenn er gleich noch so viel Gutes gewirkt hätte, dennoch nicht nur keinen Lohn, sondern die fürchterlichsten Strafen nach dem Tode zu erwarten. Dieses bezeugt R. Simon ben Jochai im Sos har (Abschnitt Pekude) mit folgenden Worten: » Wenn die Seele, sagt er, nach dem Tode des Körpers in der andern Welt erscheint, so kommen ihr zwei Engel, Namens Jophiel *) und Seraphiel entgegen, und fragen sie, ob sie auch in der Unterwelt mit der KabbaIah sich beschäftiget habe. Kann fie fich damit ausweisen, so wartet ihrer der gebührende Lohn, den der Engel Jophiel nach dem Verhältnisse des Grades ihrer Könntnisse in der Kabbalah ihr zuweist. In gegenseiti= gem Falle aber wird sie, mit Schimpf und Schande bedeckt, zurückgewiesen. Sogleich bemächtiget sich der En gel Seraphiel ihrer, und verbrennt sie zur Usche. Aus dieser Asche wird sie täglich neu erschaffen, um täglich diese Strafe erneuert zu dulden. Dieses wird ihr auch dann nicht erlassen, wenn sie gleich noch so viel gute Thaten in der Unterwelt ausgeübt zu haben sich auszu» weisen vermag. Denn niemand hat jenseits einen Lohn zu erwarten, als derjenige, welcher diesseits sich mit der

*) Dieser Engel Jophiel ist der Vorsteher der Kabbalah, weil sein Name in der hebräischen Sprache 1 mit dem Worte Kabbalah hap nach der Buchstabenrechnung in der Zahl 137 gleich ist.

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Kabbalah beschäftiget hat. Dieses hat auch Salomo in seinen Sprüchen (3, 13) mit den Worten: » Heil dem Manne, der Weisheit gefunden «, angedeutet. »

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Groß ist aber der Lohn derjenigen, die diesseits mit dieser göttlichen Wissenschaft fich beschäftigen. » Wohl ihm, sagt der Sohar (Ubschnitt Vajerah), in dieser Welt und auch in der zukünftigen. Von ihm wird nicht nur jenseits keine Rechenschaft gefordert, sondern es sind ihm alle obern Thore offen, er kann sich ungehindert hinbe geben, wo er will, und sehen, was er will. Von ihm sagt der Prophet (Jesa. 64, 3): Nie sah ein Auge ausser dir, o Gott! was dem was dem geschiehet, der ihm vertrauet. « Diefer, sagt der Raja Mehemna *ID`n *** *) heißt der einzige Sohn des Königs und der Matrone, ihm stehet es frei, zu jeder Zeit, oh, ne vorher sich anzumelden, hinein zu gehen (vor. Gott zu erscheinen), die Schäße des Königs durchzusuchen, mit den Kostbarkeiten sich zu schmücken, und mit ihm rühmt Gott sich in Gegenwart seiner Familie. »Wer aber die Verbreitung dieser himmlischen Weisheit hindert « sagen die Thikunien *p* (43)**) » und Ursache ist, daß die Menschen weniger sich damit befassen, indem er vorgibt, daß der bloße Wortsinn in dem schriftlichen und mündli chen Gefeße schon hinlänglich sey, der leitet die heiligste. Quelle von diesem Strome und diesem Garten ab. Wehe ihm! es wäre besser, wenn er gar nicht erschaffen worden wäre. Er stürzt die Welt wieder in ihr voriges. Chaos zurück, bringt Armuth in die Welt, und verursacht, daß die Gefangenschaft der Israeliten verlängert wird. «

Ein kadbalistisches Buch, melches von R. Simon ben Jochai verfaßt seyn soll; worin bewiesen wird, daß alle 613 Gebote Ausflüsse aus dem Namen Jehovah sind. *) Eben von diesem Verfasser, enthält 70 Erklärungen über das einzige Wort Bereschith.

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