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2) Alles, was ist, ist bloß geistiger Natur. Diese geistige Natur ist unerschaffen, ewig intellectuell, em☛ pfindend und lebend, sich selbstbewegend, und aus sich selbst nothwendig vorhanden. Sie ist die unendliche Gottheit, der Realgrund aller Gründe *).

3) Aus diesem unendlichen Wesen müssen alle vors handene Dinge emaniren (ihren Ausflüß haben). Da fie aber nur aus ihm emaniren können, so müssen sie auch nur in ihm bestehen. Die Welt also, die immanente Wirkung der Gottheity in welcher sie diese ihre Attribute und Eigenschaften nach mannigfaltigen Stufen und Modificationen dargestellt hat.

4) Je näher das Emanirte seiner unendlichen Urquelle ist, um so erhabener und heiliger ist es; je ent fernter aber von demselben, desto mehr fehlt es ihm an Göttlichkeit und daher an Vollkommenheit.

5) Damit diese Emanation aus der verborgenen Quelle des unendlichen und göttlichen Lichtes hervorges hen, und als Modificationen der göttlichen Kräfte und Eigenschaften sich außern könnte, ließ Gott eine erste Urquelle der Dinge aus sich selbst emaniren, aus welcher, und durch welche alle übrige Emanationen entstanden sind und noch entstehen. Die erste aus der Gottheit ausgeflossene Urquelle der Dinge nennen sie Adam Kad,, mon 1 7 llrmensch, oder, wie Philo ihn nennt, Uranos Anthropos (der himmlische Mensch) **), als den -Erft- und Eingebornen Gottes.

עלת כל העלות. (*

אדם הראשון

**) Man muß diesen 1107P 78 Urmenschen von dem ersten Menschen wohl unterscheiden. Hierüber sagt Philo (in seiner Schrift de opifico mundi p. m. 30):,, Aus diesen Worten erhellet gang deutlich

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6) Dieser erstgeborne Gottessohn offenbarte sich in feinen Emanationen auf zehn vorzügliche Arten, oder in zehn Lichtstrahlen, die sie Sephiroth MDD nennen. Durch diese Sephiroth sind aus dem Adam Kadmon oder Urmenschen, als immanente Wirkungen seiner Emanation, die Geister ohne allen Stoff, die Engel als erschaffene und für sich, doch ohne Materie bestehende Substanzen, und jene Wesen, die von der Materie ihrem Seyn und ihrem Vermögen nach abhangen, kurz, Alles was nicht Gott ist, hervorgegangen.

7) Obgleich alles Vorhandene mittelst der Grund. emanation aus der Gottheit ausgeflossen ist, so ist den= noch die Welt von der Gottheit, wie die Wirkung von der Ursache verschieden, aber nicht von ihr abgesondert, sondern als in ihr immanent, Die Welt ist also die Of fenbarung der Gottheit, nicht nach ihrem innern verborgenen Wesen, sondern in ihrer sichtbaren, Herrlichkeit.

daß ein sehr großer Unterschied sey, zwischen dem aus
der Erde gebildeten Menschen und dem vorhergehenden,
der ein Nachbild Gottes war. Denn jener (insofern
Moses ihn als aus Erde gebildet. vorstellt) ist sinnlich
und sinnlicher Eigenschaften empfänglich, weil er aus
Leib und Seele zusammengesezt, Mann oder Weib", und
daher auch seiner Natur nach sterblich ist. Diefer hins
gegen, der ursprüngliche Mensch, ist vielmehr eine gött
liche Idee, ein nicht in Species aufgelöstes Generelle,
eine Form, wornach Abdrücke gemacht werden konnten,
ganz Intelligenz, ohne Körper, weder Mann noch Weib;
und seiner Natur nach unzerstörbar. Nur den finnlis
chen und theilbaren Menschen beschreibt Mofes als ein
aus irdischem Stoffe und göttlichem Geiste zusam-
mengseßtes Wesen.
Hiermit vergleiche man die
Beschreibung, welche Plato in seinem Phaedrus

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dem Zustande der Menschen mächt, bevor sie auf die Erde gekommen sind.

Diese Grundsäte lassen sich auf zwei Hauptprinci pien und zwei Grundlehren zurückführen. Wir wollen versuchen, in so weit ein transcendenter Gegenstand diefer Art sich popularisiren läßt, sie in Folgendem zu verdeutlichen.

Hauptprincipien der Kabbalah.

A. Ulles, was Daseyn hat, ist der Urquelle des unends lichen Lichtes, Geistes und Lebens entflossen. Die Schöpfung der Welten ist eine Offenbarung der an sich unbegreifbaren Gottheit, welche die Kab balisten den Verborgensten aller Verborgenheiten Die Schöpfung bestand also blos in einer Fortleitung der Licht und Lebenskraft des Urwesens aus sich selbst, zur stufenweisen Mittheilung in unendlichem Grade.

,nennen טמיר מכל טמירין

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B. Gott ist Alles, und Gott ist nichts von dem, was nicht Gott ist.

Den Beweis für den ersten Saß führen die Kabba listen dadurch, indem aus Nichts kein Wesen entstehen kann, folglich kann auch keine Schöpfung aus Nichts entstehen *). Was ist, muß seinem Wesen nach von Ewigkeit seyn, oder es war nicht. Das Wesen aber, das von Ewigkeit da war, kann nicht die wandelbare und veränderliche Materie seyn, die, indem sie unaufe hörlich ihre Form ändert, nichts Bleibendes in sich hat,

*) Wenn gesagt wird: Gott habe die Welt. J*ND (aus Nichts) · erschaffen, so muß nicht meaiin, sondern meenfoph 10 D, nämlich aus dem unendlichen Wesen, gelesen werden.

und kann also nicht von Ewigkeit seyn, sondern das Ewi-* ge muß von entgegengesetter Art, das heißt, von einer fich selbst immer gleichen, durch sich selbst bestehenden unveränderlichen Natur seyn..

Daraus folgt, daß alles, was vorhanden ist, in absolutem Sinne ein geistiges Wesen seyn muß. Dieses geistige Wesen nun ist unerschaffen, ewig, das Princip alles Seyns in sich enthaltend, intellectuell, sich selbst bestimmend, unermeßlich, absolut nothwendig, durch sich selbst entstanden, und also nichts anders, als die Gotts heit, welches Ensoph oder das unendliche Wesen heißt, weil es der einzige ir oder Realgruud alles Vorhandenen ist.

Dieses Vorhandene nun kann nicht für sich und aus Ber Gott, sondern nur allein in und durch ihn seyn und bestehen; es kann nur aus dem unendlichen Wesen ausgeflossen (emanirt) gedacht werden, und ist daher eine Offenbarung des ewigen Urwesens.

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Über den zweiten Sah erklären sich die Kabbalisten folgendermaßen: Gott ist Alles. Nicht als wenn er selbst seinem Wesen nach getheilt werden könnte *), fon dern er ist Alles, weil nichts ist, was nicht bloß und allein von ihm käme, durch ihn bestehe und zusammenhänge. Daher nennen sie ihn auch Opp Makom (Ort), weil alles in ihm ist, und & Hu (er), weil er Alles ist.

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*) Etwa nach Spinoza, dem man gewöhnlich den pantheis stischen Saß unterlegt: Gott fey Alles, und Alles fey Gott, und er daher eine materielle Substanz in Gott statuire, nämlich Gott und die Welt sey eins, und zwar Materie. Dieses aber verwerfen die Kabbaliften schlechterdings, und erklären sich ausdrücklich dage= gen. Daher auch der Verfasser des Buches: Der: Spinozismus im Judenthume. J. G. Wachter. Amsterdam 1699 weit gefehlt hat.

Indem sie sagen, daß Alles von Gott komme, wollen sie es nicht in dem Sinne gesagt wissen, als ob es auf etwas Materielles feiner Seits führen sollte, son dern daß alle erschaffene Wesen nach dem, was, Licht, Geist und Leben in ihnen ist, ihren Grund in ihm ha. ben. Sie bezeichnen diese Art des Werdens und Seyns der Wesen, durch den Ausdruck 77 nahir, welches die doppelte Bedeutung von Leuchten und Ausströmen hat. Sohar 41.

Wenn sie sagen, daß alles durch Gott bestehe, fo "beziehet es sich darauf, daß alles durch den von Gott aufgegangenen unaufhaltsamen Strahl, der alle Räume durchdringt, und das Jod genannt wird, entstanden fey (Sohar 40). So wie sie durch den Ausdruck: A l» les hängt durch Gott. zusammen, verstehen, daß alles vermittelst des göttlichen Geistes belebt, erhalten und gebunden werde. In diesem Verstande sind alle Wesen Gott selbst, welches sie mit dem Ausdrucke 17 Hu (das Wesen) bezeichnen. Sohar 31, 32.

A

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Eben so behaupten sie auch nachdrücklichst, daß Gott nichts von allem sey, was Gott nicht ist, das heißt, was zur Welt gehört. Denn die Welt, fagen fie, ist nur ein Schleier des allerverborgensten und unbegreiflichsten Wesens, das die Abbildung der allerhöchsten Gotteskraft und Weisheit, überhaupt seine über alles erhabene Eigenschaften durchblicken läßt. Gott selbst aber ist nicht die Einheit in der Natur, fondern die abfolute Einheit über die Natur, und stehet daher nicht unter Zahl, Maaß oder sonstiger Schägung, sondern ist für den Menschen ein abstrakter Begriff der Betrachtung des Geistes.

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