Images de page
PDF
ePub

Cosmogonische Hauptlehren der Kabbalah.

Aus diesen Hauptprincipien entstehen die zwei wichs tigsten cosmogonischen Hauptlehren der Kabbalah, nám. lich die Lehre von der Emanation und von der Se phiroth.

Die Lehre von der Emanation bestehet in Folgendem: Ehe die Schöpfung begann, fagen die Kabbalisten, war Gott der Urerste, die Urquelle alles Lichtes, Geistes und Lebens / den sie mit dem Propheten Daniel (1, 9) pany Athik jomin (den Allerältesten) in der

in fic, טמיר מכל טמירין verborgenfien 3erborgenbeit

selbst verschlossen, gleichsamt ein Deus abstractus, und in ihm war alles. Als nun dieses unendliche Wesen sich entschloß, Welten ins Daseyn kommen zu lassen, zwar nicht um sein Wesen, welches allen Geschöpfen, selbst den Allerheiligsten (Hiob 4, 18) unbekannt bleibt, fono dern bloß seine über alles erhabene Eigenschaften zu of fenbaten, so geschah dieses durch eine Concentrirung seines eigenen Wefens_in_sich selbst *), wodurch Raum für die Schöpfung ward.

*) Wie ist eine Concentrirung bei einem unkörperlichen Wesen zu verstehen? wird mancher Profane fragen. Es ist eigentlich nicht so, wie es hier gesagt wird, antwor tet der Kabbalist, es wird nur so vorgestellt, um es dem menschlichen Verstande begreifbar zu machen

en ne a. Wird es aber durch diese Ausdrücke. begreifbarer? fragt der Profane weiter. Nein, erwiedert der Kabbalist, aber eben darum heißt diese Wissenschaft Kabbalah (Annehmung), das heißt, man muß ihre Grundsäße für wahr annehmen, so sehr auch die Vernunft sich dawider sträubt, weil der Sohar es sagt. Doch nicht bei den jüdischen Kabbalisten allein kommen

Diese erste Handlung der sich offenbarenden Gottheit nennen sie eine Rede DD Memra, auch das Wort (Logos) *), und beziehen sich auf die Schrift, wo es Pf. (33, 6) heißt: "Durch Gottes Wort wurden die Himmel erschaffen. Auch Chochmah nan (Weisheit) nennen sie es, indem sie sich auf die Worte Salomons beziehen, der (Spr. 14) die Weisheit rühmt, und sie von sich selbst (B. 22) sagen läßt: Mich schuf Gott » als seine allererste Handlung, von jeher vor seinen Werken allein. Daher überseht auch der aramäische Paraphrast die Worte des 1. Buchs Moses (x, 1) ana ic. das heißt, durch die Weisheit

« nɔn

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

erschuf Oott, welches sie nicht als eine Eigenschaft Got. tes, sondern als einen personificirten Ausfluß der Gott

derlei unverständliche, nicht3 sagende Redensarten und
simose Worte vor, sondern es bedienen sich auch
derselben die Mystiker aller Zeiten und Nationen. Man
schlage nur die erste beste Schrift der spätern Mystiker,
als 3. B. des Theophrastus Paracelsus, Weigels,
Schwenkendorfs, Swedenborgs, Jakob Böhms, und
dergleichen nach, und man wird das Gesagte bestätiget
finden. Auch sie sprechen von einem großen Nichts, von.
einem sichtbaren Dunkel, von dem Gelangen zu einem
Etwas, von einem unhörbaren Worte, von einer stum-
men Beredsamkeit zc. zc. Ja selbst in den neuern und
nenesten Schriften dieser Art findet man hochtrabende
Worte, prunkvole Ausdrücke; glänzende Phrasen
ohne Sinn. Exempla sunt odiosa.

*) Der Phönicier "Sanchoniaton bezeichnet dieses geschaffene Urwort mit dem Ausdrucke Kolpiah, welches nichts. anders ist, áls die zusammen gezogene Worte Kol-pi-Jah, 1p, das ist, die Stimme aus Gottes Munde. Die Indier bezeichnen diesen Begriff mit dem Auss drucke Om, die Perser mit Honover, die Ägyptier mit Kneph, die Griechen mit Nous, worunter die lestern eigentlich die personifieirte Weisheit an, als die Uremanation verstehen.

[ocr errors]

heit, also essentiell annehmen, nennen es daher auch die Urkraft der Zeugung und der Empfängniß, oder Vater

סוד אבא ואימא בזיזוגא unb 9tutter in Bereinigung

[ocr errors]

und bezeichnen es mit dem göttlichen Namen Jah, im Bezuge auf die Worte Isaias (26, 4): Durch Jah war Gott Schöpfer der Welten. Diesen er sten Ausfluß der Gottheit nennen sie den Urmenschen 11DTP ON Adam Kadmon, im Bezug auf Ezechiel (1, 26), der auf dem Thronwagen 7 eine Men schengestalt sah. Die Gotteskraft dieses Erstgebornen der Gottheit, sagen sie, reicht in alle Grade des Lichts, in alle Stufen der Geister, und in alle Arten des Lebenz, von dem Reinsten und Höchsten bis zum Gröbsten und Niedrigsten.

[ocr errors]

1

Die Zurückziehung Gottes in sich selbst *), sagen fie, hinterließ in ihrem Fortschreiten, zu (dén Seiten gewisse Spuren, gleichsam wie die kreisförmige Wellen auf der Oberfläche eines Wassers, wenn ein Stein hinein gewor fen wird. So wie diefe Wellen, je weiter fie von dem Punkte, wo der Stein" in das Wasser traf, allmählig fich verlieren, eben so kann man sich jene Spuren des Zurückziehens des Urwesens vorstellen, die sich um so mehr der Natur "ihrer Urquelle nähern, je weniger ste im Raume davon sich entfernen, und um so mehr sich Davon entfernen, je weniger nahe fie der Urquelle sind! *

Aus der Lehre der Emanation gehet die zweite Lehre nämlich von dem Sephiroth 100 hervor. Die êi. gentliche Bedeutung des Wortes Sephira ist nicht ents schieden, indem feine Ableitung mannigfaltig angegeben wird. Einige wollen es von dem hebräischen Radix 700

* Welches sie 3imzum Dr nennen.

Sephor, Zahl ableiten, und soll hier die Bedeutung einer bestimmten Zahl, nämlich zehn, haben. Diesem aber widerspricht die Grammatik, indem es entweder gewöhnlich op Misparim, oder auch nach Pfalm (71, 18) Mid Sephuroth heißen müßte. Andere wollen es zwar von eben dieser Wurzel, aber unter eis ner andern etymologischen Form herleiten, und auch Er. zählen übersehen, weil die Sephiroth die göttlichen Eigenschaften auf oder erzählen *). Allein auch dieses stehet mit der Grammatik im Widerspruche, weil es sonst durch Oinpop Messaprim Erzähler oder Erzäh, lende ausgedrückt werden müßte. Noch andere wollen es pon dem Worte 750 Saphir, einen, glänzenden Stein herleiten, nach welchem es einen Abglanz der Gottheit bedeuten soll, und berufen sich auf den Pentateuch, wo es (2. M. 24, 15) heißt: Sie sahen den Gott Israels, und unter dessen Füßen war es, wie ein Werk aus glänzendem Saphir," Dadurch, meinen sie, werde eigentlich angedeutet, daß sie zwar die Gottheit in ihrer Wesenheit nicht begreifen konnten, wohl aber sahen sie ihren Abglanz in den Sephiroth, die als seine Ausflüsse gleichsam zu den Füßen Gottes lagen, und im Range weit unter ihm sind. Doch aber ist auch diese Efrlärung grammatisch unrichtig, indem es sonst

[ocr errors]

aphi rim heißen sollte. Wieder andere geben diesem Worte feine Abstammung von dem aramäischen Ausdrucke DD Sephor (Gränze oder Begränzung), weil Gott sich

*) Oder wie R. Meier ben Gabbai in seinem Buche A bo doth ha k odesch &7pm-77129 sich ausdrückt. weil man mittelst dieser Ausdrücke zwar von Gottes Egenschaften und Wirkungen, keineswegs aber von dem unaussprechlichen und unendlichen Wesen der Gotthet, von Gott reden darf.

[ocr errors]

auf sich selbst beschränkt, und die Kenntniß der Geschöp. fe von seinem Wesen auf diese zehn Offenbarungen be gränzt habe, deren Schranken kein Geschöpf, selbst das Allerheiligste. nämlich der Logos, nicht zu überschreiten vermag. Endlich halten einige (und welches am wahr. scheinlichsten - ist) dafür, daß diese Ausdrücke von dem griechischen Sph åra (eine Kugel) abgeleitet sey, wovon das göttliche Wesen das Centrum ausmacht, welches seiz ne göttlichen Eigenschaften umgeben, wovon eine die andere einschließt, deren Radiuse alle in Gott, als dem Mittelpunkt und der Urquelle alles Seyns sich, vereini» gen. Diese lezte Meinung bestimmt zugleich das griechische Zeitalter, in welchem die Hypothese: von den Sephiroth zum Grundsage in der Kabbalah, erhoben wor den ist.

Im Bezug auf diese Sephiroth nehmen die Kabe balisten an, daß die Spuren der Zurückziehung Gottes, oder der Concentrirung auf seine eigene Wesenheit XDX, nachdem er seinem geschaffenen Worte Memra oder Lo.. gos, oder welches einerlei ist, seinem erstgebornen Sohne Adam Kadmon, den Einfluß auf die ganze Schöp fung übergeben hat, an der Zahl zehn sind, welche sich in den zehn Sephiroth mapo ny offenbarten. Das schaffende Wesen in Gott, die Memra oder den Logos stellen sie sich unter drei, obgleich an sich selbst und in dem Ensoph vereinten, zugleich aber auch eins auder subordinirten Intelligenzen vor, welches sie anɔ die Krone, non die Weisheit und den Verstand nennen. Ferner legen sie Gott sieben Prádikamente bei, nämlich on Gnade, 12 Stärke, non Zierde, Ruhm oder Schönheit, nr♪ Sieg oder Ewigkeit, m Majestät oder Ehre, 7109 Urgrund und mɔbo Regierung

« PrécédentContinuer »