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Befremdend ist es, daß die Kabbalisten nicht auch Gottes Güte unter die Sephiroth aufgenommen haben, da doch nach der Schrift diese Eigenschaft alle übrigen in fich concentrirt. Denn indem Moses Gottes Herrlichkeit (seine Eigenschaften) kennen wollte, zeigte ihm Gott (2. M. 33, 19) seine Güte, als den Inbegriff aller übrigen. Oder verstehen sie etwa die Eigenschaft der Gnade 70 darunter? Die nämliche Bewandtniß hat es auch mit dem Gottesnamen 7 Schaddai, den fie in diesem System nicht appliciren.

Manche stellen die Ordnung und Verbindung der Ser phiroth durch zehn in einander gefügte Zirkel vor, wovon der Ensoph das Centrum ist. Der zunächst ihn umgebende Zirkel ist die Krone; diese umgibt die Weisheit, und so immer einer den andern, nach oben angeführter Ordnung, bis zuleht das Reich Malchuth, als der äußerste Zirtel, fie alle umfaßt. Da es aber nach dieser Vorstellung scheinen würde, als ob der Ensoph, als das uns endliche und alles umfassende Wesen, von den ihn um. gebenden Zirkeln beschränkt sey, so muß man sich, nach ihrem Dafürhalten, den Ensoph als Centrum und Peripherie zugleich vorstellen *).

Wieder andere zeichnen diese zehn Sephiroth unter der Gestalt eines menschlichen Körpere. In dieser Bezeichnung stellt die oberste Sephirah, nämlich die Krone, das Haupt; die Weisheit und der Verstand, die beiden Arme vor; die Zierde beziehet sich auf die Brust und den Bauch; der Sieg und die Majestät auf die

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* Aber es ist ja mathematisch unmöglich, schenverstand. Thut nichts, erwiedert

sagt der Mens

der 2, Kabbalist.

Es ist dennoch so; denn in der Kabbalah hat die Vernunft weder Siß noch Stimme.

beiden Schenkel; das in der Mitte liegende Fundament auf das Zeugungsglied *), und unter den Füßen liegt das Reich. Der Enfoph aber als Caput omnium wird über die Krone gesezt.

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Diese zehn Sephiroth werden oft auch auf die Zahl Acht reducirt, welche aber dennoch zehn ausmachen. Die Kabbalisten nehmen nämlich die drei obern Sephiroth als eine vereinte Dreiheit (Trias) an, und zählen sie in Bezug auf ihrem Vereine nur als eine Einzige. Daher, fagen sie, mußte der hohe Priester, wenn er am Verföhnungstage mit dem Opferblute den Altar siebenmal besprengte (3. M. 4,117), nach dem Thalmud (Trakt. Joma): diese Sprengungen mit den Worten: Eins, Eins und zwei, Eins und Drei und so weiter bis Eins und Sieben zählen, Er mußte also ju je der Zahl noch die Zahl Eins hinzusehen, um sich bei diesem heiligen Officium die vereinte Dreiheit (Trini tåt) unter den obern Sephiroth, welche die sieben untern beherrschen, in den Gedanken immer gegenwärtig zu halz ten, um anzuzeigen, daß der Gottesdienst nur der ver einten Dreiheit zu Ehren geschehe.

Es ist oben gesagt worden, daß mit den zehn Sea phiroth zehn Gottesnamen, nach der Lehre der Kabbalah, in Verbindung stehen. Diese göttliche Namen oder Prádicate haben ihren Grund in dem Ausdrucke Jehovah M1, welcher den Inbegriff von dem unendlichen Wesen

Welches sie als erschaffende und producirende Kraft an sehen, Berith hamaor. 719 172, der Bund der Erregung nennen, und mit dem Buchstaben ¶ in dem Namen 1-bezeichnen, welches die Form eines Lingams oder Phalus hat. Eine vollständige Terminologie der Kabbala liefert Knor in seiner Kab. ~bala denudata, 1. Thl. 1677•

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Gottes enthält, also mit dem Ensoph synonym ist, und durch ihn allein schon alle wirkende Eigenschaften Gottes (Midoth NTD) ausgedrückt werden. Diese vier Buchstaben des Wortes 1 nennen die Kabbalisten den wesentlichen Namen Gottes Schem haezemsyn Ov (Nomen proprium), weil darin, wie sie sagen, alle Arten des göttlichen Teyns, nämlich des Vergangenen, Gegenwärtigen und Künftigen, enthalten sind. Dieses

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Wort, sehen sie hinzu, darf deswegen nicht ausgespro chen werden, weil es die Wesenheit Gottes, ein allen Wesen verborgenes Geheimniß ausdrückt. Daher auch dieses Wort keine Punkte oder Vokales n171p hat, um es dadurch betonen zu können: denn diejenigen, mit wels chen man es gewöhnlich ausspricht, gehören eigentlich diesem Worte nicht zu, sondern sind nur, um dasselbe doch einigermaßen hörbar machen zu können, von dem Worte Aidonai 2 entlehnt. Die eigentliche AusSprache desselben wurde unter dem Siegel des tiefsten Geheimnisses nur den vorzüglichsten Eingeweiheten, als 3. B. dem Oberpriester, der ihn nur einmal des Jahrs, nämlich wenn er am Versöhnungstage in das Allerheis ligste ging, aussprechen durfte, überliefert *). Dieser Namen wird auch Schem hameju chod genannt, weil alle Sephiroth sich in ihm vereinigen **), so wie er auch Schem hamphorasch who

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der erklärende Namen heißt, weil durch ihn alle Sephi roth erklärt werden ***). Doch werden unter diesem Worte

*) Das Verbot, Gottes Namen auszusprechen (3. M. 24, 16), scheint sich bloß auf dieses Mysterium, das durch einen Profanen entweihet wird, zu beziehen.

**) S. Pardes Rimonim von R. Moses Korduera. ***). Abodath Hakodesch von R. Meier ben Gab bai.

nin zugleich auch alle Urten von Versehungen, welche diese vier Buchstaben nach kabbalistischen Grundsägen lei, den, (Themurah ), so wie alle jene nach per

dießfälligen Zahlenlehre (Gematria ) herausza bringende gleichzahlige Ausdrücke verstanden. Dieses Te tragrammaton 1 wird bei den Kabbalisten auch als ein zwölf und zwei und vierzig buchstäbiges, und 45, 52, 63 und 72 zahliges Wort angenommen, ri

Das Wort in wird zwölfbuchstabig, wenn mán einen jeden dieser vier Buchstaben mit allen den Buch staben anschreibt, mit denen man sie ausspricht. 3. 25. das mit 71", "das ¡T1⁄2 mit 277, das 1 mit 18 jɛ und das zweiten abermals mit &, welches zusammenges nommen zwölf Buchstaben sind. Diese Buchstaben aber können auf verschiedene Art. geschrieben werden; daher kommt auch nach der Verschiedenheit dieses Anschreibens eine andere Summe nach der Zahlenlehre heraus. Schreibt man z. B. dieses Wort NI INI NI 71", so enthält es die Zahl 45. Schreibt man es пn 11 71, so zähle es 52. Wirdwes IN1 71 geschrieben, so hat ́es 63 an der Zahl, und schreibt man es 97 1997 719, fo beträgt es es an der Zahl 72 *), welches sie durch 13, 10, 7, 29 ausdrücken.

A

über den aus 42 Buchstaben bestehenden sollenden Gottesnamen erklärt sich Maimonides in seinem Mos re nebuchim (1 Th. §. 62) mit folgenden Worten: Unmöglich, fagt er, fann ein einziges Wort aus 42

*) Den Grund dieses 72zähligen Gottesnamen finden die Kabbalisten in den drei nach einander folgenden Versen (2. M. 14, 19-21), wovon ein jeder 72 Buchsta ben enthält. Welches Geheimniß in den kabbalistischen Gebetbüchern unter den Worten 011 8211 90" als die Anfangsbuchstaben dieser drei Verse vorkommt,

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