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Gränzen der Monate festseßt. Die Sterne, Merkur und Venus befinden sich in dem Umschwung der Sphäre, welcher die Sonne vorstehet, und begleiten immer ihre Schritte. Mars, Jupiter und Saturn haben gleichfalls ihre eigenen Umlaufezeiten, welche dem gemeinen Haufen verborgen bleiben. «

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Indessen sprach der Schöpfer aller Dinge so zu den Geistern, welchen er die Herrschaft über die Gestirne anvertrauet hatte:,, Ihr Götter, deren Daseyn mein Werk ist, hört meine obersten Befehle. Ihr habt kein Recht an die Unsterblichkeit; aber ihr sollt Theil daran nehmen kraft meines Willens, welcher stärker ist, ., als die Bande, wodurch eure Bestandtheile verbunden find. Zur Vollkommenheit dieses großen Ganzen muß ,, nun noch das Meer, die Erde und die Luft mit Be,, wohnern bevölkert werden. Wollt ich sie unmittel bar an das Taglicht bringen, so würden sie der Herr schaft des Todes entgehen, und den Göttern selbst ähnlich seyn. Euch vertraue ich demnach die Macht fie hervorzubringen an. Ihr Aus spender meiner Macht, ,, vereiniget mit vergänglichen Leibern die Keime der Unsterblichkeit, welche ihr aus meiner Hand empfan,, gen habt. Insbesondere bildet Wesen, welche über die andern Thiere herrschen, und euch unterworfen. fenn; welche auf euet Geheiß geboren werden, durch eure Wohlthat aufwachsen, und nach ihrem Tode zu euch kommen, um euer Glück zu theilen.

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Gott hat nur die beste unter allen Welten bilden können, und hat sie gebildet: weil er eine sinnlose und nregelmäßige Materie zu bearbeiten hatte, welche unaufhörlich seinem Willen auf das heftigste widerstand. Dieser Widerstand dauert noch fort, und daher entsprin gen die Stürme, die Erdbeben und alle Zerrüttungen

unsers Erdballs. Die Untergötter mußten zu unserer Bildung dieselben Mittel anwenden, welche Gott ge. brauchte; und daher entspringen die Krankheiten des Leibes und die noch gefährlicheren Krankheiten der Seele. Alles, was gut in dem Weltall, und besonders in dem Menschen ist, fließt von dem obersten Gott; alles Mangelhafte hingegen kömmt von den Fehlern, welche der Materie wesentlich ankleben. “

Wie die Idee von einer Emanation aus der Gotts heit bei den spätern Griechen, und nach ihnen bei den spätern Kabbalisten sich ausgebildet habe, können wir nicht deutlicher und begreiflicher als mit den eigenen Wor ten Buhle's *), die wir hier anführen wollen, angeben.

,, Sieht man auf den Grund im Besen der Vers nunft, der die Emanationslehre veranlaßte, sagt dersel be**), so war es das Bedürfniß das Übel und das mo ralische Böse zu erklären; ein Bedürfniß, das für die Vernunft dringend wurde, sobald man die schaffende Gottheit als ein Princip des absolut Guten und Vollkommenen vorausseßte, und ihr gleichwohl auch die Hervorbringung der Materie, als der Wurzel alles Übels und alles Bösen beilegen mußte. Bei den ältern griechischen Metaphysikern trat dieses Bedürfniß nicht in dem Grade ein, angeachtet sie seit Anaxagoras und Sokrates ein verstándiges moralisch vollkommenes Weltprincip statuirten, weil sie dabei die Ewigkeit der Materie behaupteten, und jenes Princip nur für die Ursache der zweckmäßigen Form

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I.

*) Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, von J. G. Buhle.

**) 4. Th. S. 169. ff.

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der Welt, für den Weltbaumeister der Form nach nicht für den Welturheber der Materie nach, ere flärten. Das Zweckwidrige überhaupt, was sich in der Welt fand, folglich sowohl das physische als das mora. lische Übel, wurde da auf die Materie, als den Grund wilder Bewegung, Anordnung und Zerstörung zurückge schoben. Die Gottheit wollte bei der Formung der Materie das Gute und Vollkommene; aber sie konnte die Urnatur der Materie nicht abändern, und also auch das Böse nicht ganz unterdrücken."

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Inzwischen konnte sich dieser Dualism *) auf die Länge nicht in der Philofophie behaupten. Sofern die Materie nur eine Formung der Gottheit zuließ, erschien sie als ein bedingtes Wesen. Auf der andern Seite aber erschien wieder die Gottheit als bedingt, so. fern sie die Materie nicht ganz nach ihrem Willen schaf fen konnte. Jenes vertrug sich nicht mit dem Begriffe einer ewigen Materie; dieses nicht mit dem Begriffe der Gottheit als das vollkommenste Wesen, den die nach ab= soluter Einheit strebende Vernunft durchaus fordert. Auch war der ewige Streit des Guten mit dem Bösen (der Gottheit und der Materie), wie ihn Plato annahm, ein Philofophem, wobei kein legter Weltzweck denkbar war. Man mußte also über kurz oder lang darauf hinauskommen, den Begriff der ewigen Materie neben der Gottheit aufzugeben, ihn ihr zu fubordiniren, und in der Gottheit den Realgrund alles Möglichen und Wirk. lichen, folglich auch des Übels und des Bösen sezen. "

Der fich früher in der Lehre Zoroasters bildete, und später in der Lehre der Manichäer eine andere Form annahm.

Anmerkung des Verf.

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Nun war dieses schon durch die zoroastrische Philofophie früher geschehen, als' man es dem Gange der philosophirenden Vernunft nach hätte erwarten sollen. Die zoroastrische Philosophie lehrt zwar einen Dú ar lismus; sie nimmt verschiedene Principien des Guten und Bösen lan; aber das Princip des Bösen war in ihr bedingt; es war ursprünglich nicht vorhanden, sondern entstand erst in der Zeit. Als späterhin die zoroastrische Philosophie mit der griechischen amalgamirt wurde, nahm man zwar auch, wie beide Systeme es mit sich brachten, die Materie für den Grund des physischen und moralie schen Verderbnisses an; aber die Ewigkeit der Materie wurde aufgehoben. “

Juzwischen bedurfte es einer Erklärung, wie in der Welt, dem Producte des guten göttlichen Princips, das Böse habe entstehen können. Die Mythen des 30roaster von Ahriman *) beschäftigte die Köpfe wohl

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*) Zoroaster oder Zerduscht, ein persischer Weltweise, der wenigstens sechsthalbhundert Jahr vor Jahr vor der christlichen Zeitrechnung lebte, stellt in seinem Religionslehrbuche Zend Avesta (das lebendige Wort), zwei Grundprinz cipien auf, nämlich ein gutes, welches er Ormuzd, und ein böses, welches er Ahriman nennt.. Auch Manes, eben ein persischer Philofoph im dritten Jahrz hundert, und Stifter einer christlichen Sekte, welche gewöhnlich Manich äer heißen, nimmt zwei Grundprincipien, ein Gutes, nämlich das Licht, und ein Böz fes, nämlich die Finsterniß an, wovon dieses jenem in allen Stücken entgegen wirkt. Sie nehmen zugleich an, daß die Seele, so wie alles Geistige, von dem guten Princip, der Körper hingegen, so wie die ganze Materie, von dem bösen Princip herstammen; daher urtheilen sie auch von dem Körper sehr geringschäßig. Auch die Thalmudisten nehmen zwei verschiedene Urfas chen des Guten und Bösen, aber nur im Bezug auf: die Handlungen der Menschen, und auch nst der Gott

eine Zeitlang, und ließen sie wähnen, als sey in ihnen der Schlüssel zum Geheimniß des Bösen anzutreffen. Aber für die metaphysische Speculation konnte fie doch nicht lange befriedigend bleiben. So gerieth man auf das Emanationssystem, wozu auch ohnehin in den von Zoroaster gebrauchten Bildern des Lichts und der Finsterniß zur Bezeichnung des Guten und Bösen, eine nähere Veranlassung lag. Das Licht verbreitet seine Strahlen bis auf eine gewisse Entfernung im Raume, und wo die Wirkung der Strahlen aufhört, da ist Finsterniß. Diese Erfahrung trug man auf das göttliche Lichtwesen über, dachte die Schöpfung als eine Emanas tion aus demselben, bestimmte die Grade der Vollkom menheit der erschaffenen Dinge nach dem Verhältnisse ihrer Entfernung von der heiligen Lichtquelle, und » só gerieth man auf die Idee, die Verderbtheit der Materie durch die äußerste Entfernung von der Gottheit zu defis niren. Denn der äußerste Grad der Emanation mußte an Finsterniß gránzen, oder in die Finsterniß übergehen. Es war diese Vorstellungsart in der Natur des menschlichen Vorstellungsvermögens selbst gegründet. Sobald eine Gränze der Lichtemanation, oder auch nur Grade der intensiven Stärke nach, gesezt wurden, mußte am Ende das Reich der Finsterniß anfangen. "

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Die spätern Kabbalisten fanden auch in dieser Darstellung der Emanation eine große Schwierigkeit.

heit coordinirt, sondern derselben subordinirt an, und nennen das gnte Wesen Jezer tob 216 78", das Böse hingegen Jezer hora yn, welche sie beide als fubjective Wesen vorstellen. Von dem zweiten fagen fie, daß er dem Menschen gleich bei feiner Geburt, der erste aber im reifern Alter erst zukomme.

Anmerkung des Verf.

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