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Die Gottheit erschien dabei als ein unvollkommenes, endli ches, gulegt durch die Finsterniß bedingtes und begränze tes Wesen. Daher schlugen sie einen neuen Weg ein. Sie nehmen an, daß ursprünglich das unendliche Licht wesen alles erfüllte; da gab es kein Leeres, sondern überall herrschte die absolute und vollkommenste Lichtrealitát. Aber das Lichtwesen wollte seine Herrlichkeit of fenbaren, und mußte zu diesem Zwecke schaffen. Es zog sich daher von dem Mittelpunkte auf gleiche Weise nach den Seiten zurück, und bildete sich selbst einen leeren Raum, den es wieder in verschiedenen Graden (der Sephiren) mit mäßigerem Lichte anfüllte, und da durch brachte es vier Welten hervor. "

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Es braucht nicht erinnert zu werden, daß auch diese Darstellung der Emanations Theorie ihre unübers windliche Schwierigkeiten hat. Gott beschloß auf eine solche Urt zu schaffen, wie er, nach kabbalistischer 'An. gabe, geschaffen haben soll, heißt, weiter nichts, als: Gott, das unendliche vollkommenste Wesen, beschloß sich in Endlichkeiten und Unvollkommenheiten zu offenbaren. Nicht zu gedenken, daß die ganze Theorie im Grunde anthropomorphistisch oder technischpraktisch ist, und auf menschliche Anschauungsart der Naturwirkungen des Lich. tes beruhet, die nie auf die Wirkungsart der Gottheit Anwendung leidet. Zu verwundern ist es hierbei, daß keiner dieser Philofophen auf den Gedanken kam, das Werk der Schöpfung und das Verhältniß Gottes über. haupt, für einen transcendenten Gegenstand zu halten, von dem eine theoretisch- objective Erkenntniß schlechters dings unmöglich ist; sondern daß sie lieber sich mit der höchsten Spannung der Phantasie und der logischen Ver

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nunft immer tiefer in ihr Hirngespinnst hinein webten *).....

Auch von einer Mehrheit der Welten sprechen die frühern griechischen Philosophen. Plato sagt **) über diesen Gegenstand Folgendes:,, Es gibt zwei Welten, eine sichtbare nämlich, und eine Ideenwelt. Die erste ward nach dem Muster der andern geformt, und wird von uns bewohnt. Hier ist alles dem Entstehen und dem Verderben unterworfen, und alles wechselt und fließt unaufhörlich; hier fiehet man nur Bilder, nur schwindende Theilchen des wahren Dinges. Die zweite Welt enthält die Wesenheiten und die Urbilder aller sichtbas ren Gegenstände, und diese Wefenheiten sind die wahren Dinge, weil sie unveränderlich sind. Zwei Könige, der ren einer der Minister und der Knecht des andern ist, verbreiten ihr Licht in diesen beiden Welten. Hoch aus den Lüften herab wirkt die Sonne das Hervörquellen und Fortdauer der Gegenstände, welche sie unserm Auge sichtbar macht, Und von dem erhabensten Orte der Verstandeswelt schafft und erhält das höchste Gut die Wesenheiten, welche durch feine Kraft unsern Seelen verständlich sind. Die Sonne erleuchtet uns durch ihren Schein, und das höchste Gut

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*) Es ist wahrlich gar nicht zu verwundern, denn, wie konnte es bei Menschen anders kommen, die anstatt der Vernunft die Phantasie reden lassen, und die Allmacht Gottes bloß auf die schwache Thatkraft des Menschen beschränken wollen. Schon der Prophet Isaias rief Menschen dieser Art, welche das Wie der Schöpfung ergrübeln wollen (33, 9) So erhaben der Himmel, über der Erde ist, so erhaben sind meine Wege von den eurigen!

Anmerk. des Verf.

**) Plat, de rep. lib. 6. p. 505.

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durch seine Wahrheit; und so wie unsere Augen ein deutliches Bild erlangen, wenn sie einen Körper aufe hen, worauf das Tageslicht trifft, so erhält auch unsere Seele eine richtige Kenntniß, wenn sie solche Wesen be trachtet, von welchen die Wahrheit zurück strahlt.

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Wollt ihr aber wissen, wie sehr der Tag, wel cher diesen beiden Gebieten Leuchtet, an Glauz and Schönheit verschieden ist? Denkt euch eine tiefe Höhle, worin Menschen seit ihre Kindheit durch schwere Ketten so angeschlossen sind, daß sie weder ihren Plaz verändern, noch anders als gerade vor sich hinblicken können. Hin ter ihnen in einiger Entfernung brennt auf einer Anhöhe ein Feuer, dessen Schimmer bis in die Höhle fållt. Zwischen diesem Feuer und den Gefangenen stehet seine Mauer, lángs welcher verschiedene Menschen hin und her gehen, theils schweigend, theils mit einander redend, theils Menschen- und Thierpuppen und "allerlei Geräthe tragend, und über die Mauer so haltend, daß der Schat. ten dieser Dinge auf die Seite der Höhle trifft, wohin die Gefangenen blicken köunen. Sie erstaunen über diese wandelnden Bilder, halten sie für wirkliche Wesen, und schreiben ihnen Bewegung, Leben und Sprache zu. Laßt. uns nun einen dieser Unglücklichen auswählen, um seine Tauschung zu gernichten: wir zerbrechen seine Ketten, zwingen ihn aufzustehen, und sich umzusehen; aber er wird vor all den neuen Gegenständen sich entseßen, und an ihrer Wirklichkeit zweifeln, wird, von dem Glanze des Feuers geblendet, seine Blicke davon ab und wie der jenen eiteln Schattengestalten "zuwenden, womit er vorher fich beschäftigte. Laßt uns einen neuen Versuch mit ihm vornehmen: wir entreißen ihn seiner Höhle, fò laut er darüber klagt, so heftig er sich sträubt, so hin= dernd sein erkrankter Gang ist. Er betritt nun die Er.

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de, aber fühlt sich pleßlich vor dem Glanze des Tages= lichts erdrückt; nur erst nach sehr vielen Versuchen ges lingt es ihm, den Schatten, die Körper, die Nachtgestirne zu erkennen, zur Sonne empor zu schauen, und fie als die Schöpferinn der Jahrszeiten, als die wirksame Grundursache der ganzen Sinnenwelt anzusehen.

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Wie wird nun dieser Mensch über die Lobsprüche denken, welche in der unterirdischen Gruft denen zu Theil werden, die zuerst die Schattenbilder bei ihrem Hinschweben haschen und wieder erkennen? Was urtheilt er wohl über den Stolz, den Haß, den Neid, welche jene Entdeckungen unter diesem bedauernswürdigen Volke veranlassen? Ein Gefühl des Mitleidens wird ihn ohne Zweifel antreiben, ihnen zu Hülfe zu eilen, um sie ihrer thōrichten Weisheit, ihrem kindischen Wissen zu entreißen. Aber bei dem plöglichen Übergange aus so großem Lichte in so große Dunkelheit, wird er Anfangs nichts unterscheiden können; und nun werden sich alle gegen ihn erheben, werden ihm unaufhörlich seine Ver blendung vorwerfen, und ihm zum schrecklichen Beispiele anführen: wie gefährlich es sey, sich in die höhern Ge genden zu versteigen.".

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snich, Da habt ihr genau das Bild unsers elenden 3u Standes. Das Menschengeschlecht liegt in einer uner meßlichen Höhle versenkt, von Ketten belastet, und bloß ähig, sich mit leeren künstlichen Schattenbildern zu beschäftigen. Hier haben die Vergnügungen nur bittere Reue, das Gute nur betrügerischen Schein, die Eugen den nur zerbrechlichen Grund, die Körper selbst nur ein auschendes Daseyn. Empor aus diesem Orte der Fin sterniß! Laßt uns die Ketten zerbrechen; laßt mit kraftvoller Anstrengung uns zu der Verstandeswelt hinaufs schwingen, dem höchsten Geiste immer näher treten, und

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während wir die Siune und die Leidenschaften schwei. gen heißen feine göttliche Natur anschauen. Dann werden wir sehen, wie von seinem Throne in der mora lischen Welt die Gerechtigkeit, die Erkenntniß und die Wahrheit ausfließen, und in der physischen Welt das Sonnenlicht, die Erzeugnisse der Erde, und das Seyn aller Dinge. Ach! wenn je eine Seele sich zu dieser fteilen Höhe erhoben hat; wenn sie einmal die Regungen, das Wonnegefühl, die Entzückungen kostete, welche das Anschauen des höchsten Gutes schenkt, wie wird sie dann zurückkehren wollen, um Theil an unfern Mühseligkeiten, an unfern Würden zu nehmen? Oder läßt sie sich zu. uns herab, und muß, noch ehe fie gewohnt an unsere Finsterniß, über die Gerechtigkeit vor Menschen reden, die nur das Schattenbild dieser Tugend kennen; so were den ihre neuen Grundsäge eben so seltsam, so gefährlich klingen, daß man am Ende entweder ihre vermeinte Thorheit verlachen, oder ihre Verwegenheit bestrafen wird. "

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Es ist zwar bereits oben bemerkt worden, daß die Zahlenlehre ein wichtiger Theil der Kabbalah ist. Aber nicht nur in arithmetischer Hinsicht sind die Zahlen wichtig, sondern schon als numerős an sich selbst. Die Zahl -ins ist die heiligste, weil sie der Grund aller Zahlen ist, und weil das unaussprechliche Wesen die einzige Einheit (Ens entium) ist. Die Zahl drei ist wichtig, weil die Engel Gott dreimal heilig preifen (If. 6, 3); weil diese Zahl als Aufang, Mitte und Ende, den vollkommensten Begriff von einer Sache gibt; weil durch das Wort in drei Zeiten, nämlich das Vergangene, Gegenwärtige und Künftige, ausgedrückt wird; weil

יהוה

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