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Die gesammte Philosophie der Juden erhielt dadurch ihr be. fonderes Gepräge, daß sie bei der Spekulation über den Inhalt ihrer Religion, ausländische Philosopheme anwendeten, nach denselben ihre heilige Schriften erkläre ten, und daraus mit Hülfe jener eine Religionstheorie abstrahirten.

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Bühle

Tagebuch der Geschichte der
Philosophie.

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Ueber die Tendenz und den Zweck vorliegenden Werkes, so

wie über die Ansicht, aus welcher ich dasselbe, und zugleich auch ich im Bezug auf dasselbe beurtheilt zu seyn wünsche, glaube ich in der Vorrede zum ersten Bande hinlänglich mich ausgesprochen zu haben; welches ins Gedächtniß sich zurückzus führen, ich den Leser, und um so mehr den Beurtheiler vors liegenden zweiten Bandes bitte.

Im Bezug auf eben diesen zweiten Band, besonders in Hinsicht des Auffahes über Kabbalah, könnte ich vielleicht dieses Vorwort füglicher einen Nachtrag nennen; indem dessen Zweck bloß ist, einem Vorwurfe zu begegnen, den etwa bes fangene Leser, wie es bereits nach Erscheinung des ersten. Bandes aus liebloser Absicht geschehen ist, mir machen wollten, als hätte ich das de mortuis nil nisi bene zu wenig beachtet, und die Blößen einiger längst verstorbenen Männer von Celebrität, besonders in dem Abschnitte von den Pharifäern, aus Gehäuigkeit aufgedeckt. Daß dieser Vorwurf mich Feineswegs treffen kann, wird, wie ich hoffe, jeder unbefangene Leser dee ersten Bandes mir zugestehen. Ich habe zwar

einige Mißgriffe derfelben gerügt *), aber auch ihr Lobens, werthes nicht verschwiegen. Ich that, was jeder Geschicht schreiber zu thun verpflichtet ist; nämlich die Ereignisse so darzustellen, wie sie wirklich sich ergeben haben, ohne sie zu beschönigen oder zu verunstalten. Ein Geschichtschreiber, der anders vorgehet, gleicht einem ungetreuen Mahler, der seiner Copie Züge verleihet, welche das Original nicht hat, also ganz was anderes dargibt, als von ihm verlangt wird. Die Geschichte soll uns Belehrung von dem Vergangenen feyn, um uns Verhaltungsregeln für die Gegenwart zu abs. ftrahiren. Wird nun dieses, sey es durch Beschönigung oder Verunstaltung, veruntreuet, oder wird etwas der Wahrheit Gemäßes verschwiegen, so muß sie ihre belehrende Brauch. barkeit für die Nachwelt verlieren, und das daraus zu Refultirende fehlerhaft sich fixiren.

Um nun allen Mißdeutungen im Bezug auf vorliegen. dem Band vorzubeugen, ersuche ich den geneigten Leser, mir so viel Humanität zuzutrauen, daß, ob ich gleich über die Tendenz der Kabbalah freimüthig mich ausgesprochen, und, wie ich glaube, mit genügenden Belegen dokumentirt habe, ich damit keineswegs beabsichten wollte, den Charakter der Begründer der Kabbalah oder jener Coryphäen, welche sie später zu systemisiren sich bemühet haben, nahe zu treten, ihre gutgemeinte Absicht herab zu würdigen, oder gar sie als absichtliche und muthwillige Betrüger darzustellen: denn dieß waren sie wirklich nicht. Ich ehre in jedem Menschen das Streben zur Belehrung seiner Mitmenschen im Guten, sey es in finnlicher oder übersinnlicher Hinsicht; und dieses rege

*) Unbedingte Infallibilität wird wohl niemand mit gesundem Vers ftande einem Menschen, mag er auch der Größte seyn, zugeste: hen. Selbst Moses der heilige Historiograph verschweigt die Mißgriffe der heiligen Männer, deren Biographie er beschreibt, und selbst die feinigen nicht. Daher sagt auch Hiob (15, 14): » Was ist der Mensch, daß er rein sich dünkt, des Weis bes Sohn, daß er unfehlbar sich wähnt ! «

Streben äußerte sich in einem allzu hohen Grade nur bei den frühern Kabbalisten. Doch konnte es dem Zwecke unfes rer Schrift gemäß, die jüdische Gekten nämlich, wie sie wa ren und wie sie sind, getreu zu schildern, nicht verschwiegen bleiben, daß diese Männer, obgleich aus gut gemeinter "Ab: sicht, sich an Gegenstände wagten, wovon das W ́a's und das Wie weit über den menschlichen Begriffshorizonte liegt, und da konnte es nun_freilich nicht anders kommen, „Gales@daß ste in Fiction und Diction aus dem Geleise fallen mußten. 2

A

Das Bestreben des Menschen von der Gottheit und der dem Menschen inwohnenden Seele mehr wissen zu wollen als ihm vergönnt ist, verdient Entschuldigung. Er möchte gern das Wesen, dem er alles zu verdanken hat, näher kennen, und im eigentlichen Sinne begreifen. Kopf und Herz for dern ihn zu Betrachtungen dieser Art auf. Aber, auch der denkendste Kopf und das beste Herz, dem es an den zu diesen Untersuchungen nöthigen Vorkenntnissen und Anleitungen fehlt, dadurch die ihm gesteckte Gränze hienieden nicht kennt, mit dem, was die heilige Schrift ihm davon fagt, sich nicht bes gnügt, will auf der Himmelsleiter die untersten Stufen nicht besteigen, sondern die Mittelsproßen alle überspringen, und mit seinen wächsernen Ikarusfittigen in einem Fluge auf die allerhöchste Spike unaufhaltsam sich schwingen. Dieser muß auch, wie Ikarus, seinem Wagestücke unterliegen. Er fühlt sich von dem Wesen aller Wesen angezogen, merkt dessen all. mächtiges Walten überall, und möchte gerne man erlaube mir diesen Ausdruck in seine Werkstatt eindringen, ihn daselbst belauschen, bei seinem unmittelbaren Wirken ertappen, und muß daher auf Ausschweifungen verfallen; dessen Folgen unausweichlich mißlungene Resultate darbieten.

Ihm stoßen Erscheinungen auf, die seinem Verstande uns erklärbar sind, und er stellt sich solche als únmittelbare Einwirkungen der Gottheit, alss als Wunder vor. Da aber Wunder nur Ausnahmen von den gewöhnlichen Erscheinungen seyn können, and er dennoch sieht, daß vieles des ihm Unbegreiflichen dem

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