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birgt, tragt geduldig Spott und Schande!! Der Kaiser, welcher allzu schwachen Gemüthes war, kämpfte in sich, ob er der innigen Liebe, die er zu seiner schönen Gemahlin in seinem Herz zen trug, vertrauen, oder den bösen Einflüsterungen seiner Mutter Gehör schenken sollte, und anstatt dieser mit harten Worten zu entgegnen, antwortete er ihr endlich, obschon er niemals irgend eine Wandelbarkeit in der Liebe und Treue seiner Gemahlin bemerkt hatte:,,Wartet, Mutter, bis meine Frau ihr Kindbett überstanden hat, dann will ich scharf untersuchen, ob Eure Klagen gerecht sind, und so es der Fall ist, zweifelt nicht, daß ich mit gerechter Strafe die Verbrecherin treffen werde.' Nachdem sie die Zeit ihres Kindbettes überstanden hatte, war die Kaiserin fröhlich und glücklich bei ihren Kindern und ahnte nichts von dem Verrathe, welcher gegen sie im Werke war. Der Kaiser kam aber zu ihr und sagte:,,Ich will diese Nacht im Dome St. Peters wachen und Gott dem Herrn danken, der Euch in Eurer Noth beigestanden und Euch die Gefahren des Kindbettes hat glücklich-überstehen lassen. Die Kaiserin war das wohl zufrieden, denn ihr Herz war aller Frömmigkeit zuge= than. Darum brachte sie heiteren Sinnes ihre Kindlein zu Bett und legte sich dann selbst auf ihr Lager, wo sie auch alsbald in einen ruhigen und festen Schlaf sank." Die Mutter des Kaisers aber hatte sich herbeigeschlichen, und als sie sah, daß die Kaiserin die Augen geschloffen hatte, ging fie fort und rief einen Diener des Kaisers, dessen eigennütziges und treuloses Gemüth sie durchschaut hatte und den sie zu ihrem schändlichen Plan zu benußen dachte; zu dem sprach sie:,,Du hast sowohl Deinem Herrn als mir Gehorsam gelobt, so höre denn, was ich Dir befehle und vollführe es; Du sollft für Deinen Dienst auch reichlichen Lohn erhalten. Der Diener gelobte Alles zu thun, was ihm befohlen würde, und die Mutter des Kaisers nahm ihn bet der Hand und führte ihn schweigend in die Kammer, in welcher

die Kaiserin lag und schlief. Hier nun befahl sie dem Diener, sich zu entkleiden und sich neben die Kaiserin zu legen. Der Diener wußte nicht, was dieses zu bedeuten habe, merkte aber wohl, daß eine Schändlichkeit gegen seine Gebieterin im Werke sei und sagte daher:,,Gnådige Frau, solches darf ich ja nimmermehr wagen, denn ich würde Unrecht an meinem Herrn begehen und Leib und Leben darüber verlieren müssen ! Die böse Frau aber sagte dagegen:,,Schweig, Du Thor, und thue, was ich Dir befehle. Wie ich macht habe, diesen Befehl Dir zu geben, habe ich auch Macht, Dich zu schützen. Ich sage Dir, es soll Dir kein Haar gekrümmt werden über das, was Du auch beginnen mögest, sondern reiche Schäße sollen Dir zu Theil werden." Aus eitler Gewinnsucht ließ sich der Diener bethören und that endlich, wie ihm befohlen worden, zitterte aber vor Angst am ganzen Leibe, wagte kaum zu athmen, noch weniger die Kaiserin zu berühren. Die Mutter des Kaisers war indeß fortgegangen, hatte sorgfältig die Kammer hinter sich verschlossen und lief eilend zum Kaiser.,,Kommt, mein Sohn, rief sie ihm zu, und überzeugt Euch heut mit eigenen Augen von Eurer Schande und von der Wahrheit der Anklage, die ich gegen Euer schåndliches buhlerisches Weib erhoben habe." Der Kaiser war so bestürzt, daß er kein Wort zu sprechen vermochte, sondern nur sein blankes Schwert ergriff und seiner Mutter folgte. Die Füße wankten ihm, als er das Schlafgemach seiner Gemahlin betrat, welche noch im arglosen Schlummer ruhte. Der Schelm aber, welcher neben ihr lag, stellte sich vor arger Angst, als ob auch er schliefe. Wie nun der Kaiser herantrat, da war das Erste, daß er den Arm aufhob, um seine Frau im Zorn zu ermorden, aber er be= sann sich einen Augenblick, als er ihren ruhigen Schlummer ge= wahrte. Da flüsterte ihm seine Mutter zu:,,Was zaudert Ihr? Sohn! Wollt Ihr auch Euren Augen nicht trauen? Warum haltet Ihr Euren Arm zurück, Gerechtigkeit zu üben?"

Da verseßte der Kaiser in großem Zorn:,,Ich will sie nicht im Schlaf ermorden und mich dadurch eines eben so großen Verbrechens schuldig machen als das ist, welches sie gegen mich vollbracht hat! Indeß hatte die unglückliche Kaiserin einen schweren Traum gehabt. Es kam ihr vor, als ob ein grimmiger Lowe über sie herfalle und ihren Schleier zerriß, dann aber ihre Kinder faßte und sie von dannen führte. Da fing fie laut an zu schreien:,,Gott, meine Kinder! wer errettet uns von dem starken Löwen? Indem sie so schrie, gingen ihr die Augen auf und sie sah den Kaiser mit dem nackten Schwerte vor sich stehen, sah auch alsbald den Diener an ihrer Seite, sprang auf und schrie mit heller Stimme:,,Ewiger Gott! wer hat mir solche Verråtherei zugerichtet? Wer ist dieser Mensch! Ich

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habe ihn nie gesehen!",,Ach, liebe Frau, sagte die falsche Mutter des Kaisers, sehet doch nur recht zu, es ist ja Euer

lieber Buhle, den Ihr so lange lieb gehabt und den Ihr auch heut habt rufen lassen, weil Ihr wußtet, daß der Kaiser sich für sein Eheglück bei St. Peter bedanke. Aber mein Herr und Sohn ist Deiner Schändlichkeit längst inne geworden, du Schålkin, und dein Leugnen ist vergebens! Abscheuliche Mietze, Deine Sünde ist endlich an den Tag gekommen! Die Kaiserin schrie in ihrer Angst zu Gott und schwur mit lauter Stimme, daß fie unschuldig und schändlich verrathen sei. Der Kaiser aber wåre lieber todt gewesen, wenn er diese Schande nicht mit eigenen Augen gesehen håtte, und sagte nur:,,Wer findet einen Buben bei seinem Weibe liegen und soll nicht glauben, daß sie an ihm treulos geworden sei! Die Kaiserin vermochte kein Wort mehr zu sprechen und fuhr daher nur fort heftig zu weinen. Der Kaiser aber wurde ergrimmt und sprach: „Frau, Euer Weinen hilft Euch nichts, denn ich habe Eure Untreue mit eigenen Augen gesehen. Alkbald rief er Ritterschaft und Diener

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und sprach zu ihnen: Ihr sehet, werthe Herren, die unehrliche That, deren meine Frau gegen mich sich schuldig gemacht hat." Hierauf befahl er den Dienern, daß fie die Frau mit ihren Kindern nåhmen und in das tiefste Gefängniß würfen. Als sich nun der Kaiser mit dem falschen Knecht, welcher im Bette gelegen hatte, allein sah, kam ihm ein solcher Zorn an, daß er demselben ohne Verhör und Verantwortung das Haupt mit dem Schwerte spaltete. Am andern Morgen ward der Leichnam hinausgeschleift und an den Galgen gehenkt. Hierauf ordnete der Kaifer einen Rath an, was mit der Kaiserin und den Kindern geschehen sollte; er gedachte aber sie alle Drei verbrennen zu las= sen. Nachdem nun die Råthe versammelt waren, beschwerte er sich bei denselben wegen des Schimpfes und der Schande, so ihm die Kaiserin angethan hätte, und forderte sie auf, ein Urtheil über diese zu sprechen, wie es ihr von Rechtswegen zu= komme. Die Herren und Råthe sahen aber einander an und

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wagte keiner zuerst seine Meinung zu sagen. Endlich aber that es der Aelteste, welcher auch mehr als die übrigen auf der Kaiferin Thun und Lassen Acht gehabt hatte; derselbe sprach:,,Gnådiger Herr, Ihr begehret von uns, daß wir die Kaiserin verurtheilen sollen, und doch ist die That noch nicht bezeugt. Auch stehet die Beklagte nicht vor uns, daß wir ihre Verantwortung anhören könnten. Denn es wäre wohl möglich, daß die Sache durch Verråtherei veranstaltet worden wåre. “ Ein anderer erklärte sich nun auch und sprach:,,Ich bitte Euch, gnådigster Herr, Ihr wollet des Eides gedenken, welchen Ihr der Kaiferin geschworen habt, als Ihr dieselbe zur Ehe begehrtet: daß Ihr ihren Leib schirmen und bewahren wolltet, wie Euren eigenen. Nun ist die That nicht bezeugt und wiffen wir nicht, ob nicht Neid und Verrath im Spiele sind. Darum, Herr Kaiser, fehet zu, daß Ihr keine Treulosigkeit an Eurer Frau begehet und Euren Eid nicht brechet." Alle Råthe pflichteten dieser Meinung bei und der Kaiser ließ die Versammlung aus einander gehen, indem er selbst ganz unschlüssig geworden war. Eines Theiles nämlich mußte er zugeben, daß seine Råthe Recht håtten, während er anderen Theiles nicht umhin konnte, nach dem was er mit eigenen Augen gesehen hatte, seine Gemahlin für unbedingt schuldig zu erkennen. — Die arme Frau, welche mit ihren Kindlein im Kerker lag, küßte die lieben Kleinen und seufzte:,,Liebe Kinder, was haben wir unserem Gott gethan, daß wir so unschuldig sterben müssen?" Solche Klage führte sie Lag und Nacht. Nachdem aber drei Tage vorüber waren, begehrte der Kaiser abermals von seinen versammelten Räthen, daß sie wider die Kaiserin das Urtheil sprächen. Als die Råthe seinen Ernst erblickten, antworteten sie einmüthig:,,Allergnådigster Herr Kaiser, bedcnket wohl, was Ihr thut. Wir können die fromme Kaiserin auf keine Weise verurtheilen, und haben nichts wider sie gefunden; sehet zu, daß Ihr nicht mein

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