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Metempsychose,

Die Kabbalisten nehmen anch eine Seelenwanderung (Metempsychose, Transmigration) Gilgul hanes chaz moth non braba) an, indem sie dafür halten, daß die Seele des Menschen nicht nur in den Körper eines andern Menschen *), sondern sogar in Thiere, ja selbst in leblose Dinge, nach seinem Tode versezt werde. Der Zweck dieser Verseßung der Seelen in andere menschliche Körper, ist theils aus göttlicher Gnade **), damit eine Seele das, was sie Gutes zu thun in einem Körper verabfäumt hat, in dem andern nachtrage; theils zur Abbüßung einiger kleineren Sünden, welche sie in ihrem vorigen Körper begangen hat, damit sie dann gerades wegs ganz mackellos zur ewigen Ruhe komme, und theils wenn jemand vor der Zeit, die ihm bei seiner Geburt bestimmt war, gestorben ist, so bekommt diese Seele ei nen neuen Körper, in welchem sie die noch übrigen bes stimmten Jahre verlebt ***), Das Buch Zioni yng

*) Tos. B. foll die Seele Labans des Schwiegervater Ja fobs (1. M. 24, 29) in den Köper Nabals (1. Sam, 25, 3); die Eeele Rachabs (Josua 2, 1) in den Körper Chebers des Keniten (Richter 4, 18); die Eecle Jaels (Nichter 21) in den Körper des Oberpries fterd Elis (1. Eam.) aus der Ursache verfekt worden feyn, weil und a; an und an; hy, und

9 mit gleichen Buchstaben geschrieben werden.

**) Der Beweis liegt in dem, daß das Wort Chefsed TDM (Gnade) nach der Zahlenlehre eben so viel als das Wort Gilgul aa (Transmigration), näm= lich zwei und siebenzig zählt.

***) Den Grund zu dieser. Behauptung finden sie darin, daß unter den Versicherungen, welche Gott den Israe= liten gegeben hat, wenn sie seine Gebote befolgen wer

gibt folgenden Grund der Seelenwanderung an. Die affirmativen Gebote nor in der heiligen Schrift, fagt er, sind zweihundert und acht und vierzig; nun gibt es viele Menschen, die ihrer Geburt und ihrer Beschaf fenheit und Umstände nach, sie nicht in einem Erden.. Leben alle ausüben können *), daher wird die Seele so oft in andere Körper; und dadurch in andere Umstände verseßt, bis sie alle diese zweihundert acht und vierzig Gebote in Ausübung gebracht hat, wo dann sie erst ihren Ruheplaß in der Ewigkeit findet.

Die Beweise der Kabbalisten zur Erhärtung ihrer Meinung für die Seelenwanderung sind folgende:

1) Da wir wahrnehmen, daß oft sehr edle und rechts schaffene Menschen in diesen Leben in sehr üblen, Böses wichte und verworfene Menschen hingegen in sehr guten Umständen sich befinden, so stehen diese Begebnisse mit der Allgerechtigkeit Gottes im Widerspruche. Dieses aber kann nur dadurch erklärt werden, wenn man an nimmt, daß dieser Rechtschaffene, dem es jezt übel ges het, in seinem vorigen Leben überhaupt gut war, doch aber auch manche schlechte Streiche begangen hat, da

den, es auch (2. M. 23, 31) heißt: Ich werde die Zahl deiner Tage voll machen; das heißt: Sie werden die ihnen bei ihrer Geburt bestimmte Jahrszahl ausles ben, ohne daß sie zu einem Erfah derselben in einen andern Körper wieder versekt werden müssen.

*) 3. B. Wer kein Priester von Geburt ist, der kann jene Gebote, welche im Pentateuch für diese Caste vorgeschrieben sind, nicht vollziehen. Wer keinen Sohn hat, kann das vorgeschriebene Gebot, feinen Sohn in beschneiden, nicht erfüllen. Wer in einer friedlicheu Ehe mit seiner Gattinn lebt, der kann nach der Vors schrift (5. M. 21, 4) ihr den Scheidebrief nicht ge= ben μ. s. w.

Her seine Seele in einen neuen Körper versezt ward, um diese wenige Sünden diesseits abzubüßen, und dann jenseits, durch diese Abbüßung gereiniget, seinen Plaz in dem Himmel einnehmen könne. So auch im umgekehrten Verhältnisse, der Lasterhafte, welcher gegenwär tig sich wohl befindet, dieser war in seinem vorigen Leben auch lasterhaft, übte aber nebstbei auch manche Guts thaten aus, seine Seele wird daher bekleidet mit einem andern Körper, in dieses Leben zurückgeschickt, um da, selbst den Lohn seiner in seinem vorigen Leben ausgeübten guten Thaten zu genießen, und dann jenseits die Strafen seiner vielfachen im vorigen Leben begangener bösen Handlungen im vollen Maße zu leiden. E» z. B. sagen sie, waren die Leiden Hiobs nicht, wie seine Freunde wähnten, eigenes Verschulden, sondern er litt für Therach nn, den Vater Abrahams, der ein Göt zendiener war, und dessen Seele in den Hiob versezt wurde. Daher sagt er auch (Hiob 9, 21): „Ich bin fromm, meine Seele aber darf sich es nicht annehmen. darum verachte ich mein Leben." Das heißt: Ich selbst bin in meinem jezigen Leben zwar unschuldig; ich fenne aber meine Seele (in welchem Zustande sie vorher war, und wessen Strafe ich leide), darum verachte ich mein gegenwärtiges Leben.

8) Das nämliche Bewandtniß habe es auch mit den blind, taubstumm, verstümmelt oder verkrüppelt ge bornen Menschen. Da diese Körper gleich bei ihrer Ge burt, bevor sie noch fündigen konnten, gestraft sind, so wäre es die schreiendste Ungerechtigkeit Gottes, wenn uns nicht die Lehre von der Seelenwanderung hierüber den Aufschluß gebe. Denn nur dann ist diese Schwie rigkeit zu lösen, wenn man annimmt, daß in dem gebrechlich gebornen Körper die Seele eines, in seinem

vorigen Leben überhaupt zwar rechtschaffenen Menschen, der aber zugleich auch fich einige übelthaten zu Schuld kommen ließ, übergangen sey, um in diesem Leben diese Schuld abzubüßen, und dann gereiniget von allen Makkeln, in den Schooß der ewigen Freuden zurück zu Fehren.

3) Bemerkt man, daß Menschen in ihrer frühen Jugend, bevor sie noch eine Sünde begehen konnten, durch Krankheiten vieles leiden, und oft auch von dem schmerzlichsten Tode ergriffen, dahin sterben, dieses kann eben nur dann mit der göttlichen Gerechtigkeit in Übereinstimmung gebracht werden, wenn man annimmt,, daß die Seele jezt die Strafen ihrer in dem vorigen Körper begangenen Sünden leide *).

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Aus der Schrift bringen sie zur Bewährung ihrer Meinung eine Menge Beweise nach kabbalistischer Arte von denen wir, um nicht zu weitläufig zu werden, nur folgende anführen wollen. Salomon sagt in feinem Prediger (1, 4):,, Ein Geschlecht vergehet, und das andere kommt. Da nun eine Sache früher da seyn muß. bevor sie vorgehet, so hätte er seinen Saz in umgekehr ter Ordnung stellen sollen, nämlich: Ein Geschlecht kommt, und das andere vergehet. Er wollte aber damit sagen, daß diejenigen Geschlechter, welche bereits vergangen sind, mittelst der Transmigration wieder erscheinen, dar, um nimmt er das Vergehen vor dem Kommen. Daher sagt er auch weiter (19):,, Was einst war, das wird wieder seyn, es ist nichts Neues unter der Sonne, “

*) Diese Meinung ist mit der oben angeführten, daß nämlich dieses bloß zum Ersage des vorigen abgekürzten Lebens geschehe, im Widerspruche, wenn man nicht ei-nen doppelten Zweck annimmt.

Eben daselbst (4, 2) sagt Calomon: ,, Ich lobe jea ne, welche längst verstorben sind mehr als die, welche noch leben. « Es ist doch ungereimt, fagen die Kabba. listen, das Nichtseyn dem Seyn vorzuziehen. Allein Salomon wollte damit sagen, daß er jene Todten: welche bereits die Seelenwanderung überstanden haben, und zur Ruhe gekommen sind, glücklicher schäße, als jene, die in einem andern Leibe noch im irdischen Leben sind. Weiter in diesem Buche (8, 10) heißt es:,, Ich fahe gottlose Menschen, die begraben waren, und vom heiligen Orte kamen, wo sie gewandelt hatten, obgleich es vergessen ist, was sie einst gethan haben. “ Hiermit wollte Salomo sagen, daß er Seelen durch Versehung in andere Körper auf der Erde wandeln gesehen habe, deren vormalige Körper bereits längst begraben, und ih, re Handlungen aus dem vorigen Leben schon längst ver gessen sind.

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So sagte auch Hiob: Nackt bin ich aus dem Leibe meiner Mutter gekommen, und nackt werde ich wieder dahin nov (nämlich in den Leib meiner Mut ter) kommen. Dieses kann doch nicht von dem Kör per gemeint seyn, der wohl zur Erde, nicht aber in den Leib der Mutter zurück kommt. Aber Hiob hat hier nicht seinen Körper, sondern seine Seele verstanden, die einst durch Transmigration in einen andern Körper über, gehen, und so wieder in den Leib einer Mutter kommen wird...

Nach der Meinung des R. Isaak Euria) findet. die Versehung der Seele in andere menschliche Körper nur bei Mannspersonen Statt; die Seelen der Weiber

* Sepher Halewanoth M .

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