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in den ältesten Bibelübersehungen und Paraphrasien sich vorfinden. So findet man z. B. in der übersehung der fiebenzig Dollmetscher die Worte Leb komai pab (Jerem. 51, 1), die im Kontexte gar keinen Sina ha. ben, durch Chald å er überseßt. Zu dieser übersehung liegt der Grund bloß in dem kabbalistischen Alphabet, welches fie w na Ath Basch nennen *), indem nach Versehung der Buchstaben Dp ah, das Wort

oder Chaldäer herausgebracht wird. In der aramäischen Übersetzung ist das Wort w Scheschach mit Babel (Jerem. 25, 25) überseßt, welches in den Tert genau paßt, das Urwort hingegen ganz unverständlich ist, und sich eben bloß durch die Versehung der Buchstaben in v ne erklären läßt Dennoch hat die Kabbalah während des babylonischen Erils erst fich formirt, und ward später geordnet, und in ein System gebracht. Man hat nämlich zu den aus Egypten mitgebrachten alten Philosophemen noch die in Chaldäa erlernte Magie und zoroastrische Weisheit hinzu gethan, wozu später noch die griechische, besonders pythagoräische und platonische Philosophie kam; welches alles mit Beziehung auf die heilige Schrift verarbeitet wurde, und so ward dieses theologisch - philosophisch - kabbalistische Amalgama zu Stande gebracht.

*) Siehe die Erklärung in der Folge.

**) Es ist sehr wahrscheinlich, daß, da Jeremias in dies fem Kapitel mehreren Königen den Taumelbecher reicht, er unter dem Ausdruck 7 den König von Baby: Ion, dem die Juden eben unterlagen, verstanden haben will, aus Furcht aber ihn nicht ausdrücklich nennen konnte, und daher bloß ihn durch diese den Weisen im Volke nur verständlichen Chiffer andeutete,

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Man findet in den Schriften der Propheten, welche zur und nach der Zeit der ersten Zerstörung Jerusalems lebten, Bilder und Redensarten, von denen in den früs hern Propheten keine Spur zu finden ist. Diese Bilder und Redensarten haben ganz das Gepräge von zoroastri« scher Denkungsart und Philosophie, welche die Juden in Babylon angetroffen und sich angeeignet haben. So z. B. stellt Ezechiel Gott auf einem mit heiligen Thieren bespannten, und mit belebten Rådern versehenen Thronwagen vor (Ezechiel 1). Daniel stellte Gott unter dem Bilde eines in persischer Pracht gekleideten Königs vor, auf einem kostbaren Throne sizend, und umgeben von einer zahllosen Dienerschaft in einer gewissen Rangordnung. Gott als Richter mahlt er unter dem Bilde ei. nes Divan haltenden orientalischen Regenten, umgeben von Reichsräthen, von denen jeder im Senate Sig und Stimme hat. (Daniel Kap. 7). Beide stellten Gott un ter einem menschlichen Bilde dar. Ezechiel sah über dem saphirnen Throne eine menschliche Gestalt (Ez. 1, 26) und Daniel sah Gott auf einem Throne von Feuerflam men in der Gestalt eines Greises, dessen Gewand schnee. weiß, und dessen Locken wie Wolle rein waren. Uus Millionen bestand seine Dienerschaft, Stühle wurden (für die Senatoren) gestellt, man fegte sich zu Gerichte, Bücher, worin die Vergehungen und Verdienste der Menschen verzeichnet sind *), wurden geöffnet (Daniel Kap. 7)

*) Von derlei Büchern durch welche die Allwissenheit Gottes, der nichts unbekannt bleibt, und alles gegenwärtig ist, gleichsam als wäre es in einem Buche verzeichnet, vorgestellt ist, werden schon in den mosaischen Schriften (2. M. 32, 32), in Hiob (1, 16), in den Psalmen (139, 5), Jefaias (34; 16) und Malachias (3, 16)

und Engel werden als Vorsteher (Satrapen) der Nationen namentlich aufgeführt (Daniel 10). Dieses alles stimmt mit den Begriffen und Lehren des Zoroasters überein; der dieselbe lange vor der Ankunft der Israelis ten in Babylon eingeführt hatte. Man lege aber diese Accomodation der prophetischen Reden an die vorgefundenen Volksbegriffe weder Gott, der sie eingab, noch den Propheten, die sie als Gotteswort verkündeten, als eine Begünstigung fremder mit den Grundlehren der mosai schen Religion von der Unkörperlichkeit Gottes nicht übereinstimmender Begriffe zur Last. Vielmehr ist es ein Beweis von der Güte Gottes, der sich bei seinen Mittheiluugen zu den menschlichen Schwachheiten und den jedesmaligen Zeitbegriffen herabläßt.

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Obgleich der Zweck Mosis war, die Israeliten zu einen Priestervolk *) zu bilden, das heißt, alles, was bei

erwähnt. » Dieses alles, sagt Maimonides im mor nebuchim (3, 47) » sind bloß' verblümte Nedensarten. Nicht aber, wie der Pöbel wähnt, daß Gott`ein Buch habe, und darein einschreibt oder auslöscht.» *Ihr sollt mir ein Reich der Priester

an opp ein geheiligtes Volk seyn. (2, M. 19, 6). Josephus in feinem.Buche wider den Apion §, 23. sagt: Wo ist ein Volk in der Welt außer dem Israelitischen, dessen ges, sammter Pöbel durch die besondere Sorgfalt seiner Priefter so genau in den Grundsäßen der wahren Religion unterwiesen wäre, daß der ganze Staatskörper das |_ Ansehen einer großen Versammlung hat, die unaufhörlich zur Feier heiliger Mysterien angehalten wird? Denn wir besitzen eine Einsicht, die jeden Irrthum ausschließt. Wir genießen und beschauen während uns fers ganzen Lebens eben Wes dieselben ge, welche den Heiden einige Tage hindurch, das heißt, während den Feier lichkeiten die bei ihnen Mysterien und Inis tiationen heißen, zugänglich sind.

nur

den Ägyptern dem gemeinen Volke unter einem Wuste von Mysterien, Bildern vou Pflanzen und Thieren und an dern Persenificirungen im Bezug auf Religion versteckt

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und wozu nur die Priester allein sich den Schlüssel vorbehielten, eutschleiert darzustellen, so mußte dennoch sowohl er, als die ihm in dem Prophetenamte nachfol gende Männer, sich allzeit nach den vorgefundenen Volks begriffen richten, sie zur Basis annehmen, die berichti genden Ideen an ihnen anknüpfen, und darauf fortbauen. Sie mußten in der Sprache mit ihnen reden und für Sie schreiben, die zu ihren Zeiten üblich war. Ein Verständiger kann und darf es nicht anders machen. Diese Sprache war mit allerhand Redensarten angefüllt, welche auf die Meinungen der morgenländischen Völker, unter denen die Juden eine lange Zeit lebten, sich bezo gen. Diese Redensarten konnten um so weniger abge. schafft werden, weil die Lehren, worauf sie sich gründe. ten, für wahr und richtig gehalten wurden

Als in den spätern Zeiten bei diesem Volke der Geist der Poesie und der erhabene Schwung der hebräischen Sprache versiog, nahm der gemeine Haufe alle diese in den heiligen Urkunden vorkommende Sinnbilder und Be. zeichnungen nach dem bloßen Wortsinn, und verkörperte

*) So wie ungefähr in unsern Zeiten bei unserer bessern Einsicht in der Astronomie selbst ein Astronom noch im mer fagt, die Sonne gehet auf, oder sie gehet unter, und nicht, der von uns bewohnte Erdthei! wendet sich der Sonne zu oder von ihr ab, ob er gleich vollkom men überzeugt ist, daß die leste Nedensart der Wahrheit gemäßer sey; weil, wenn einmal eine Redensart fich, so zu sagen, in succo et sanguine des Volkes verwandelt hat, es dann sehr schwer ist, sie in eine, ob. gleich der Wahrheit gemäßere, umzuwandeln.

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gleichsam den erhabenen Geist. Der sich weiser dünkende Theil fuchte unter dieser Wortschale einen verborgen lies genden Kern esoterischer Art, und wähnte entweder wirk lich einen gefunden zu haben, indessen es bloß seine eis gene Gedanken und Vorurtheile waren, und ward daher durch sich selbst betrogen, oder, was noch årger ̄ war, er gab, um seinen Credit der Allwissenheit nicht zu com promittiren, vor: einen geheimen, seiner großen Heilig. keit wegen nicht für jedermann zu offenbarenden Sinn gefunden zu haben. Das Voll glaubte ihm auf Autori. tắt, unb -er ward ein Betrüger *). Aber nicht nur auf Bilder und Stellen von oben beschriebener Art, son.. dern auf den ganzen Inhalt der heiligen Schriften, selbst auf die verständlichsten und deutlichsten Stellen darin verbreiteten sich unaufhaltsam, einem reißenden Waldstrome gleich, diese mystischen Absurditäten. In jedem Sat, Wort, Buchstaben und Accent der heiligen Schrift ward ein verborgener Sinn hinein gelegt, oder besser gleichsam mit Keulen hinein getrieben oder herausgegrü belt, und bei den Haaren herbei gezogen, und dabei ward weder auf den Zusammenhang eines Verses oder Wortes in dem Konterte mit dem Vorhergehenden oder Folgenden, noch auf den Geist der Sprache und der Grammatik, und um so weniger auf den gefunden Menschenverstand Rücksicht genommen. Dieß ist der Grund

*) Daß der wahre Sinn dieser Ansdrücke abgezogen von aller Personification dem Bolke einst bekannt gewesen seyn muß, wird dadurch einleuchtend, daß widrigenfalls bei den in den mosaischen Schriften so häufig vorkom. menden Anthropopathien, dem Hauptverbote Mosis, sich Gott unter einem Bilde vorzustellen, durch diese Ausdrücke geradezu widersprochen worden wäre.

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