Images de page
PDF
ePub

Die

1849 der Großbojar Barbo Stirbei als Hospodar eingeseßt. russischen Truppen zogen erst im Jahr 1851 ab. In Folge der neuesten russisch-türkischen Differenzen rückte unter den Generalen Danneberg und Lüders am 2. Juli 1853 wieder eine russische Armee in die Wa= lachei ein, die unter dem Oberbefehl des Fürsten Gortschakoff bald zu einer Stärke von 75,000 Mann anwuchs und das Fürstenthum wie eine russische Provinz behandelte. Dem Hospodar Stirbei wurden drei russische Commissäre an die Seite gesezt, ohne deren Einwilligung er Nichts unternehmen durfte. Stirbei zog es unter solchen Verhältnissen vor, nachdem er einen Verwaltungsdivan eingeseßt, im Okt. 1853 nach Wien abzugehen. Fürst Gortschakoff dagegen seyte statt dieses Divan's ein Gouvernement ein, erklärte Ende Oktober 1853 das Fürstenthum in Belagerungszustand und bedrohte jede Verbindung mit der Pforte mit standrechtlicher Behandlung. Das zu Wien am 9. Apr. 1854 von Eng= land, Frankreich, Destreich und Preußen unterzeichnete Protokoll, welches auf die Räumung der Fürstenthümer drang, konnte diese Räumung nicht bezwecken. Erst als Destreich wiederholte sogenannte Sommationen (3. Juni und 9. Juli 1854) an Rußland erlassen, auch die russische Armee gegen die Türken Nichts ausgerichtet, vielmehr sich veranlaßt gesehen, am 30. Juni 1854 die Belagerung von Silistria wieder aufzuheben, Destreich dagegen unter demselben Datum eine Convention mit der Pforte bezüglich der Besehung der Fürstenthümer durch östreichische Truppen geschlossen hatte, fanden sich die Russen veranlaßt, die Fürstenthümer zu verlassen (14. Aug. 1854), wogegen sogleich die Oestreicher einrückten. Seitdem ist die Walachei von östreichischen Truppen beseßt. Möge ein günstiges Geschickt den bedrängten Einwohnern dieser fruchtbaren Landstriche, die seit Jahrhunderten unter beständigen Kriegsverheerungen der Nachbarländer seufzen, endlich eine bessere und gesicherte Zukunft bereiten!

Die Moldau, so genannt von dem Flusse Moldowa, heißt bei den Türken Bogdan, hat circa 773 Meilen und 1,254,000 Einwohner, die dem walachischen Volksstamme und der griechisch-katholischen Gonfession angehören; doch gibt es auch Armenier, Juden und Zigeuner. Hauptstadt Jasch oder Fassy, 27,000 Einw. Die Moldau grenzt gegen Osten, wo der Pruth die Grenze macht, an Rußland (Bessarabien), gegen Norden und Westen an Oestreich (an die Bukowina und Sieben= bürgen), gegen Süden an die Walachet. Bei den Alten gehörte die heutige Moldau zu Dacien. Zur Zeit der Völkerwanderung kam das Land in den Besiß der Westgothen, dann in den der Hunnen, später an die Magyaren, Petschenegen, Kumanen x. Das Christenthum fand um 1050 Eingang. Am Anfang des vierzehnten Jahrhunderts seßten sich die Walachen unter Bogdan I. in den Besiz des Landes, das in dieser Zeit seinen besonderen Namen von dem Fluß Moldowa er= hielt. Sie blieben fortan in Besiß und wurden von eigenen Fürsten regiert, die den Titel Woywode oder Mirza führten, bald an Ungarn, bald an Polen, bald an beide Kronen zugleich lehnspflichtig waren, seit 1529

aber, unter dem Woywoden Bogdan III., den Türken, die schon seit 1310 Einfälle in das Land gemacht hatten, tributpflichtig wurden. Mit dem Sultan Solyman, der gegen Wien vorrückte, traf der Woywode Peter VI. das Abkommen, daß er gegen einen Tribut von 4000 Goldgulden nebst einer Anzahl von Pferden und Falken völlige Gewalt im Lande behielte und kein Türke seinen bleibenden Wohnsiß in der Moldau nehmen durfte. Im Jahr 1538 trennte der Sultan Bessarabien von der Moldau ab und vereinigte diesen Landestheil mit dem türkischen Reiche; er mußte jedoch, als die Tataren dort einfielen, an den Tatarenkhan abgetreten werden. Auch in der Moldau sezten die Sultane, wie in der Walachei, die von den Bojaren gewählten Woywoden nach Belieben ein und ab, oder ließen sie hinrichten, ebenso beseßten sie die Stelle häufig mit Griechen. Mit Rußland kam die Moldau zuerst unter Peter, dem Großen, in Verbindung (1711); der Woywode Demetrius Kan= temir floh nach der mißlungenen Unternehmung Peter's am Pruth in das russische Reich und wurde vom Czaren reich beschenkt. Im Jahr 1770 ergriffen die Russen Besiß von der Moldau, traten sie zwar im Frieden von Kudschuk - Kainardschi (1774) den Türken wieder ab, behielten sich aber eine Art Schußrecht vor. Die Kaiserin Maria Theresia erklärte Jahr 1774 die zur Moldau gehörende Bukowina (178 M. mit 70,000 E.) für einen Theil Galiziens und verlangte die Abtretung an Oestreich, in welche die Pforte 1777 auch willigte. In den Kriegen der Pforte mit Oestreich und Rußland (1787 ff.) war die Moldau, wie die Walachei, der Kriegsschauplaß; die Einwohner, welche schon durch ihre Hospodare, gewöhnlich Griechen (Fanarioten), welche diese Würde als Meistbietende von der Pforte erkauften, auf das Aeußerste ausgesaugt wurden, litten auch unter diesen Kriegen außerordentlich). Der Friede von Bukarescht 1812 machte den Pruth zur Grenze zwischen der Moldau und Rußland und trennte also ganz Bessarabien ab, das dem russischen Reiche einverleibt wurde. (Seinen Namen trägt dieses Land, circa 780 M. groß mit 700,000 E., Hauptstadt Kischineff 42,000 E., von der moldauischen Regentenfamilie Bessarab). Der Aufstand der Griechen gegen die Pforte im Jahr 1821 ging hauptsächlich von der Moldau aus; von Jassy erließ der Fürst Ypsilanti den Aufruf zum Aufstand, der Hospodar Michael Suzzo begünstigte die Bewegung, das kleine Heer der Aufständischen wurde aber von den einrückenden Türken geschlagen, die Moldau verheert und von den Türken besezt gehalten, an die Stelle Suzzo's wurde kein Grieche mehr, sondern der moldauische Bojar Stourdza gesezt. Erst in den Jahren 1825 und 1826 räumten die Türken auf wiederholtes Andringen Rußland's die Fürstenthümer wieder. Von jezt an betreffen alle Friedensschlüsse und Verträge die Moldau mit der Walachei gemeinschaftlich; wir können uns daher hier in Bezug auf die neueren Ereignisse kürzer fassen, als bei der Walachei, und verweisen auf unsere dieses Land behandelnde Skizze. Der Vertrag von Akjerman (1826) gab der Moldau und

Walachet dieselben Vorschriften bezüglich der Hospodarenwahl. Nach dem Frieden von Adrianopel (1829) mußte auch die Moldau von den dort ansäßigen Türken vollständig geräumt werden, und das Land blieb bis 1834, wo der Bojar Michael Stourdza zum Hospodar gewählt wurde, von den Russen beseßt. In demselben Jahre erkannte die Pforte im Vertrag von Petersburg (28. Jan. 1834) das von einer Com= mission von Bojaren 1829 für beide Fürstenthümer entworfene organische Statut an. Die Bestrebungen für politische Verbindung getrennter Na= tionalitäten, welche in den vierziger Jahren in einem großen Theil Europa's sich Geltung zu verschaffen suchten, griffen auch in den Fürstenthümern Play; es entstand eine geheime Verbindung, welche aus der Moldau, Walachei und sämmtlichen Walachen oder Romanen der angrenzenden Länder ein Königreich Dacien gründen wollte; mit dem Hospodar Stourdza aber, der vornehmlich für die Vermehrung seines Privatvermögens sorgte und sich völlig von russischen Einflüssen leiten ließ, wurde man immer unzufriedener. Als nun 1848 die Februarrevolution ausgebrochen war, erhoben sich auch die Moldauer; eine Versammlung in Jassy (8. Apr.) brachte eine Petition an den Hospodar, worin auf Einhaltung der Landesgeseze, Erleichterung des gedrückten Bauernstandes, Errichtung von Schulen, auf Preßfreiheit 2c. gedrungen wurde. Allein der Hospodar ging auf diese Petition nicht ein, ließ am anderen Tage vielmehr eine Versammlung von Bojaren durch Soldaten gefangen neh= men, wobei das Volk völlig theilnahmlos blieb. Noch im Monat April erschienen der russische Generalconsul v. Kozebue und der kaiserliche Flügeladjutant General v. Duhamel in Jassy und erklärten, daß der Kaiser durchaus keine Neuerung dulde; Ende Juli wurde die Moldau von russischen Truppen besezt, die erst im April 1851 wieder ab= zogen. Unterdessen hatten die Pforte und Rußland am 1. Mai 1849 zur Regelung der Verhältnisse der Fürstenthümer die Acte von Balka= Liman unterzeichnet, deren Bestimmungen wir bereits unter dem Artikel Walachei angegeben haben. Nach dem Erlaß dieser Akte dankte Fürst Stourdza ab; an seine Stelle kam als Hospodar (14. Juli 1849) der beim Volke beliebte Bojar Gregor Ghika. In Folge des neuesten Vorgehens Rußlands gegen die Pforte rückten die Russen anfangs Juli 1853 abermals in die Moldau ein und verließen dieselbe erst Mitte August 1854. Sogleich nach ihrem Abzug beseßten, gemäß einer Uebereinkunft zwischen Oestreich und der Pforte, östreichische Truppen das Fürstenthum.

1.

Türkisch - ößtreichische Friedensschlüsse.

1. Friede zu Carlowių.

(26. Jan. 1699.)

Der Waffenstilstand, welcher 1664 zu Vasvar zwischen Destreich und der Pforte auf 20 Jahre geschlossen worden war, wurde nicht bis zu dem Ablauf der bestimmten Zeit gehalten. Die Ungarn waren mit demselben unzufrieden, weil er ohne Theilnahme ihrer Stände geschlossen worden war und ihre Grenzen bloß gab. Eine Verschwörung der Ungarn unter Wesseling, die vor dem Ausbruch entdeckt wurde, hatte von Seiten der östreichischen Regierung sehr harte Maßregeln gegen das Volk überhaupt, namentlich einen gewaltsamen Versuch, den Protestantismus im Lande auszurotten, zur Folge; daraus entstand eine Empörung der Ungarn unter dem Grafen Tökely. Die Türken, von dem französischen König Ludwig XIV. angeregt, erklärten den Tökely für ihren Schüßling und erkannten ihn als Lehenskönig von Ungarn an. Der Großwesir Kara Mustapha erschien (1683) mit einem Heere in Ungarn, schlug das kaiserliche Heer nach Destreich zurück und erschien am 14. Juli 1683 mit 200,000 Mann und 200 Geschüßen vor Wien. Kaiser Leopold I. floh nach Passau. König Ludwig XIV. hatte bereits ein französisches Heer an der Reichsgrenze zusammengezogen, um beim Fall von Wien und der Zertrümmerung der östreichischen Macht seinen Sohn zum römischen König zu machen. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte, unterstüßt von den Bürgern und Studirenden Wien's, mit nur 12,000 Mann regulärer Truppen die Stadt auf das Tapferste gegen die türkische, in der Belagerungskunst nur wenig erfahrene Uebermacht. Ein mächtiges Heer von 80,000 Deutschen und 20,000 Polen unter dem Oberbefehl des polnischen Königs Sobiesky (unter ihm befehligten der Herzog Carl von Lothringen und der Fürst von Waldek) erschien am 12. Sept. 1683 vor der bedrängten Stadt, schlug das Türkenheer ent= scheidend und verfolgte dasselbe nach Ungarn. Im folgenden Jahr (1684)

verband sich auch Venedig mit dem Kaiser und dem König von Polen. gegen die Türken; das erste Mal, daß Venedig gegen die Pforte der an= greifende Theil war. Die Venetianer kämpften zu Lande und zur See; fie eroberten Theile von Dalmatien und von Morea, durch ihren General v. Königsmark auch Athen. Indessen hielten sich die Türken und Tökely noch immer hartnäckig in Ungarn; bei Mohacz wurden sie jedoch 1687 entscheidend geschlagen, Ungarn wurde für ein habsburgisches Erbreich erklärt und die Ungarn mußten dieses Erbrecht auf dem Reichstag zu Preßburg (1687) anerkennen. So viel Unglück der türkischen Waffen rief in Constantinopel eine Empörung hervor. Sultan Muhamed IV. wurde in's Gefängnis geworfen und sein Bruder Solyman III. statt seiner auf den Thron gesezt. Die Türken verstärkten zwar jest ihr Heer in Ungarn, aber Kurfürst Mar Emanuel von Bayern erstürmte gleichwohl (6. Sept. 1688) die Festung Belgrad. Ein neuer Großwesir Mustapha Kiuperli (dessen Vater und Bruder schon mit Auszeichnung diese Würde bekleidet) erließ einen Aufruf an alle Muselmänner und focht in Siebenbürgen wieder mit Glück. Solyman III. starb 1691, Kiuperli sezte den Bruder des Sultan's, Achmed II. auf den Thron, um in seinem Namen zu regieren, zog mit einem großen Heere nach Ungarn, wurde aber bei Salankemen (19. Aug. 1691) von den Destreichern unter dem Markgrafen Ludwig von Baden entscheidend geschlagen und tödtlich verwundet. Wohl wären die Türken jezt zum Frieden geneigt gewesen, aber Ludwig XIV. wußte sie im Felde zu erhalten. Auf Achmed II., der 1694 starb, folgte der kräftige Sultan Mustapha II.; er stellte sich 1695 wieder selbst an die Spize der Armee, welche gegen die Oestreicher focht. Peter, der Große, von Rußland war seit 1690 gleichfalls als Feind der Pforte aufgetreten und eroberte 1696 Assow. Mustapha II. kämpfte mit Glück; der Kurfürst August der Starke von Sachsen, welcher das kaiserliche Heer commandirte, war beständig im Nachtheil. Als aber Prinz Eugen das Commando der östreichischen Armee erhalten hatte, schlug dieser am 11. Sept. 1697 das türkische Heer entscheidend bei Zenta an der Theiß, worauf der neu ernannte Großwesir Kiuperli Hussein, ein alter Mann, sowie der Sultan selbst, das Anerbieten des englischen Gesandten Paget, den Frieden zu vermitteln, nach einigem Widerstreben annahmen.

Die Türkei war müde, Destreich wünschte den Frieden wegen seiner Absichten auf Spanien, weniger geneigt für denselben waren Polen und Rußland; Venedig hatte in der lezten Zeit den Krieg nur noch lässig geführt. Der kaiserliche Hof schlug Wien oder Debreczin zum Orte der Friedensverhandlungen vor, die Türken bestanden aber auf einem Plaz am rechten Donauufer, und so wurde endlich Carlowiß (an der Donau im heutigen peterwardeiner Regimentsbezirk der slavonischen Militärgrenze) gewählt. Der englische Gesandte Lord Paget und der holländische Colliere machten die Vermittler. Um die Streitigkeiten wegen des Vortrittes zu umgehen, baute man für die Sigungen ein

« PrécédentContinuer »