Images de page
PDF
ePub

von Käufern. V. 1) Der Markt, ahd. der marchat [marhat], marcat, markat u. merkat (Graff II, 852.), mhd. market, ags. market, altn. markadr, v. lat. mercatus Waarenhandel und Markt, ital. mercato, woneben mittellat. auch marchetum (Dufresne II. Bd. 2. Thl. S. 1202.), franz. le marché, bez. den gegebenen Begriff überhaupt. Darum steht das Wort auch, wenn eine solche Zusam menkunft nur zum Verkaufe von Waaren Einer Art geschicht, z. B. Gemüse, Fleisch-, Frucht-, Viehmarkt u. s. f. Der Jahrmarkt, ahd. der jârmarchat, jarmark (c) at u. jârmercat (Notker im Boëth.), ist eig. der jährlich nur ein Mal Statt habende Markt an einem Orte, welche Bed. aber nicht mehr üblich ist, sondern die davon hergenommene: größerer Markt im Waarenverkauf überhaupt, zum Unterschiede von dem Wochenmarkte, auf welchem hauptsächlich die Bedürfnisse für die Küche und den Tisch ausgeboten und gekauft werden. Die Messe, aus der kirchlichen Messe') ahd. missa, mhd. misse u. mësse, hervorgegangen, indem eben mhd. mësse auch Fest bedeutete (Schmeller II, 630.) und dieses in Städten durch den festlichen Besuch der Landbewohner zu Waarengeschäften und Kauf und Verkauf veranlaßte (Vgl. Kirchmesse Nr. 1070.), ist ein großer mit besondern Vorrechten und Freiheiten versehener Waarenverkehr durch ausgebreitete Zusammenkunft von Verkäufern und Käufern an einem Orte und während längerer Zeit. So z. B. die Messen zu Leipzig, Frankfurt u. s. w. Eine Menge Menschen verließ Leipzig; der Handel stand_größtentheils still, und die berühmten Messen waren jegt nicht besser als Jahrmärkte" (Archenholz, siebenjähr. Krieg 10. Buch). 2) Außer seiner eigentlichen Bed. gebraucht man auch Markt, in Übertra gung derselben, von dem Plage, wo der Markt abgehalten wird. Dieß z. B. in „auf dem Markte wohnen" u. s. w., so wie auch in den Benennungen von Plägen in Städten, als der Roßmarkt, Heumarkt, Fleischmarkt, Fischmarkt u. s. f., was sich schon in abd. marchat (gloss. trevir. 9, 29.) und fleiscmarchat (Ebendas. 31.) findet. Eben so üblich ist Markt in der Bed. „Marftgeschenk", d. i. Geschenk, das man jemanden auf dem Markte einkauft. Jahrmarkt kommt in eben solchen Übertragungen des eigentlichen Begriffes vor, allein in Bez. des Marktplages wohl äußerst selten, in der des Geschenkes üblicher. Messe steht nur auch Meß geschenk. 3) Da Markt der allgemeinste Ausdruck ist, so steht dieß Wort auch in Redensarten, in denen die beiden andern Ausdrücke nicht vorkommen, z. B. zu Markte bringen" = öffentlich dargeben [,, Mit jedem Produkt, das sie zu Markte bringen." Schiller, naiv. u. sent. Dicht.], seine Haut zu Markte tragen" auf eigne Gefahr unternehmen, u. a. m.

[ocr errors]

1) D. i. die feierliche Handlung des Priesters in der katholischen Kirche, Leib und Blut Christi unter der Gestalt des Brotes und Weines Gott zu opfern. Die Benennung ist das lat. missa, nach der gewöhnlichen Annahme gekürzt aus missa est! oder vollständiger: «ite, missa est (nämlich concio)!,

gehet, die (gottesdienstliche) Versammlung ist entlassen! Mit diesen

Worten wurden nämlich in der alten Kirche die durch Unterricht noch nicht völlig Gereiften vor der öffentlichen Abendmahlsfeier entlassen, da sie an ihr nicht Antheil nehmen durften. Übrigens bed. in der Latinität nach Constantins d. Gr. Zeit lat. missa so viel als missio Entlassung irgend einer Versammlung, und zwar, wie Avitus von Vienne (zu Ende des 5. Jahrh.) epist. I. sagt, nicht allein der kirchlichen, sondern auch der in Palästen und an Gerichtshöfen. Doch scheint das Wort vorzugsweise von der Entlassung der kirchlichen Versammlung gebraucht zu sein. So z. B. bei Augustinus serm 49. §. 8.: post sermonem fit missa catechumenis. » Daun steht es metonymisch für das, weßwegen die Entlassung geschah, nämlich die Abendmahlshandlung und sofort die unblutige Erneuerung des Opfers Christi in der kathol. Kirche.

1278. Maske. Larve. Ü. Bedeckung des Körpers, um unkenntlich zu machen. V. Die Maske (Maske), franz. masque, ist wahrscheinlich v. d. alten germanischen masca = Here (Lex Longobard. I, 11, 9. Lex Rothar. 197. 379. Diut. II, 358.) 1), in welchem Sinne auch talamasea steht (gloss. florent. 982 b. Graff II, 877.), mittelniederl. talmasge (Diut. II, 220.), altfranz. talmache; Maffe bedeutete hiernach, zunächst in der Übertragung des Wortes auf das verstellte Äußere des Menschen, gleichbed. mi larva, wofür talamasca immer gesezt ist, das schreckbare Gesicht, und dann überhaupt die schreckbare Gestalt. So bildete sich der neuhochd. Begriff: 1) falsches unkenntlich machendes Gesicht, durch welches man das eigne natürliche überdeckt. Dieß z. B., wenn man bei einem Maskenanzuge von der Maske im Besondern redet. So auch bei der bekannten eisernen Maske, bei welcher das künstliche Gesicht den Mann unkenntlich machte. 2) Die Ver- oder Überkleidung, um unkenntlich zu machen. In diesem Sinne ist z. B. eine Türken - Maske die Nachahmung eines Türken in seiner völligen Bekleidung nebst dem eigenthümlichen Gesichte. Davon gebraucht man dann figürlich Maske überhaupt = Vers stellung im Außern. So handelt z. B. mancher unter der Maske der Freundschaft und ist unser Feind. 3) Die mit einem Maffenanzuge bekleidete Person, eine Übertragung des eig. Begriffs. Das z. B., wenn wir von den Masken reden, die auf einem Masken balle sind. Die Larve, von lat. larva, was Gespenst, böser Geist, bedeutet, aber dann auch s. v. a. künstliches inwendig hohles Gesicht aus Pappe, Wachs u. dgl. zur Verstellung des eignen natürlichen, besonders wenn jenes in das Häßliche geht (Horat. Sat. I, 5, 64.), erinnert an jenen ersten Begriff nur noch, wenn das Wort bed.mißgestaltetes schreckendes Gesicht"), und dann auch durch Übertragung f. v. a. eine Erscheinung mit einem solchen Gesichte. 3. B. Scheußliche Larven erschienen, davon sie sich entsagten“ (Weish. 17, 4.). Aber von jenem fünftlichen Gesichte verstanden, wird das Wort neuhochd. durch Maske ersezt, da die s. g. feine Welt sich hier nach den Italienern und den Franzosen richtete, bei welchen nur maschera und masque im Gebrauche find; allein in figürlicher Beziehung des verstellten Gesichtes oder auch überhaupt der Verstellung zur Verheimlichung des wahren Innern ist das Wort üblich, auch im edelsten Style. 3. B. Komm, laff' uns

"

"

11

[ocr errors]

Den blut'gen Vorsag mit der schönsten Larve Bedecken! Falsche Freundlichkeit verhehle Das schwarze Werk der heuchlerischen Seele!" (Schiller, Mach. 1, 15.). Jest zeigt Ihr Euer wahres Gesicht, bis jest war's nur die Larve“ (Ders., M. St. III, 4.). der unter Gottes Larve - Dir Ehre, Scham und Unschuld wegbetrog!" (Ders., Semele 1.). Dann wird Larve auch von dem natürlichen Gesichte selbst gebraucht. zumal wo das Ausdruckslose neben dem Farbevollen hervorsticht. 3. B. Und die Muhme! Beim Element! Was haben die Herren vom Regiment Sich um das niedliche Lärvchen gerissen!" (Schiller, Wall. Lag. 5.)

[ocr errors]

1) Auch Wachter (glossar. 1088.) gibt schon dieser Ableitung den Vorzug. Sehr zu bezweifeln hingegen möchte die Ableitung Böttiger's (Deutsch. Merkur 1797. April S. 337.) sein von gr. Báona = lächer: liches und häßliches Ding zur Verhinderung einer Verzauberung, oder, wie es Salmasius in notis ad pallium Tertulliani nenut, ßaoxávia. Aber die Analogie des Überganges des b in m-dürfte mangeln, um Bestätigung zu geben.

2) So erklären auch im Neuhochd. die ältesten Vocabularien larua = was vor das Gesicht gethan wird zum Schrecken der Knaben. Dieß z. B. im Vocabularius ex quo, wo der deutsche Ausdruck « eyn larffen antzlit. [Larvenantlig] beigefeßt ist; im Vocabular. gemma gemmarum (Hagena w 1512.), wo butzen oder fasznacht angesicht, und i. d. Ausg. Straßburg 1512., wo butzen antlitz. dabeisteht.

[ocr errors]

Anm. Die Mumme= Verkleidung, im Besondern Larve, und auch verlarvte Person (Frisch 1, 673.), woher z. B. die Mummen. schanz. Mummenspiel (Schanze ist das franz. chance) d. i. Maskerade, ist veraltet. Auch der Schönbart, entstellt aus Schembart und an schön angelehnt, da ahd. scema (noch im Vocabular. v. 1482. schiem) Maske, Larve, allmälig ausstarb, wiewohl selbst noch in einem Nomenclator p. 1667. schömpart Larve wider die Sonne vorkommt (Schmetter III, 362.), bed. das nachgemachte falsche Angesicht, die Larve (Josua Máaler Bl. 360 ↳. Frisch II, 219.). Das Wort ist längst aber außer Gebrauch und nur noch alterthümlich z. B. bei Göthe: « Das Jahrmarkts-Fest zu Plundersweilern. Ein Schönbartspiel. »

=

[ocr errors]

1279. Maßgabe. Maßgebung. Ü. Bestimmung des Maßes oder Größenverhältnisses durch oder zu etwas. Dann überhaupt: Bestimmung in Angemessenheit wovon. Die V. beider Wörter besteht darin, daß Maßgabe üblicher ist und Maßgebung in ung eig. die Handlung des Gebens bezeichnet, woraus hervorgehen dürfte, daß dieses Wort dasjenige, in dessen. Beziehung es angewendet wird, mehr als ein Handelndes, und also das Unpersönliche personificirt, erscheinen lasse. Man sagt z. B., daß die Menschen nach Maßgabe, wie nach Maßgebung ihrer Erziehung von einander abweichen.

1280. Mäßig. Enthaltsam. Ü. im Allgemeinen: in den gehörigen Gränzen hinsichtlich eines Genusses. V. Mäßig, abd. mâzic (Notker, Ps. 79, 11.) und mezic (Graff II, 899.), bez. den Begriff überhaupt. Denn das Wort bed. zunächst: nach dem gehörigen (richtigen) Größenverhältnisse in etwas, z. B. mäßig

effen oder trinken u. s. w. Davon dann gewöhnlich: in einem nicht gar erheblichen Größenverhältnisse, z. B. eine mäßige Summe, eine mäßige Freude, mäßig gehen u. s. w. Enthaltsam f. Nr. 1064. Dieses Wort bed. sowohl: so, daß man sich von einem Genusse ab- und fernzuhalten weiß", als auch: „sich hinsichtlich eines Genusses alles versagend." Wer z. B. bei einem Mahle von einer köstlichen Speise nichts genießt, so gern er auch davon äße, wird sowohl enthaltsam genannt, als der, welcher verhältnißmäßig nur wenig davon zu sich nimmt; wer aber bei dem Genusse in den gehörigen Gränzen bleibt, oder nur ein nicht gar erhebliches Größenverhältniß bewahrt, ist mäßig. „Es gibt Menschen, denen es schwerer ist, mäßig zu sein, als enthaltsam, die eher ganz fasten, als bei einer wohlbeseßten Tafel nicht die Schranken der Mäßigkeit überschreiten" (Eberhard). Wie die Beiwörter, sind nun auch die Hauptwörter Mäßigkeit und Enthaltsamkeit verschieden.

[ocr errors]

1281. Mäßig. Frugal. Sparsam. Ü. Ohne gro ßen Aufwand in etwas. V. In dem Begriffe von mäßig Nr. 1280. liegt dieß allgemein. Frugal, von dem aus lat. frux (Genitiv frugis) Frucht neben frugi abgeleiteten lat. frugalis, was überhaupt in dem Sinne von genügsam mit Einfachem, womit sich auch der Gedanke an Weniges zu verbinden pflegt (also mit Geringem nach Qualität und nebenbei wohl auch der Quantität)" gebraucht wird, wie auch wir es als Fremdwort in unsrer Sprache haben. Sparsam = nach Möglichkeit mit Beschränkung in Ansehung des Aufwandes. Ein Mahl z. B. nennt man mäßig, wenn es überhaupt nach Verhältniß ohne gar erheblichen Aufwand zugerichtet ist; aber als ein einfaches Mahl, wobei eben nicht nöthig ist, daß die Speisen in Menge vorhanden sind, und wobei man doch genügsam sein kann, ist es ein frugales Mahl; sind die Speisen in der Zahl und in der Zubereitung möglich beschränkt, so ist das Mahl sparsam. Übri gens kann auch bei einem frugalen und sparsamen Mahle ein Gast unmäßig sein, wenn er sich in dem Vorhandenen übernimmt; aber selbst das frugale Mahl kann wieder sparsam eingerichtet sein, insofern es so viel als möglich in dem, was man bietet, schränkt ist, um an den Kosten dafür abgehen zu lassen, wie sehr es nur geschehen kann. Wie aber mäßig, frugal und sparsam verschieden sind, so auch die davon abgeleiteten Hauptwörter Mäßigkeit, Frugalität und Sparsamkeit.

be=

1282. Mäßig. Handlich. Ü. In einem nach Verhältniß nicht gar erheblichen Grade. V. Mäßig bez. dieß überhaupt (S. Nr. 1280.). Handlich, von Hand, ist, wie ahd. unhantlih unarbeitlich (lat. intractabilis), von der die Arbeit hemmenden strengen Winterzeit gebraucht (Graff IV, 971.), zeigt: so wie man es zur Hand haben mag, paßlich genehm. 3. B., Nichts kann handlicher zusammenliegen, wie die beiden Güter" (Lüdemann i. f. Übers. von Fielding's Tom Jones). In diesen Begriff des Wortes gehört es

auch, wenn handlich gebraucht wird für: ohne beschwerenden Grab wie man es wohl hinnehmen mag. 3. B.,,ein handlicher Stein" (Adelung) = von mittelmäßiger Größe oder Schwere. "Es gehet noch so handlich" (Ders.). Gestern war es sehr kalt, heut ist es handlicher" (Radlof b. Campe II, 536.). Leiblich und erträglich, welche noch als finnverwandte Wörter hier anzuziehen wären, f. Nr. 1200.

[ocr errors]
[ocr errors]

Anm. Neben obiger Bed. hat handlich oberd. auch die: mit Kraft und Anstrengung thätig (Vgl. Stalder II, 18.), 3. B. «[Tell] _schry den Knechten zu, daß'si hantlich zugind, biß man fur dieselb Blatten käme » (Tschudi, Chron. Helvet.), und hiernach Schiller (Tell IV, 1.): « Und wie ich eines Felsenriffs gewahre, Das abgeplattet vorsprang in den See, Schrie ich den Knechten, handlich zuzugehn, Bis daß wir vor die Felsenplatte kämen » Im Besondern ist handtlich = mit Kraft und Anstrengung thätig in der Wehre, tapfer (Schönsleder, promptuarium v. 1618. Frisch I, 409.).

1283. Mäßigen. Bändigen. Zähmen. Stehen in Ü., insofern sie anzeigen: eine Leidenschaft vermindern. V. Mäßigen bed. eig.,, in das gehörige Größenverhältniß niedergehen machen", und dann überhaupt: von einem starken Grade zu einem niedern zurückkommen machen" (Vgl. mäßig Nr. 1280.). So z. B., wenn der heftige Illo über den abreisenden Octavio ausruft: Er geht nicht ab müßt ich die Räder ihm am Wagen Zerschmettern lassen", und Wallenstein darauf antwortet: „Mäßige dich, Illo!" (Schiller, W. T. II, 3.) Bändigen dagegen bed.:,,Heftiges durch Zwang seiner Äußerung benehmen." Vgl. bändigen Nr. 288., wo auch die Verschiedenheit von zähmen zu ersehen ist. Wenn z. B. in Schiller's Braut von Messina der sanftere Don Manuel seine Liebe zu Beatrice nur mäßigen fönnte; so müßte der heftig stürmende Don Cesar die feinige vielmehr bändigen als mäßigen, denn diese war so heftig, daß sie ihn selbst zum Brudermorde trieb.

1284. Mäßigen. Mildern. — Mäßig. Mild. Ü. Des Grades der Stärke mehr oder minder benehmen. V. Dieß bed. mäßigen überhaupt (S. Nr. 1283. u. mäßig Nr. 1280.). Mild od. milde ist = angenehm weich, wie das Wort aber erst z. B. im Vocabular. predicant. u. Vocabul. gemma gemmarum u. d. Worte mitis vorkommt (Vgl. über die Bed. im Ahd. u. Mhd. die Anm.), im Gegensag von hart und streng (P. E. Müller, dän. Syn. I, 95.), 3. B. mildes Fleisch, mildes Obst, u. s. w.; insbesondere insofern diese angenehme Weiche auf die Empfindung eines Sinnes wirkt, z. B.,, Leicht und erquicklich athmet sich die Luft,

[ocr errors]

Und ihre Milde schmeichelt unsern Sinnen“ (Schiller, Macb. I, 12.). So ist z. B. auch der Geruch der Rose mild, die Frühlingswärme u. f. f. Dann überhaupt: von ange= nehm weichem Eindrucke, z. B. ein milder Regen, milde Thränen weinen u. f. w. Mildern, von dem veralteten milden ähd. miltjan ( erbarmen, b. Tatian), mhd. milten (= die Wildheit

« PrécédentContinuer »