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VORREDE.

Durch die Veröffentlichung dieses Wörterbuches ist mein vor zwei Jahren, bei Gelegen heit der Herausgabe meiner Grammatik der Tibetischen Sprache, gegebenes Versprechen erfüllt. Damals hatte ich bereits einen grossen Theil der Vorarbeiten zu einem Wörterbuche derselben Sprache beendigt. Diese Vorarbeiten bestanden hauptsächlich in der Ansammlung und alphabetischen Zusammenreihung der in drei verschiedenen Original - Wörterbüchern befindlichen Wörter und Ausdrücke. Diese Werke sind: 1) der Tibetisch - Mongolische ་མ Minggi-djamts'o,,das Meer der Benennungen“, oder vielmehr dessen dritte, Njiod,,Sonnenschein" genannte und das eigentliche Wörterbnch enthaltende, Abtheilung; 2) der Tibetisch Mongolische Bodtschi-dajig-togpar-lawa „die Tibeti

schen Sprachregeln leicht zu fassen“, und 3) der Mandschuisch-Mongolisch-Tibetisch-Chinesische Wörterspiegel, betitelt Kad-shi-schandscharwai melonggi jige „der Wörterspiegel von vier zusammengefügten Sprachen." Es ist diess der bekannte, unter der Regierung Kanghi erschienene und unter der Regierung Khianlung mit dem Tibetischen vermehrte, Wörterspiegel, jedoch ohne Commentar.

Unterdessen war nebst der Tibetischen Grammatik des Ungarischen Reisenden von Körös auch dessen Tibetisch-Englisches Wörterbuch erschienen. Eine Vergleichung desselben mit meiner Wörtersammlung überzeugte mich bald, dass der grösste Theil des Inhalts bereits von mir aus jenen Original-Wörterbüchern aufgenommen war, sie zeigte mir aber auch die Tüchtigkeit des Werkes und lieferte den vollgültigen Beweis von der gründlichen Kenntniss der Tibetischen Sprache, welche der Verfasser sich zu eigen gemacht hatte. Zugleich offenbarte diese Vergleichung nicht minder die beträchtlichen Lücken im Werke des Ungarischen Gelehrten, so wie die bisweilen unvollständige, ja hie und da sogar völlig verfehlte, Erklärung der Wörter in demselben. Mein Entschluss war daher gefasst, die Herausgabe meines

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Wörterbuches zu beschleunigen, in welchem sich nicht nur der ganze von Herrn von Körös gesammelte Wörterschatz wo es nöthig war verbessert und erweitert befindet, sondern weit über fünftausend Wörter und Redeformen mehr aufgenommen sind. Dass aber, ungeachtet dieser beträchtlichen Vermehrung, der Tibetische Sprachschatz beiweitem noch nicht erschöpft ist, bedarf keiner Bemerkung und muss Jedem einleuchtend seyn, der irgend ein ausgebildetes Sprachgebiet kennt und es weiss, wie schwer es ist, demselben Grenzen zu stecken. So habe ich während des Druckes des Wörterbuches beim Lesen Tibetischer Werke nicht nur noch manches Wort oder eine erweiterte Bedeutung desselben gefunden, welches nicht mehr aufgenommen werden konnte, sondern es sind mir unterdessen und seit dem auch noch andere Original-Wörtersammlungen, leider zur Benutzung zu spät, zugekommen. Eine Nachlese aus dem Tibetischen Wörterschatze kann, sobald dieselbe mit der Zeit einigen Umfang gewinnt, als Fortsetzung diesem Werke folgen.

Die von mir befolgte Methode in Betreff der alphabetischen Eintheilung und Aufeinanderfolge der Wörter ist von der des Herrn von Körös völlig verschieden. Dieser hat zwar auch die Reihefolge des Tibetischen Alphabets beobachtet, jedoch ohne Rücksicht darauf, ob die Initialen wirklich als Grundbuchstaben Geltung haben oder blos stumme Präfixe oder den Radikalen aufgesetzte, in der Regel nicht auszusprechende, Buchstaben sind, wodurch die grammatische und etymologische Verwandtschaft der Wörter weit aus einander gerissen und durch das ganze Werk zerstreut wird. Augenscheinlich hat er durch diese verkehrte Methode den Europäern das Aufsuchen der Wörter erleichtern wollen; er hat ihnen aber damit einen schlechten Dienst erwiesen, weil ein solches Verfahren vom Geiste der Tibetischen Sprache und ihrer Orthographie entfremdet und die systematische Ordnung derselben die von allen Tibetischen Grammatikern und Lexicographen streng beobachtet wird, aus den Fugen reisst Und da es nun wohl für Jeden, welcher vom Wörterbuche Gebrauch machen will, eine unerlässliche Bedingung seyn muss, vorher wenigstens das erste Capitel der Grammatik studirt. und sich mit der Lehre von den Buchstaben vertraut gemacht zu haben, so kann einem Solchen alsdann das Finden der Wörter nicht die geringste Schwierigkeit machen, indem er sie bei ihren Grundbuchstaben und der bei denselben festgestellten Ordnung aufsuchen wird. Um indess jedes Hinderniss. wegzuräumen und den Gebrauch des Buches so bequem als möglich zu machen, habe ich ein Register des Tibetischen Alphabets und der dazu gehörigen zusammengesetzten Buchstaben nach ihrer Ordnung vorangehen lassen.

Nicht ohne Widerstreben habe ich mich entschlossen, wie bei von Körös, den Haupttheil der Tempora und Modi verschiedener Verba unter denselben respective aufzuführen, indeni

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diese rein grammatischen Formen in ihrer Aufeinanderfolge eigentlich gar nicht ins Wörterbuch gehören. Blos in Betracht der Unregelmässigkeit vieler Tibetischer Verba, die es vielleicht für den Anfänger wünschenswerth macht, die Tempora und Modi beisammen zu sehen, bin ich hierin meinem Vorgänger gefolgt. Sollte die Tibetische Sprache einmal der Gegenstand allgemeinerer Studien werden und sich eine ausgedehntere Bekanntschaft in Europa erwerben, dann werden solche Zusätze ganz unnöthig seyn.

Um meinem Wörterbuche die möglichste Vollendung zu geben und dessen praktischen Nutzen zu erhöhen, habe ich mich die mühsame und zeitraubende Arbeit nicht verdriessen lassen, dasselbe mit einem vollständigen Deutschen Wortregister zu versehen, welches nicht blos eine Uebersicht alles dessen, was im Buche zu finden ist, gewährt, sondern auch für Linguisten und Sprachvergleicher, denen es weniger um das Studium der Sprache als um Kenntnissnahme einzelner Theile derselben zu thun ist, eine erwünschte Zugabe seyn dürfte.

Es war ursprünglich im Plane, das Wörterbuch zugleich mit der Deutschen auch mit einer Russischen Uebersetzung der Wörter herauszugeben, in der Art, wie diess bei meinem Wörterbuche der Mongolischen Sprache geschehen ist. In Betracht aber, dass dadurch nicht blos der Umfang des Buches zu sehr erweitert werden, sondern auch dem inländischen sowohl als dem ausländischen Käufer desselben unnöthige Kosten entstehen würden, ist der Plan dahin abgeändert, dass zwei Separat Ausgaben des Werkes, die eine mit Deutscher, die andere mit Russischer Uebersetzung veranstaltet wurden, deren beider Druck zu gleicher Zeit bewerkstelligt worden ist.

Das wesentlichste Hinderniss, welches dem praktischen Gebrauche der Grammatik sowohl als des Wörterbuches im Wege steht, ist die Seltenheit der Tibetischen Texte im ausserrussischen Europa. Um zur Abhülfe dieses Mangels etwas beizutragen, habe ich mich entschlossen, ein Tibetisches Werk im Original und in der Uebersetzung herauszugeben. welches der Einfachheit seines erzählenden Styls wegen mir am geeignetsten schien, als Grundlage des ersten Studiums der Tibetischen Sprache für Jedermann zu dienen; diesen Zweck auch um so eher erfüllen kann, da es wegen der Mannigfaltigkeit der Situationen, welche getrennte Erzählungen mit sich bringen, einen besondern Reichthum von Wörtern und Redensarten darlegt. Dieses Werk ist der, ein und funfzig grössere und kleinere Capitel in zwölf Abschnitten enthaltende, Dsang-lun, der einen Band des Kandschur bildet. Zwei. Capitel dieses Werkes habe ich bereits in meiner Tibetischen Grammatik als Leseübung mitgetheilt. Sollte, bei meinem vorgerückten Alter, es mir vergönnt seyn, die Herausgabe des genannten Werkes zu beendigen, dann würde für das fruchtbare Studium der Tibetischen

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Sprache fürs Erste hinlänglich gesorgt seyn und ich das zufriedenstellende Bewusstseyn empfinden, für die Begründung der Kenntniss zweier der wichtigsten und bisher fast unbekannten Sprachen Asiens und ihrer Literatur in Europa das Meinige treulich beigesteuert zu haben.

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