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Wörterbuch

der

Deutschen Synonymen.

Von

Friedrich Ludwig Karl Weigand,

Doctor der Philosophie, ordentlichem Lehrer an der Großherzoglichen Realschule
zu Gießen, des Weglar'schen Vereins für Geschichte und Alterthumskunde correfpon-
direndem und der Gesellschaft für deutsche Sprache zu Berlin außerordentlichem
Mitgliede.

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Vorrede.

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Opäter, als es in Absicht lag, tritt nunmehr der zweite Band meines Wörterbuches der Deutschen Synonymen vor das Publicum. Besonders hat erweiterte Forschung ihn verzögert. Mit demselben sollte das Werk geschlossen sein; allein gegen Voraussicht ist durch Anschwellen des Materials die Bogenzahl so stark geworden, daß sich der Verleger genöthigt gesehen hat, diese in einen zweiten und dritten Band des Werkes zu spalten, von welchen jener mit dem R schließt, dieser, S — 3 mit Register enthaltend und bereits zum größten Theile gedruckt, im Mai folgen wird. Das starke Anwachsen hat zweifachen Grund. Eines Theils beruht es darin, daß ich, bei gänzlichem Mangel historisch - sprachlicher Forschung auf dem Gebiete unsrer Synonymik und höchst ungenügendem Durchmessen der Bahnen des jüngern neuhochdeutschen Sprachgebrauches für dieselbe, das auf jenem Gebiete Vorhandene umbrechen und neu anbauen mußte; andern Theils ist die Zahl der Artikel, welche zu der unsrer frühern synonymischen Wörterbücher, namentlich des Gesammtwerkes von Eberhard, Maaß und Gruber, neu hinzugekommen sind, sehr bedeutend, wohin besonders auch die Unterscheidungen der finnverwandten Vor- und Bindewörter, und der von Sprachlehrern vor Grimm fälschlich als Ableitungssylben bezeichneten Zusammensegungswörtchen eingerechnet werden 1). Das den dritten Band schließende Register wird

1) Wäre es übrigens darum zu thun gewesen, bloß eine große Zahl der Artikel zu erlangen, so hätte das Buch noch weit mehr Nummern zählen können, als es umfaßt. Denn nicht allein sind häufig, wo es thunlich war, zwei Artikel des Wörterbuches von Eberhard, Maaß und Gruber zu einem vereinigt worden, sondern es schließen auch, um Ranm zu ersparen, die Anmerkungen eine nicht unbedeutende Zahl siunverwandter Wörter ein, besonders solcher, welche von den im Artikel verglichenen ab

die Reichhaltigkeit des ganzen Werkes in seinen einzelen Artikeln umfassend vor das Auge stellen, und, was mir nüglich scheint, durch ein vorgeseztes Sternchen unterschieden auch solche Wörter angeben, die nebenbei etymologische Begründung øder Erklärung gefunden haben, z. B. Höhrauch Nr. 946., Hand Nr. 996., Mehlthau Nr. 1787., Maulwurf Nr. 1788., Zapfenstreich Nr. 1812., Ausbund Nr. 1902., u. s. w.

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Man wird nicht verkennen, wie ich von dem historischen Standpuncte aus in der Sprache mit Sorgfalt fortgeschritten bin. Eine Uebersicht des außer den neuhochdeutschen classischen Schriftstellern Benußten und Durchforschten gewährt zum Theil das Verzeichniß der in dem Werke angeführten Schriften Bd. 1. S. XIII XVI, und Bd. 2. S. IX · XII. Jener Standpunct aber ist es auch allein, von dem aus eine Synonymik angebaut werden muß, zumal in unsrer Sprache, welche in ihrer Geschichte reicher ist und ein höheres Alterthum aufzuweisen hat, als die andern Sprachen neben ihr. In diesem tritt, wie aus dem durchsichtigen Gewässer eines Brunnens, der Sprache Gegenwart klärer vor das schauende Auge. Der Begriff, die Schattirung und Färbung desselben quellen aus der Geschichte des Wortes und werden aus dieser erst mit richtigerem Blicke erkannt. Wollte man einen andern Bau auf dem Felde der Synonymik einschlagen, als von dem genannten historischen Standpuncte aus, so kann jener allein ein solcher sein, bei welchem, anstatt daß der Pflug kräftig eingesetzt würde, nur die Oberfläche kaum eingerigt daliegt und der Anwuchs darauf, mit Unkraut durchwuchert, ohne die zureichende Bodenfeste verkümmert. In solcher Ansicht erscheinen, wiewohl großen Theils schuldlos, meine Vorgänger, ohne daß was sie Gutes geleistet, ihre Liebe für vaterländische Sprache, ihr Fleiß verkannt würde; in solcher Ansicht erscheint auch ein neulich ausgegebenes Handwörterbuch der Synonymen der deutschen Sprache für Volksschullehrer, dessen Verfasser Fleiß und Liebe zu seiner Aufgabe nicht entsteht, aber alle innere Kenntniß unsrer Sprache, wie sie die alten deutschen Mundarten aufschließen, gebricht, als wenn Grimm, Graff, Schmitt

geleitet sind. Dennoch enthält z. B. das O in seiner kleinen Zahl von Artikeln sechs neue, und das ganze Werk wird, die Vermehrung der finnverwandten Wörter in den vorhandenen Artikeln nicht in Anschlag gebracht, über 900 Artikel mehr zählen, als Eberhard's Handwörterbuch.

henner und Becker gar nicht vorhanden wären. Die Ergebnisse seiner Forschung bei tüchtiger Kenntniß der Sprache. dem Lehrer bieten, wenn man ihn nicht weiter zur Quelle leiten will, steht wohl an; aber ihn ohne Tiefblick und höhern Standort in ein Feld schauen lassen, wo nur einzele wilde, verderbliche Aufschüsse der alten Willkür anstatt des guten Kornes der historischen Forschung wahrnehmbar sind, kann nicht allein nicht förderlich sein, sondern muß verirren,

Man hat mir den Vorwurf gemacht, als sei das Philosophische nicht genug in dem Buche beachtet. Versteht man dieß so, als hätte das Buch die Begriffsbestimmungen unsrer Philosophen aufnehmen sollen, so liegt diese Anmuthung an ein Wörterbuch der Deutschen Synonymen außer dem Bereiche desselben, und ist Aufgabe für ein besonderes synonymisches Wörterbuch der eignen Sprache unsrer Philosophie. Zwar findet sich der in seinen Begriffsbestimmungen schärfste Philosoph, Kant, öfters angezogen und berücksichtigt, aber meist nur, wo es sich um solches handelt, was dem allgemeinen Sprachgebrauche gemäß oder von diesem aufgenommen ist. Ein Wörterbuch der Deutschen Synonymen soll allein rein sprachlich sein. Wollte es alle der Wissenschaft eignen, in dieser geschaffenen und nur zu oft veränderlichen, oft selbst widersprechenden Bestimmungen aufnehmen, so wäre es einem Schiffe zu vergleichen, das, unnüßer Weise mit Ladung übermäßig beschwert, sich mühsam fortschleppt oder gar sinkt. Das Sprachphilosophische, welches, den neuhochdeutschen Sprachgebrauch treu darlegend, sich auf historischem Grunde bewegt, wie z. B. bei Grimm, wird man im Buche nicht vermissen. Anderes halte ich für ungeeignet.

Denn

Ein andrer Vorwurf meint die prosaischen Belegstellen gegen die poetischen im Nachtheile. Daß diese immer überwiegend sein werden, wird wohl niemand läugnen, der auf dem Felde der Synonymik nur einiger Maßen gewandert hat. gerade bei dem Dichter erscheint, wie auch schon anerkannt worden ist, oft der Ausdruck in seiner eigenthümlichsten Bezeichnung und den feinsten Begriffsfärbungen. Darum ist aber keineswegs die Profa.in dem Buche vernachlässigt. Man schlage nur nach und es werden zahlreiche belegende Schriftstellen unsrer beßten und schönsten Prosa vor Augen treten. Hierbei will ich früherer Zeit geschweigen, aber aus der jüngern darf

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